Review
von Leimbacher-Mario
Ein Panzer wie Rambo
Kriegsfilme befinden sich schon lange nicht mehr auf ihrem Hoch, trotzdem sind sie natürlich nicht tot zu kriegen. So lange es die Dummheit & Bosheit der Menschheit gibt, echte Kriege anzufangen, wird es dazugehörige Filme geben. Die (Hollywood-)Kriegsfilme der letzten Jahre, stehen gefühlt aber unter einer wesentlich größeren Kritik als je zuvor. Ob zu Recht wegen Dummheit & purem Unterhaltungswert oder überkritisch aus reinem Kritiker-Weltverbesserer-Selbstzweck. Ob "American Sniper", "13 Hours" oder eben "Fury" - gerade in Deutschland wurden die Filme teilweise auseinander genommen, als ob man den gefallenen Opa höchstpersönlich unter den deutschen Opfern entdeckt hätte. Dabei muss man bedenken: Hollywood bleibt Hollywood, Amerika bleibt Amerika & Unterhaltung bleibt Unterhaltung, egal ob eine College-Komödie oder ein Kriegsfilme mit einem amerikanischen Panzer, der mitten durch Nazi-Deutschland rollt.
"Fury" entscheidet sich zuerst nicht wirklich ob er "Rambo" oder "Soldat James Ryan" sein will & der finale Kampf mit 5 Mann gegen ein riesiges deutsches SS-Battalion ist alles andere als realistisch - trotzdem hat mich der Film erstens gut unterhalten & zweitens die Grausamkeiten des Kriegs klar vor Augen gehalten. Ob die Amis dabei als übermenschliche Helden dargestellt werden & die Deutschen als dummer Hühnerhaufen, schert mich eher weniger. Es gibt immerhin Schlimmeres als Nazis fallen zu sehen. Und selbst den eher an Star Wars erinnernden Schüssen, die leuchtend durch die Luft schießen, kann ich einen gewissen Schauwert, auch als Stilmittel, nicht abstreiten. Viele haben hier wahrscheinlich einfach etwas viel Dramatischeres erwartet, kein dumm-bleihaltiges Actionspektakel. Viel ärgerlicher war da für mich die eigentliche Geschichte, die zwar intim & brachial einschlagen kann, jedoch ins Nichts führt. Eine übernatürliche Heldentat, ein legendärer Panzer & ein Brad Pitt als Captain America - das kann es doch nicht gewesenen sein, oder? Leider schon zum Großteil.
Die realitätsferne Story unterhält, weist jedoch teilweise enorme Längen auf & der Ton schwankt zu stark, um es zu ignorieren. Dafür ist er teilweise richtig hart, bietet packende Bilder & Panzer-Action, die ich so noch nie in einem Film gesehen habe. Teilweise hat er für einen (Anti-)Kriegsfilm fast schon zu viel Style von Regisseur Ayer eingeflößt bekommen. Die Darsteller, abgesehen vom blassen Jung-Gunner & unserer "Identifikationsfigur", sind dagegen tadellos. Manchmal nah am Overacting, insgesamt aber mitreissend & Gänsehaut verbreitend. Das toppen nur der graue Look & der brachiale Ton. Insgesamt für mich einer der unterhaltsamsten & bleihaltigsten Kriegsfilme aller Zeiten, zu 70% sogar eher ein rigoroser Actionfilm & damit im Endeffekt näher an Rambo als an James Ryan. Das wissen auch Brad Pitt, die anderen Macher des Films & die meisten Amis... hoffentlich ;)
Fazit: ein Kriegsfilm, wie sein Panzer - walzt alles nieder, zum Teil auch den guten Geschmack bzw. die Anti-Kriegs-Attitüde. Trotzdem durch den ungewöhnlichen (Panzer-)Blickwinkel & die klaustrophobisch-höllische Atmosphäre, durch grandiose Darsteller von Bernthal bis LaBeouf, herausragend im Dickicht von WW2-Filmen!