Review

Leckageortungsalptraum


Zusammen mit „Ringu“, „Ju-On“, „Kairo“ und vielleicht noch „A Tale of Two Sisters“ ist „Dark Water“ sicher einer der bedeutenderen, bekannteren und empfehlenswerteren J-Horror-Filme überhaupt. Ein Must-See quasi in seiner Kategorie. Natürlich auch inklusive Hollywoodremake, das hier aber jetzt nicht unbedingt mit angeschaut werden muss. Wer in dieses Subgenre eintauchen möchte, kommt um das Original und diesen feuchttraurigen Mutter-Tochter-Schocker kaum herum. Bereits Hideo Nakatas zweites Meisterwerk nach seinem VHS-Feuerstarter rund um Sadako. In „Dark Water“ durchläuft eine mehr oder weniger alleinerziehende Mutter ihren Scheidungsprozess und zieht mit ihrer Tochter währenddessen in einen neuen, grauen Appartementkomplex, wo es überall tropft und siecht und leckt. Durch die psychische Belastung und einen gruseligen Vermisstenfall in dem Gebäude gerät die Mutter immer weiter unter Druck und die schaurigen Erscheinungen erhöhen sich täglich…

Raindrops keep falling on my head…

„Dark Water“ ist genauso sehr Charakterstudie, Psychogramm und Drama wie Grusler. Fast sogar eher mehr. Dieses dauernde Tropfen, dieser scheinheilige Vater, die verzweifelnde Mutter, die grauen Wände, die unschuldige Tochter und gelb-schimmeligen feuchten Stellen - ein Atmosphäreschwergewicht ist hier allen Beteiligten gelungen, das kann man kaum hoch genug loben. Vor allem auf der fabelhaften neuen 4K-Disc sind dieser Regen, diese Feuchtigkeit, diese Nässe förmlich durch den Bildschirm zu spüren, die Kälte dringt tief unter die Haut und in den Kopf - nicht nur der dargestellten Mutter, sondern auch in den des Zuschauers. Unangenehm - und doch verliere ich mich gerne in dieser H2O-Hölle aus Verlust, Beton und Plätschern. Selten habe ich einen feuchteren Film gesehen. Hier macht jede schattige Pfütze dem Titel alle Ehre. Dreckig, düster, dunkel. Oft denkt man, japanische Gruselgeschichten kommen auf dem Papier - etwa als Roman oder Comic - unangefochten am besten rüber. Aber „Dark Water“ beweist eindrucksvoll und vor allem mächtig echt, real, emotional (!), dass es auch filmisch möglich ist, das Maximum an Flair, Feuchtigkeit und Furcht aus dem Land der Kirschblüten zu wringen. 

Fazit: Betonblocktropfsteinhöhle der mütterlichen Urängste… „Dark Water“ ist ein Grundpfeiler des J-Horror und noch immer ein zuverlässiger Gänsehauttreiber. Slowburn-Chiller nach Mutter-Tochter-Art. Beunruhigend höhlt der Tropfen den Stein. Eine gute Geduld braucht man allerdings. 

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