Review

Bisher waren für mich alle Marvel-Filme gut bis sehr gut, mit  MARVEL'S THE AVENGERS als bisherigem Höhepunkt. Aber was alles so machbar ist, wenn man seitens der Marvel Studios etwas Risiko eingeht und einem Regisseur mit (sehr) eigener Handschrift wie James Gunn einen solchen Film anvertraut, wird mit den GUARDIANS OF THE GALAXY als etwas seltsamen und eigenartigen Bruder der ikonischen Avengers eindruckvsoll bewiesen.

"We're the fricking Guardians of the Galaxy!"

Und dabei hat er es nicht einmal leicht gehabt. Aus diesem Stoff, den allenfalls Comicnerds kennen, einen erfolgreichen Film zu machen, der zudem auch noch aus einem Superheldenteam besteht, bei dem keiner der Figuren einen Solofilm spendiert bekommen hat, ist schon eine Herkulesaufgabe. Da hat es Joss Whedon mit den Avengers schon leichter gehabt, denn die gesamte Kinogemeinde wartete auf die Zusammenkunft der ikonischen Superhelden. Hier jedoch ist weit und breit keine Spur von ikonischen Superhelden.

"I am going to die surrounded by the biggest idiots in the galaxy"

Ein leicht trotteliger, unkonventioneller Outlaw als Anführer, eine Auftragskiller-Na'vi in grün, ein etwas beschränkter, rachegetränkter Muskelmann, ein genmanipulierter, technikaffiner und hochintelligenter Waschbär und ein sprechender Baum. Das sind die Guardians, die Superhelden, "a bunch of a-holes" wie es im Film selbst treffend gesagt wird. Wie soll man diese Truppe, nachdem das geneigte Kinopublikum die ikonischen Avengers oder die bierernsten DC-Vertreter kennt, präsentieren?

"She has no idea. If I had a blacklight, this place would look like a Jackson Pollock painting"

Nun, James Gunn weiß wie, denn es gibt hier nur einen richtigen Weg die Guardians adäquat auf Zelluloid zu bannen - nämlich so schön verschroben und schrullig wie es  die Guardians nun mal selbst sind. Da wird auch nicht viel Zeit damit verschwendet jede einzelne Figur eine halbe Stunde vorzustellen. Natürlich hätte man mehr auf die eigenen Vorgeschichten der Figuren eingehen können, doch Gunn begnügt sich damit die Charaktere so vorzustellen, dass man Sie, Ihre Handlungen und Aussagen versteht und nachvollziehen kann. Sie alle wirken glaubwürdig, weil Gunn weiß, wie viel Charakterisierung er seinen Figuren verpassen muss. So ist es auch kein Wunder, dass trotz relativ wenig Vorstellung der Charaktere (wobei da immer noch mehr an Charakter zum Vorschein kommt als bei Überlängenschinken wie Man of Steel oder auch vereinzelt den Avengers-Einzelfilmen), die Harmonie und Dynamik innerhalb der zusammengewürfelten Truppe prächtig funktioniert.

"We're just like Kevin Bacon"

Die größte Stärke dabei ist ohne Zweifel die Art und Weise mit Gunn das Ganze angeht. Immer mit einem Augenzwinkern, manchmal sogar mit zwei geschlossenen Augen (und das im positiven Sinne). Für Fans ernster, erwachsener Comicunterhaltung ist das wahrlich kein Freudenfest. Für alle die, die Comics, den Film, grundsätzlich alles und vor allem sich selbst nicht ganz ernst nehmen können ist es jedoch ein wahres Freudenfest Star-Lord, Drax und Rocket bei Ihren Dialogen zuzuhören. Und wenn das alles noch gepaart wird mit großartigen Spacefights, inklusive Anspielungen für Zocker denen "Atari" noch ein Begriff ist, einigen klasse Actionszenen und einer simplen aber effektiven Bösewicht-will-irgendwas-zerstören-Geschichte, kann man schon mal wie ein kleines Kind mit großen Augen im Kino sitzen und das alles begeistert anstarren.

"They got my dick message!"

Doch nicht nur die Augen bekommen ordentlich Futter, denn Extra-Lob hat sich vor allem der Soundtrack verdient. Der Score allein mit seinem Avengers-ähnlichen Grundthema ist schon klasse, aber der "Awesome Mix Vol.1" sprengt alles zuvor dagewesene. Klar, Iron Man hatte Black Sabbath und AC/DC, aber das war noch irgendwie cool und hip. Hier dröhnt Chartmusik der 70er und 80er, angefangen von Blue Swedes "Hooked on a Feeling" über Redbones "Come and get your Love" (Beste audiovisuelle Szene im gesamten Film für mich!), bis hin zu David Bowie, den Jackson Five und Rupert Holmes' "Pina Colada Song" (!). Das ist genau das passende i-Tüpfelchen auf dem ohnehin schon schrulligen und verschrobenen Potpourri den James Gunn hier so wunderbar auf die Leinwand zaubert.

"What are you doing?"
"Dance-off, bro. Me and you"

So und nicht anders bringt man die Guardians auf die Leinwand. Und das es dann auch noch generell gut ankommt und nicht wie im Vorfeld nur die eingefleischten Nerds abfeiern, ist vielleicht das größte Kompliment für Gunn, denn so dürfen wir uns darauf freuen, dass die Guardians in ein paar Jahren durch die Galaxie tingeln mit nur einem Ziel, was sie tun:

"Something good, Something bad. Bit of both"

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