kurz angerissen*
Wenn es auch noch nicht dazu reichen mag, selber Trends zu setzen, so spielt dieser deutsche Beitrag zum Täuschungsthriller doch immerhin 70 Prozent der US-Beiträge zum Thema an die Wand und spielt folglich in der Oberklasse mit – auch weil die Reminiszenzen nicht blöd kopiert, sondern weitergedacht werden. So entsteht ein regelrechter Dialog mit den wichtigen Übersee-Klassikern, anstatt mit Malen nach Zahlen stumpfe Ausrufezeichen zu setzen, was eine unabdingbare Voraussetzung für eine gelingende Weiterentwicklung darstellt. Schön ist das zu erkennen am Umgang mit der Mindfuck-Blaupause „Fight Club“, die ihre Fußspuren zwar überdeutlich hinterlassen hat, ohne jedoch die Chance des Films zu eliminieren, eigene Wege zu ergründen.
Speziell Schilling und M’Barek liefern starke Auftritte, aber auch solche, von denen man es weniger erwartet hätte, wie Saturn-Doofmütze Antoine Moinot Jr. Allesamt keine abgepinselten Guy-Ritchie-Reliefs jedenfalls, sondern markante Charaktere, deren wuseliges Zusammenspiel die Dynamik wesentlich beeinflusst.
Mit der Visualisierung der digitalen Kommunikationsebene in Form eines Zugabteils mit Gestalten, deren Gesichter durch Avatare (Kapuzen, Masken) verschleiert sind, kommt sogar unerwarteter Pep in die Sache. Den es nicht einmal unbedingt gebraucht hätte, denn der rauchige Verhör-Rahmen bewährt sich erfolgreich, indes das Dunkel der Nacht und die Einsamkeit großer Plätze das Bild in den Rückblenden bestimmen.
Sicher nicht frei von Schwächen (mal ein Trojaner im Trojaner zu viel vielleicht), gehört „Who Am I“ aber doch zu den ambitioniertesten Beiträgen der jüngeren deutschen Filmgeschichte.
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