Bewertung im Gesamten sowie der Episoden im Einzelnen
Gesamt-Urteil: 10/10 (rechnerisch: 7,8/10)
Sehr ausführlich wird bei Band of Brothers die Normandie-Invasion im 2. Weltkrieg in kühlen trüb-sommerlichen sowie frostig-winterlichen Bildern dargestellt. Diesmal aber nicht wie im ähnlichen Spielfilm *Der Soldat James Ryan* von der Wasserseite aus, sondern aus der Luft in Form einer Fallschirmjäger-Einheit. In der Qualität steht diese TV-Serie dem vorgenannten Film in nichts nach; ganz im Gegenteil: hier ist alles ausführlicher und realistischer inszeniert worden. Es geht dabei auch nicht um einen merkwürdiges Sonder-Einsatz-Kommando, sondern um den eigentlichen Krieg und den damit verbundenen Situationen schlechthin. Besonders auffallend dabei ist, das die US-Soldaten nicht als patriotische Helden dargestellt werden, sondern als wehrdienstleistende Menschen unterschiedlichster Gesellschaftsschichten, die ihre persönlichen Ängste haben und zudem taktische Fehler begehen. Natürlich spielen sie hier die Hauptrolle und deutsche Soldaten werden meist zu gesichtslosen Zielscheiben degradiert; aber nicht immer. In der 2. Episode befindet sich eine ziemlich dramatische Szene, in der gezeigt wird, das selbst die Alliierten nicht immer die Engel waren und ein deutscher Soldat durchaus gebürtiger Amerikaner sein kann. Und die 9. Episode schildert beeindruckend, das die Amis während der Siegesphase nicht nur Schokolade verteilt haben.
Durch die leicht dokumentarische Erzählweise wirkt diese Serie "gefühlsecht", die kriegerischen Auseinandersetzungen sind realitätsnah und werden dem Zuschauer schonungslos in teilweise brutalen Szenen dargeboten.
Der Vorteil dieser Produktion ist auch, das die unterschiedlichen Regisseure und Drehbuchautoren ihren Einfluss in den einzelnen Episoden einbauen, wodurch einer inszenatorischen Eintönigkeit vorgebeugt wird. Insgesamt bleibt aber der Zusammenhang als Serie erhalten.
Die Drehbuch-Autoren:
Tom Hanks (Teil 1), Erik Jendresen (T1+5+10), John Orloff (T2+9), E. Max Frye (T3),
Graham Yost (T4+7), Bruce C. McKenna (T4+6+8), Erik Bork (T8+10)
Die Regisseure:
Phil Alden Robinson (Teil 1), Richard Loncraine (T2), Mikael Salomon (T3+10), David Nutter (T4),
Tom Hanks (T5), David Leland (T6), David Frankel (T7+9), Tony To (T8)
Als Darsteller begleiten einen hauptsächlich DAMIAN LEWIS als Major Richard D. Winters, DONNIE WAHLBERG als 2nd Lt. C. Carwood Lipton und RON LIVINGSTON als Capt. Lewis Nixon sowie DEXTER FLETCHER als SSgt. John Martin durch die gesamten Einzelfolgen. Alle anderen Darsteller treten mal mehr oder weniger in den Vordergrund; haben in nur einigen Folgen Gastauftritte, kommen später dazu oder bleiben auf der Strecke.
Jede Episode startet mit einleitenden Erklärungen der originalen Kriegs-Veteranen (O-Ton englisch), dessen Geschichte in dieser Serie geschildert wird.
Diese TV-Serie kann eigentlich nur als DVD-Set empfohlen werden, da die Möglichkeit besteht, die Episoden zeitlich unabhängig nacheinander und vor allem ohne (bei diesem Thema extrem störender) Werbeunterbrechungen anzusehen. Selbstbestimmte Wiederholungszyklen ist ein weiterer Aspekt, der dafür spricht.
Episoden-Urteile (Teil 1-10): 7/10 + 8/10 + 9/10 + 8/10 + 7/10 + 8/10 + 9/10 + 8/10 + 7/10 + 7/10
Teil 1 - "Currahee": 7/10 (imdb: 8,7/10 - Dez.2008)
Die Vorbereitungen für den D-Day sowie die zurückblickende Trainingszeit wird zunächst einmal etwas ruhiger und dialoglastiger gehalten, wirkliche Langeweile kommt dabei aber nicht auf. Einige Charaktere werden genauer umrissen, Zusammenhänge erschaffen und Querelen untereinander geschildert. Die Easy-Kompanie steht dabei im absoluten Vordergrund, welche von dem strengen, aber auch nicht ganz fähigen Zugführer Captain Sobel (DAVID SCHWIMMER) zur Mustertruppe gedrillt wird. Etwas näher ins Bild rückt u.a. FRANK JOHN HUGHES als SSgt. William 'Wild Bill' Guarnere; SIMON PEGG (*Hot Fuzz*) hat hier ein Cameo.
Die Episode endet mit dem Überflug zur Normandie, welche die Erwartungs-Spannung des Folge-Teils heraufbeschwört.
Teil 2 - "Day of Days": 8/10 (imdb: 9,4)
Gleich zu Anfang geht es richtig rund, bei der Ankunft wird das Geschwader beschossen und die verstreuten Fallschirmspringer versuchen sich in der Dunkelheit zu sortieren. Das gelingt nicht wirklich und im Sammel-Lager wird eine provisorische Neu-Ordnung geschaffen, wobei hier auf das mögliche Scheitern der Invasion angespielt wird. Spannung kommt bei der Übernahme eines deutschen Gefechts-Standes auf, bei dem die Kamera zwar kräftig, aber nur kurzfristig gerüttelt wird; man fühlt sich dadurch in diesen Szenen unweigerlich wie Live-vor-Ort. In dieser Folge wird auch tüchtig gemetzelt, wobei aber der taktische Plan sowie dessen Ausführung eher im Vordergrund steht als das detaillierte präsentieren von Kampfhandlungen; was aber nicht heißt das auf schonungslose Bilder verzichtet wird. Diese Episode endet relativ abrupt.
Näher umschrieben werden die Personen NEAL MCDONOUGH als 1st Lt. Lynn 'Buck' Compton, SCOTT GRIMES als TSgt. Donald Malarkey, FRANK JOHN HUGHES als SSgt. William 'Wild Bill' Guarnere und ANDREW SCOTT als Pvt. John 'Cowboy' Hall.
Einen Cameo-Auftritt haben TOM HANKS sowie SIMON PEGG.
Teil 3 - "Carentan": 9/10 (imdb: 9,4)
Zunächst finden sich noch weitere verschollene Airborne-Trooper ein, bevor es dann zur Erstürmung des Örtchens Carentan an den Start geht. Während eines Häuser-Kampfes steht die Strategie im Vordergrund, Heldentum gibt es eher nicht und es passieren auch den Amis gravierende Fehler mit hohem Kollateral-Schaden. Des weiteren werden einzelne Charaktere noch deutlicher fokussiert und ihr Gefühlsleben dargestellt, vor allem als sie des Nachts vor deutschen Truppen in Erdlöchern lagern; im Vordergrund stehen dabei der leicht schizophrene Pvt. Albert Blithe (MARC WARREN) sowie der 1st Lt. Harry Welsh (RICK WARDEN). Danach gibt es noch eine actiongeladene und (fast) ausweglose Feld-Schlacht gegen Panzer.
Abgeschlossen wird dieser Abschnitt mit einer Party und der Vorfreude auf den Heimweg, welche allerdings durch eine schlechte Nachricht getrübt wird. - Die Rückreise in 7 folgenden Episoden abzuhandeln zu wollen wäre auch etwas waghalsig geworden... ;-)
Dieser Teil wurde meines Erachtens überflüssiger Weise mit einem FSK-18-Label versehen.
Teil 4 - "Replacements": 8/10 (imdb: 9,5)
Das neue Einsatz-Gebiet ist Eindhoven in Holland, wo die Soldaten überschwänglich von Einheimischen begrüßt werden, was ihnen allerdings eher Unbehagen bereitet. Auf dem Weitermarsch werden sie an einem Bauernhof beschossen, wo wieder sehr unpatriotisch der wahre Krieg beschrieben wird, bei dem auch die Amerikaner erneut nicht wirkliche Helden sind. Etwas kameradschaftlicher Pathos kommt dabei zwar schon vor, doch in einem Maße, der realistisch sein dürfte.
Der Fokus richtet sich auf den verschollene Soldat Sgt. Denver 'Bull' Randleman (MICHAEL CUDLITZ), dessen Überlebenskampf im Versteck auf der von Deutschen besetzten Farm näher geschildert wird.
Teil 5 - "Crossroads": 7/10 (imdb: 9,0)
Mit etwas ruhigeren Sequenzen durchsetzt behandelt diese Folge den Bericht eines Einsatzes, welchen Major Richard D. Winters (DAMIEN LEWIS) verfassen muss. Jener Einsatz wird dabei rückblickend in Abschnitten eingeworfen, sodass sich dieser Teil in der chronologischen Abfolge von den vorherigen Episoden etwas abhebt. Das beugt einer möglicherweise aufkommenden Langeweile vor, denn im Prinzip wiederholt sich einiges (unterhalten, taktieren, schießen, sterben).
Im Rampenlicht steht diesmal Major Richard D. Winters (DAMIEN LEWIS), der zu einem (ihm unbehaglichen) Büro-Job befördert wird sowie Capt. Lewis Nixon (RON LIVINGSTON).
Die Episode endet mit dem Beginn eines Einsatzes, welcher einem Todes-Kommando gleich kommt. Die Easy-Company soll eine Front-Einheit ersetzen, die arg von den Deutschen gebeutelt wurde; sie haben kaum Munition, keine gute winterliche Ausrüstung und nicht viel zu Essen.
Insgesamt eine gute + interessante Folge, die mir stellenweise etwas zu "öde" wirkte. Wobei aber gerade diese ruhigen Szenen (Büro, Paris etc.) nicht gerade unwichtig sind um einige personenbezogene Gefühlslagen zu schildern.
Teil 6 - "Bastogne": 8/10 (imdb: 9,4)
Die Easy-Einheit befindet sich nun im winterlichen Belgien, direkt an der Front. Neben Feindbeschuss plagt Hunger und Kälte die Soldaten. Der Sanitäter Eugene Roe (SHANE TAYLOR) spielt hier gleich die Hauptrolle. An ihm wird demonstriert, das auch knapp hinter der Front zermürbende Ereignisse erlebt werden; er ist quasi das Verbindungsglied und begleitet die Verwundeten der Front zum Lazarett. Es bahnt sich eine kleine Liebelei mit der Ober-Schwester an, welche aber nicht lange währen darf.
Trotz FSK-16 sehr detaillierte Blut-Szenen, fast noch mehr als in FSK-18-Teil Nr. 3.
Teil 7 - "The Breaking Point": 9/10 (imdb: 9,1)
Bis jetzt die wohl beeindruckendste Folge im Bereich Dramaturgie und Action bzw. dessen Mischung. Aus dem Off wird dieser Part von 2nd Lt. C. Carwood Lipton (DONNIE WAHLBERG) erzählt und ein paar persönliche Dinge kommen bei ihm zum Vorschein. Dramatisch sind die Ereignisse in dem verschneiten Wald an der Front-Linie, welche wiederholt durch Bombardements das Adrenalin nach oben schnellen lassen; ein paar bekannte und inzwischen vielleicht lieb gewonnene Gesichter verabschieden sich aus unterschiedlichen Gründen. Der unbeliebte und ziemlich feige 1st Lt. Norman Dike (PETER O`MEARA) vermasselt eine Offensive gegen deutsche Stellungen und wird kurzerhand abgesägt.
Was die FSK-18-Beurteilung des 3. Teils anbelangt, so muss man eindeutig sagen, das in dieser Folge (wie auch im 6.Teil) wesentlich drastischere und detailliertere Gore-Szenen vorhanden sind.
Teil 8 - "The Last Patrol": 8/10 (imdb: 9,0)
Die Easy-Einheit hat einen kleinen Ort nahe der Front eingenommen. Hier und da treffen ein paar Mörser-Granaten ein, doch daran hat man sich inzwischen gewöhnt; die Situation ist den Umständen entsprechend gelassen. Nicht so für den zurückkommenden Pvt. David Kenyon Webster (EION BAILEY) sowie dem neuen Zugführer des 2. Zuges, 2nd Lt. Henry Jones (COLIN HANKS, Sohn von Tom Hanks). Es wird eine Sonder-Einheit organisiert, die über den Fluss den deutschen Vorposten als Geisel nehmen soll; auf dieses Ereignis fokussiert sich dieser Teil.
Teil 9 - "Why We Fight": 7/10 (imdb: 9,3)
Der Krieg ist nahezu beendet; man befindet sich noch in Deutschland, schaut gelassen den Trümmer-Frauen beim Aufräumen zu, stellt den Mägden und blonden Fräuleins nach. Den "Eroberern" wird nun Zeit gegeben ihr wahres Gesicht zu zeigen; es wird silberne Kriegsbeute nach Hause gesandt und auf dem Heimweg deutsche Gefangenen-Konvois angepöbelt. Die "Bäckerei"-Szene ist dann der Gipfel imperialistischen Handelns von US-Soldaten, wie sie besser nicht gezeigt werden könnte, und wird glücklicherweise in der folgenden Szene mehr oder weniger getadelt. Bei einer Zwischenstation während eines Patrouillenganges wird ein schauriger Fund gemacht; die Entdeckung eines Gefangenenlagers kommt sehr theatralisch daher und ist für meinen Geschmack dann doch ein wenig zu sehr klischee-behaftet und außerdem thematisch schon ausführlich genug verfilmt worden (z.B. *Schindler's Liste*).
Insgesamt ist diese Episode aber schon interessant und auch nicht gerade langweilig.
Teil 10 - "Points": 7/10 (imdb: 9,5)
Der Krieg ist (fast) vorbei und man befindet sich in einem idyllischen Österreich, während in Japan noch gekämpft wird. Es kehrt eine gewisse Ruhe ein, die jedoch trügerisch ist. Man will nach Hause und darf noch nicht, es herrscht Langeweile; man entdeckt immense Alkohol-Lager und aufgrund des Konsums sterben Menschen durch entstehende Unfälle. Es wird also dargestellt, das erst in der Ruhe nach dem Sturm die "wahren Trümmer" zu sehen sind: die Soldaten.
Diese Folge beendet diese beeindruckende Serie mit Auskunft über die weiteren Lebenswege der wirklichen Protagonisten, welche anhand der Film-Darsteller während eines Baseball-Spiels beschrieben werden.
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Auch sehr beeindruckend ist Clint Eastwood's Werk *Flags of our Fathers*, welches den 2. Weltkrieg eher "Backstage" beleuchtet. Der etwas behäbigere 2. Teil dieses Double-Features, *Letters of Iwo Jima*, ist ebenfalls einen Blick wert.
Empfehlen kann ich auch die deutschen Produkte *Stalingrad* und *So weit die Füße tragen* sowie Wolfgang Petersen's Klassiker *Das Boot* in der ungekürzten Serien-Fassung.