Review

Achtung: Diese Rezension enthält einige Details, welche die Handlung leicht vorwegnehmen.

Eigentlich handelt es sich bei Gone Girl auf den ersten Blick um keine besondere originelle, eher um eine leicht antiquiert und klischeehaft wirkende Geschichte, die von Nick und Amy Dunne handelt, einem scheinbar perfekten Ehepaar, welches in Minnesota ein glückliches und entspanntes Leben führt, bis Amy an ihrem fünften Hochzeitstag spurlos verschwindet und Nick und die Polizei alles zu unternehmen versuchen, um sie zu finden, bis jetzt der Film einer unvorhersehbare Wendung nach der anderen nimmt und dem Zuschauer sehr schnell deutlich macht, wer hier Regie geführt hat.

Gone Girl ist ein Film, der sehr schnell seine Richtung ändert und Pfade einschlägt, die man so schnell in den eskalierenden Situationen nicht erwartet. Dass man aus dem bekannten Konzept "Anfänglich heile Ehe wird zum Terror" mit Kriminalfilm-Thematik noch so viel herausholen kann ist alles andere als einfach. Dennoch schafft es David Fincher (The Game, Panic Room) einen erfrischender und packender Thriller zu skizzieren, der auch trotz für einen derartigen Film fast schon exzessiven 160 Minuten den Zuschauer an den Bildschirm fixieren kann. 
Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich gerade die Beziehung beider Protagonisten fast schon ein wenig aufgesetzt und übertrieben finde. Mir geschieht dieser Wechsel in's radikal negative mit dem Anfertigen eines von langer Hand geplante und perfekten Plans (selbst samt abzuwägendem Selbstmord!?) zu schnell. Gut, zugegeben, sowas habe ich auch noch nicht gesehen. Weil es fast schon zu viel und zu krass, einfach zu fiktiv und zu unreal wirkt (was grds. nichts schlechtes bedeuten muss, aber in einem Film, der sich sonst als realistische Charakterstudie zu etablieren versucht wirken einige Handlungsmuster irrational).

Zumindest handelt es sich bei Gone Girl um keinen Film, der einen besonders zum Heiraten ermuntert (mit einer Hand voll absolut unsympathischer Charaktere). Aber nebenbei noch eine bittere Satire auf die Medienlandschaft, die manipulative vierte Macht. Mit Neil Patrick Harris in seiner Paraderolle (und der einzigen FSK 16-Szene des Films) und einer verdienten Oscar-Nominierung. So durchtrieben wie Rosamund Pikes Charakter muss man erst mal sein. So ein Buch musste wohl verfilmt werden. Von David Fincher, der mit Fight Club und The Game schon ähnlich doppelbödige Filme gedreht hat und sich mit Gone Girl einen weiteren Film an die Wand hängen kann, der zweifellos seine Handschrift trägt. Ob es einem als Zuschauer nun passt oder nicht.

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