Benjamin (Tom Schilling) wäre gern ein Superheld, doch tatsächlich ist er Pizzabote. Eines Tages lernt der begabte Hacker den charismatischen Max (Elyas M’Barek) kennen. Gemeinsam mit zwei Computer-Nerds (Wotan Wilke Möhring, Antoine Monot Jr.) starten sie Aktionen gegen einen Pharmakonzern und eine Fascho-Partei. Dann beschließen sie den BND zu blamieren…
„Hacken ist wie Zaubern!“, denn schließlich geht es nur darum die anderen zu täuschen. Max trägt zwar das peinliche Kostüm eines Pizzaboten, doch im anonymen Netz ist er auf dem Weg zum Superhelden. Wer filmt, wie er mit seinen Kumpels einen Haufen Nazis mit einem Hitler verunglimpfenden Video brüskiert, der ist im Netz schnell ein Star. Wer aber vor den echten Internetgurus bestehen möchte, der muss schon ins Netz des Geheimdienstes einbrechen. Das klingt weniger nach einem deutschen Film als nach einem Hollywood-Produkt und tatsächlich sieht Baran bo Odars („Das Letzte Schweigen“ 2010) spannender Thriller auch so aus. In flotter Szenenfolge mit schnellen Schnitten und interessanten Perspektiven braucht sich sein Film nicht vor der Konkurrenz aus Übersee zu verstecken. Zudem steht dem Regisseur ein hervorragendes Darstellerensemble zur Verfügung. Tom Schilling ist mindestens so gut, wie in „Oh, Boy“ (2010), Elyas M’Barek („Fuck ju Göhte“ 2013) gibt wieder den knallharten Charmebolzen („Du musst dreist sein, dann erreichst Du alles“) und Wotan Wilke Möhring hat sichtlich Spaß an seiner Rolle als Ganzkörper-tätowierter Nerd mit Faible für Technomucke. Nur Hannah Herzsprung („Die Geliebten Schwestern“ 2013) bleibt in ihren wenigen Szenen blass. Und wer sich fragt, wieso einem das Gesicht des wortkargen Hardware-Freaks Paul so bekannt vorkommt, erkennt irgendwann grinsend: Antoine Monot Jr. spielt den Tech-Nick in der Saturnwerbung.
„Who Am I“ ist ein Cyberthriller auf internationalem Niveau, der allerdings auch die Fehler seiner Vorbilder kopiert. An vielen Stellen ist die story nämlich ziemlich unglaubwürdig. Trotzdem wird der Zuschauer bestens unterhalten. Und eine vermeintlich enttäuschende Auflösung wird mit einem überraschenden finalen Twist wettgemacht. (7,5/10)