Dominierend in der Aufmerksamkeit des Publikums schien 2014 im Koreanischen Kino vor allem das Genre der period piece, des Costume action drama, allen voran der letztjährige Überflieger und mit fast 18 Millionen verkaufter Eintrittskarten auch lokale Gewinner Roaring Currents zu sein. Gefolgt in der Beliebtheit vor allem durch die Überraschung The Pirates sowie Kundo - Age of the Rampant und Fatal Encounter, mussten nicht nur die letzten beiden nach starkem Beginn in der Gunst der Zuschauer, sondern auch der Marktanteil einheimischer Produktionen gegenüber der (speziell) amerikanischen Ware Federn lassen. Einbußen in der Popularität trotz viel massenwirksamer Besetzung, finanziellen Aufwand und des Ansprechens historischer Gegebenheiten und so der Tradition könnte die Richtung des Programms für das neue Jahr und die noch folgenden im entscheidenden Sinne ändern; kleinere, persönlichere Produktionen waren vermehrt gefragt und sind im Risiko sowieso überschaubarer, wenn auch weniger ansprechend für den Ausländischen Markt.
Auch Lee Jae-gyoos historical The Fatal Encounter, ebenso bekannt als The King's Wrath, wird trotz seiner Zugehörigkeit zum durchaus auch im Westen beliebten Genre allerdings abgeschnitten von großartigen Rechteverkäufen sein. Materiell wird zwar das Erwartete und dies von Dramaturgie und gerade Timing überaus präzise geboten, in einer minutiösen Reihenfolge zwar von einem von mehreren Seiten aus geplanten Attentat auf den amtierenden König Jeong-Jo, dies allerdings großteils im Dialog, als Drama und weniger mit den Mitteln der Aktion erzählt. Eine Begebenheit aus dem 18. Jahrhundert, dessen Uhr sich unablässig hin zum fatalen Schicksal und dem Zusammenführen vieler Warnungen und Drohungen dreht:
Ende Juli 1777. König Jeong-jo [ Hyeon Bin ], erst seit etwas über ein Jahr im Amt und an der Spitze der Joseon Dynastie, ahnt von allgegenwärtigen Versuchen des Feindes, ihn offiziell zu stürzen oder mittels heimtückischen Anschlägen auszuschalten. Gefährlich und dies unverhohlen ist vor allem die Noron Faction, angeführt von General Gu Seon-bok [ Song Yeong-chang ] mit dem Bewussstein des Rückhalts durch das Militär, der lieber die Queen Dowager Jeong-sun [ Han Ji-min ] an der Spitze des Staates sehen würde. Als für die Nacht des 28 Juli die Revolte angesetzt wird, wird als Vorhut der bereits als Kind entführte und dann jahrelang als Killer ausgebildete Sal-su [ Jo Jeong-seok ] in den Palast eingeschleust. Währenddessen kann sich Jeong-jo eigentlich nur drei Personen anvertrauen. Seiner Mutter, Lady Hye-gyeong [ Kim Seong-ryeong ], die allerdings gerade ihrerseits wegen einem Giftanschlag auf die Empress Dowager in Ungnade gefallen ist. Hong Guk-yeong [ Park Seong-ung ], dem Anführer seiner Leibgarde, dessen Ungestümtheit aber eine frühzeitige Rebellion hervorbringen könnte. Und seinem persönlichen Diener und über die Jahre zum Freund gewordenen Sang-chaek [ Jeong Jae-yeong ]; welcher allerdings nicht Derjenige ist, den er vorzugeben scheint.
Dabei folgt man einer gestrengen Chronologie, in der die letzten zwanzig Stunden vor dem Massaker erzählt werden und man den verschiedenen Personen von ihrem Alltag davor hinweg bis in das Innere all der Komplikationen und Verschwörungen folgt. Motive werden ebenso ausgebreitet wie die Bündnisse und der Hintergrund von Ursächlichkeiten und dem im Ergebnis tödlichen Akt. Die Intrigen am Hof und die Verhaltensweisen des im Ziel des Attentats stehenden Person sowie ihre engere und auch die entfernte Umwelt wird dabei ebenso in Augenschein genommen wie sich all das Bemühen um einen Schritt hinaus aus dieser Misere nur als weiteren Schritt weiter hinein, das Ganze wie eine furchtbare vorhersehende Prophezeiung verhält. Ein Wettlauf gegen die Zeit, der von vornherein schon verloren scheint. Ein Verschwörungsthriller mit Agenten und Doppelagenten. Der emotionale Bürgerkrieg einer in sich zerrissenen Nation.
Formuliert – und nicht präsentiert – wird das Geschehen dabei in einer leisen, eher an die stillen Ränkespiele The Face Reader (2013) oder The Masquerade (2012) oder vielleicht zuvor noch The Servant (2010) erinnernden Dramaturgie, in der man eher an das Theater, an die dunkle Bühne mit überschaubaren Handlungsort und dem Ausdruck von Mimik und Gestik anknüpft als sich in physischen Konfrontationen ergeht. Kleine Gesten. Große Gefühle. Dass der Palast des Königs in einen Ort des Todes, einen düsteren Hades mit Leichen allerorten verwandelt wird, deutet die Einleitung in atmosphärischen Schwarzweiß und die Omen der dort verwandten Zitate an; der Weg dahin führt wie durch ein Labyrinth und praktisch doch nur im Kreis, sind die Zeichen bereits gesetzt und geht alles unabänderlich auf das eine Ende zu. Die einer regnerischen Dunkelheit, welche sich im Schlachtgetümmel blutrot färbt und in der Auseinandersetzung Pfeil und Bogen gegen Schusswaffen, Schwert gegen Nahkampf, viele sinnlose und einige Heldentode sieht.
Vorkenntnisse der Figuren, die Situationen und so der Faktenwissen der Geschichte entsprechend benötigt man dabei erfreulicherweise nicht, wird zwar die Politik ein wenig in Augenschein genommen, die Umstände der Gesellschaft und die Rolle des Militär, setzt der Film in seiner Kurzfassung allerdings mehr auf die Charakterisierung der Personen in einer bestimmten Position und nicht auf all das Leben an Hofe und im Lande an sich. Es gibt klare Parteien und ihre Gegenspieler, es gibt Schwankende, deren Entscheidungen abgenommen wurden oder noch abgenommen werden und die Erläuterung dessen, woher dies kommt und warum dies so ist. Ein Bewegen in braun und schwarz getäfelter Kulisse, dessen Architektur zwar edel, aber wenig einladend, sondern eher wie ein dreidimensional gewordener Albtraum, ein besseres Gefängnis, ohne Ausgang zum Entkommen ist. Ein Durchwandern von ernüchternden und bedrückenden Räumen, die edel nur im Aussehen, aber vergiftet mit Kabale und nur selten von Liebe umwoben ist. Trotz der vorherrschenden Beachtung von Monologen und Dialogen und der oft kühl scheinenden Darbietungsweise, hinter der sich das wahre Denken und die wahren Gefühle verbergen schreitet der Film unerlässlich und zwingend geboten wie eine Todesmaschine fort; selbst kleinere Ausflüge in Form von Blenden in die Zeit zurück und die Natur hinaus bieten durch ihre kurze Abwechslung nur wenig Fügungen von der Güte der Bestimmung und kein Hochgefühl und kein anhaltendes Glück.