Als ein weiterer Genrebeitrag im Schatten von "Ring" entpuppt sich "Dark Water". Im Osten scheint man ein funktionierendes Schema entdeckt zu haben, dass es auszuschlachten gilt. Einst klappte das in Hollywood mit der Slasherwelle dank "Scream" ähnlich gut.
Auch diesmal steht eine Frau im Vordergrund, die von ihren alltäglichen Sorgen fast erdrückt wird. Sie lebt in Scheidung, ist arbeitslos, kämpft um das Sorgerecht für ihr Kind und ist ein nervliches Wrack. Einen Neustart mit ihrer sechsjährigen Tochter versucht sie in heruntergekommen Wohnung eines alten Betonklotzes. Die Idylle ist trügerisch, denn von der Decke tropft immer mehr Wasser und eine mysteriöse rote Tasche taucht immer wieder auf. Leider ist das aber schon alles Unheimliche, was in der ersten Stunde präsentiert wird, wenn man von einem kurzen Schatten absieht.
In tristen, farblosen Bildern und verregneten Sets ist es dem Regisseur leider viel wichtiger ein Drama zu inszenieren, dass den Zuschauer enttäuscht. Hin- und hergerissen zwischen Job, Erziehung des Kindes und dem Streit mit ihren Mann vor Gericht bleibt lange keine Zeit mehr für gruselige Atmosphäre. Statt dessen wird in aller Ausführlichkeit alltägliche Szenen des Mädchen und ihrer Mutter im Kindergarten beziehungsweise auf dem Arbeitsplatz gezeigt, die anfangs zwar noch Charakteraufbau suggerieren, aber näher betrachtet nur Lückenfüller für die letzte halbe Stunde darstellen.
Aber die hat es in sich und ist qualitativ auf "Ring"-Niveau. In der feuchten Wohnung geschehen allerlei merkwürdige Dinge, die Tochter verschwindet und taucht wieder auf. Der Regen wird stärker und rätselhafte Schatten und ein junges Mädchen streifen durch die Flure. Meisterliche Schocks (bei denen ich mich mindestens zweimal fast zu Tode erschreckt habe) wechseln sich mit bedrückender Atmosphäre ab und führen schlußendlich zu einer bösen Auflösung. Die Entdeckung der Mutter auf dem Dach schocktiert, wie das Schicksal ihrer Tochter die derweil in der Wohnung um ihr Leben kämpft. In dunklen, farblosen, pessimistischen Bildern steuert der Film auf ein Ende zu, dass nicht uneingeschränkt als Happy End akzeptiert werden dürfte.
Fazit:
Wäre der Film über die gesamte Distanz so meisterlich wie die letzten 30 Minuten, würde ich hier von einem beispiellosen Meisterwerk sprechen. Doch leider geriet die erste Stunde dank ihrer klischeehaften Story, der zähen Inszenierung und dem Fehlen von gruseliger Atmosphäre zu belanglos, was eine höhere Bewertung unmöglich macht. Schade, aus der Idee hätte weit mehr gemacht werden können.