Review

Trivialliteratur ist nicht mit Trash gleichzusetzen, das möchte ich hier noch mal feststellen.
Das bedeutet, daß man in eine Romanheftverfilmung durchaus filmische und dramaturgische Qualitäten einfließen lassen kann und nicht tatenlos mitansehen muß, wie eine Gruppe deutscher TV-Filmer eine Serienumsetzung produziert, die das vielzitierte GZSZ-Nivieau noch schamlos unterläuft.

Dieser Testpilotfilm für eine mögliche John-Sinclair-Serie (die wohl aufgrund der auffälligen, allumfassenden Mängel dann mit einer komplett neuen Besetzung beinahe gleich schlecht umgesetzt wurde) stellt den absoluten Abgrund im Schaffen deutscher Spannungsunterhaltung dar.
Das fängt schon bei der inkompetenten Story, die ohne zu proppen problemlos in einen 20-Minüter gepaßt hätte, hier aber bis zur Unkenntlichkeit in die Länge gezogen wird. Eingefaßt in einen Tri-tra-trulala-Mythos des Städtchens Köln präsentiert uns die Produktion hier eine gewaltige Missetut des schwarzen Todes, den wohl schillernsten Frühgegner aus der Heftserie, der dann nach ziemlich genau 102 Folgen den Löffel schmiß. War der damals noch ein schwarzes Skelett in einer Kutte, präsentiert uns die hier vollkommen überforderte F/X-Abteilung ein in einen wabernen Computernebel gehüllten mies gestaltetes Morphing-Ding, daß nur mit viel Phantasie als Skelettkopf auszumachen ist.
Ferner geht's um Voodoo, vier Hexen und viel Mumpitz, der gestreckt wird, bis die Sehnen reißen. Man kann noch nicht einmal sagen, es wäre alles so langsam in Szene gesetzt, es passiert einfach nichts von Bedeutung, davon aber jede Menge.

Auch die Darsteller können hier nichts reißen, dafür sind ihre Rollen zu saumäßig geschrieben. Florian Fitz ist schon rein optisch kein Typ für die Hauptrolle, denn daß Onkel Sinclair blond ist, weiß nun jeder Titelbildkenner vom Kiosk. Gelackt und agentenmäßig sportlich kommt er daher, kongenial unterstützt von Reporterkollege Conolly, die sich hier auf ungewohnt deutschem Terrain bewegen. Was wir optisch noch akzeptieren können, endet spätestens wenn die beiden die Klappe aufmachen.
Dialoge der Todes - etwas derart hölzern Aufgesagtes findet man sonst nicht mal im Sat-1-Frühstücksfernsehen beim Talentschuppen. Inhaltlich absolut nichtssagend und unterirdisch wird hier ohne Timing, Spannung und Modulation gesprochen, wenn nicht aufgesagt. Dazu noch völlig überflüssige Kunstpausen, unpassende Musik und ein paar Kameraeinstellungen, die jeden Filmhochschüler den Studienplatz kosten würden.
Verstanden hat das Skript wohl niemand, mitspielen wollte so richtig auch keiner nach der Lesung und Klaus Knoesel, der hier den Regisseur mimt (Ist das ein Pseudonym?) wäre als Bäcker sicher erfolgreicher.

Worum es geht, ist eigentlich unwichtig, es ist viel unterhaltsamer, über so viel Untalent zu staunen. In Köln kämpft sich Utz Krause dann durch seinen Mallmann und versucht nach Kräften, einen Hauch Ironie in der Rolle mitschwingen zu lassen, die jedoch gar keine enthält. Hier ist zu spüren, daß das wohl ein Action-Produktionsteam gewesen ist, die wohl glaubten, Gruselspannung ginge ganz anders als rasant zu inszenieren. Hätten sie sich bloß an ihren gewohnten Stiefel gehalten, dann wäre vielleicht noch Drive dringewesen.

Einen wirklichen Schock gibt es bei Thierry van Werveke, der uns als Belgier Hank in "Knockin' on Heavens Door" so viel Spaß gemacht hat. Hier macht er auf Dämonenbeschwörer, wuselt als Buhmann durch halbverdunkelte Großraumwohnungen und zieht übergroße Nadeln aus zweckentfremdeten Barbiepuppen in Zeitlupe, wobei er ein Gesicht zieht, als hätte er Verstopfung und Kackzwang gleichzeitig. Daß er so schlecht sein könnte, hat er wohl selbst nicht gedacht.

Ist aber noch gar nichts gegen unsere drei Grazien/Hexen und ihre Königin Kerstin, eine blondierte Nullzone von Möchtegernschauspielerin, die weder ordentlich geradeausgehen, noch auch nur ein Wort ordentlich hervorbringen kann. Könnte sie wenigstens kreischen, hätte sie ja noch einen Sinn, aber so können wir nur froh sein, daß die Gute am Ende tot ist.

Was wirklich Anerkennung verdient, ist der heroische Versuch der F/X-Abteilung in Germany Effekte Marke "Independence Day" abzuliefern. Wohlgemerkt, sie scheitern. Aber sie haben ihr Bestes gegeben und das ist in diesem Film nicht üblich.
Die vielbesprochene (und dramaturgisch total unwichtige, weil nicht reale) Explosion des Kölner Doms ist technisch nett, für einen Bombeneffekt aber dann doch zu durchsichtig gemacht. Sinclairs Kreuz sieht aus wie ein übergroßes Kinderspielzeug und war wohl Vorbild für die Happy Hippo Snacks, denn es hat an allen vier Enden lustige Knubbel, die so groß sein mußten, weil ja zwecks überirdischen Lichteffekts überall kleine Glühbirnen hineinmontiert werden mußten. Die Hexen-Zombie-Masken sind gerade noch lauwarmer Durchschnitt für Amateurproduktionen, einige Lichtsequenzen Kinderspielerei und wenn Blut fließt, fallen Leute wie Bethmann vermutlich vor Lachen ins Koma. Die flammende Abtei am Ende wird deutlich sichtbar aus Düsen gespeist und was unseren Kumpel, den schwarzen Tod angeht werden Details dankbar vermieden. Anschließend animierten die Jungs dann das Biest aus dem Bodensee (von dem ich vorher annahm, es sähe aus wie Iris Berben), was auch in die Hose ging, aber nicht ganz so scheppernd. Ergo: man lernt dazu in deutschen Landen.
Ansonsten verläßt man sich auf Reißschwenks in Zeitlupe, um auch ja auf 90 Minuten zu kommen, was den Kameramann den Kopf kosten sollte.

Mit Action ist übrigens auch Essig, dafür gibt die Story zu wenig her. Völlig unvermittelt (und absolut sinnfrei) stürmt dann eine Eliteeinheit mit Nachtsichtgeräten und Flammenwerfern ein Hexenkellerchen und bekommt die Visage nach hinten gedreht und zwar en komplett.
Das ist technisch, atmosphärisch und spannungsmäßig so armselig gemacht, daß mir als altem Sinclairfan die Tränen kamen, ein Offenbarungseid deutscher Wertarbeit. Wer seine verbleibenden Sinne noch beisammen hat, identifiziert das natürlich als ein Rip-Off der Marine-Sequenz aus Aliens-Die Rückkehr. Interessanterweise können die Stunt-Jungs das, wenn es um Helicops und den Clown geht.

Vielleicht hätte man also doch besser vorher ein paar Actionfilme, einige James Bonds, einige Akte-X-Folgen und ein paar dezente Grusler einwerfen sollen, dann hätte man schon alle nötigen Versatzstücke beisammen gehabt, anstatt ein Treatment 1: 1 von Jason Dark zu übernehmen und die Dialoge nicht noch weiterzuentwickeln. Auch sollte man jemanden fragen, der sich mit sowas auskennt und nicht einen Senderhausmeister beauftragen, der daraus ein papierflaches Hochglanz-Holzstück mit todernstem Gesicht produziert, daß jede 90210-Folge oscarverdächtig erscheinen läßt.

Versteht mich nicht falsch, ich halte meine Sinclairs immer noch in Ehren (zumindest bis Nr.400), doch was hier produziert wurde, erinnert an das Werk einer Horde debiler Neandertaler. Natürlich kann man ob der totalen Inkompetenz herzlich lachen, weil hier der Trashfaktor in ungeahnte Höhen steigt, aber hier wäre der Start in einer gute deutsche Gruselserie möglich gewesen und das ärgert doch entschieden.
Allen Trash-Lachern wünsche ich viel Spaß, doch wer dieses Spektakel hier ehrlich gut fand, der muß sich mal dringend den Bregen röntgen lassen, nur um sicher zu sein, daß er überhaupt noch da ist. (2/10)

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