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13 Jahre Schulzeit sind vorbei. Beileibe keine Kleinigkeit, war es doch bislang das einzige Leben, das man kannte. 13 Jahre Hausaufgaben, Klassenarbeiten, Fachprojekte, Vokabelbüffeln, Wurzelziehen. Nein, das wird man nicht vermissen. Und erst recht die Leute nicht!
13 Jahre nölende Lehrer. Ha, die können einen jetzt aber mal. Genauso wie die Idioten, mit denen man sich so herumplagen musste. Endlich frei! So long, suckers!

Doch Moment... da waren die Klassenreisen, ja, was hatte man da für einen Spaß... hm, und dieses eine Mädchen, ob man es wohl wiedersehen wird, wenigstens auf dem Ehemaligentreffen? Und der beste Kumpel haut auch ab, genauso wie die anderen, die man sonst immer um sich hatte. 13 Jahre haben ganz schön zusammengeschweisst. War doch irgendwie schön. Und nun?

Und um dieses "Und nun" hat Marco Petry seinen Film SCHULE gestrickt, und, um es vorwegzunehmen, er hat dieses bittersüße Gefühl von Ende und Neubeginn ganz hervorragend eingefangen. In den besten Szenen sogar ohne Worte.

Wie weiland der gute John Hughes nimmt Petry seine Figuren nämlich sehr ernst, ohne sie auf dauergeile Pappkameraden zu reduzieren. Wobei er noch das wichtige Quentchen Humor und Geilheit einbringt, um das Ganze realistisch zu halten, denn die Wahrheit liegt (wie so oft wohl) zwischen zwei Extremen. Und dieses Quentchen ist es auch, das den Film stets in Balance hält, wenn es mal wieder melancholischer zugeht.

Verantwortlich für die Melancholie ist hier die Figur des Markus Basweiler, wunderbar unprätentiös verkörpert von Daniel Brühl. Er wird 16 Tage vor dem Abitur mit seinen Freunden und ihren unterschiedlichen Lebensentwürfen konfrontiert, die ihm letzten Endes klarmachen, dass sein altes Leben beendet ist und er den von ihm ersehnten status quo nicht aufrechterhalten kann. Dieser Freundeskreis setzt sich vordergründig aus Schablonen zusammen: Der lustige beste Freund, der dämliche Streber, der planlose Kiffer. Doch bevor man hier aufmuckt, erinnere man sich besser an die eigene Schulzeit, und stelle fest, dass es an jeder Schule Exemplare des einen oder anderen Typs gibt, wenn nicht sogar genau oben beschriebene. Klischees sind ja meistens nicht aus der Luft gegriffen. Und Petry nimmt diese Schablonen auch auseinander, wenn zum Beispiel der Kiffer der Erste ist, der von seinen Plänen, die Heimat zu verlassen, erzählt, und sich damit als reifer erweist als der krampfhaft an seiner Kindheit hängende Markus. Auch der Streber dient nicht allein zu "Ich-hasse-solche-Typen"-Gefühlen beim Zuschauer, sondern darf sich durchaus noch ein paar Sympathien erarbeiten. Der wahre "Mentor" für Markus allerdings ist der ehemalige Schulrebell Stone, der ihm und uns schmerzhaft deutlich macht, was es heißt, auf der Stelle zu treten. Markus erkennt an seinem Beispiel die Notwendigkeit zur Veränderung, zum Aufbruch. Sehr gut umgesetzt vom Film, der Stone somit aus der Schablone des Bösewichts herauslöst und ein weiteres Mal die Klischeefalle vermeidet. Feinstes coming-of-age.

Noch ein paar Pluspunkte: Angenehm realistisch die Schulszenen: Seien es nun unaufmerksame Schüler ("50 Pfennig?") oder Schummelversuche bei Klassenarbeiten, ständig kommt einem das alles seeehr bekannt vor. Ein weiteres Lob für die Dialoge, die in einem lockeren, aber eben nicht peinlichen "so-reden-die-Kids"-Stil daherkommen, und die Charaktere sehr plastisch wirken lassen. Da merkt man schon, dass Petry noch genau weiß, wovon er schreibt. Gleiches gilt für die Darsteller, denen man ihre jeweiligen Rollen hundertprozentig abnimmt.

Gut, manchmal kommt der Film ein wenig behäbig daher, und manche Szenen wirken unnötig lang (ich sage nur: Tankstellenpinguin), und die ganze Dealer-Morich-Kiste hätte man auch fallen lassen können, aber dieser Tempomangel trägt zu der melancholischen Grundstimmung bei und beschert uns wunderbare Szenen wie die Autofahrt im Kornfeld oder das "See-Rauchen". Szenen, die eine so universelle Gültigkeit haben, dass sie diesen Film deutlich über vergleichbare deutsche Teenie-Klamotten heben. Denn hier kann man sich wirklich wiederfinden. 13 Jahre. Schön war die Zeit.

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