kurz angerissen*
Diese Theatralik, als sich Rosamund Pike in die Arme ihres Mannes fallen lässt. Die offensichtliche Falschheit, diese übertriebenen Gesten vor der Presse… kann man Finchers neue Romanverfilmung da wirklich noch ernst nehmen? …doch halt! Genau hier hat er uns nämlich, wo er uns haben will. Sein „Gone Girl“ ist die raffinierte Karikatur eines Thrillers und wenn die Akteure angewiesen werden, übertriebenes Schauspiel anzuwenden, das in den 50ern vielleicht noch notwendig war, als das Publikum an die Nuancen realitätsbezogenen Kinos der 70er bis heute noch nicht gewohnt war, dann hat das durchaus seinen Grund. An anderer Stelle durchbohrt uns Pike nämlich schlicht und einfach mit einem Blick in die Kamera, zieht uns aus bis auf die Knochen aus und jagt Unwohlsein durch unsere Mägen – was für eine Glanzvorstellung. Affleck auf der Gegenseite macht auch einen guten Job, stellt sich aber eher in den Dienst des Thriller-Grundgerüsts, wie es vergleichbar auch von Denis Villeneuve mit „The Prisoner“ angewandt wurde. Fincher jedoch legt es, thematisch seinem „Social Network“ folgend, auf die Beobachtung der Öffentlichkeitsarbeit der Polizei und die Fütterung der Medien an. Mindestens zur Hälfte ist „Gone Girl“ also Journalismuskritik; in der anderen Hälfte schöpft Fincher aus der Vorlage ein dermaßen bitterböses Beziehungsdrama, dass die Sichtung jedem Zuschauer, der selbst in einer Beziehung steckt, einen Nerv einklemmen muss.
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