enn du einen Mürrischen brauchst, den die Leute trotzdem mögen sollen, nimm Bill Murray. Keine Ahnung, wie der das macht, aber er spielt solche Rollen seit 30 Jahren, und das Publikum mag ihn nicht nur, es liebt ihn. Ich auch, na klar. (Neulich bei Fatze paar Lieblingskomödien gepostet, da war Murray gleich dreieinhalbmal dabei: What about Bob, Murmeltiertag, Ghostbusters, und eine ehrenvolle Erwähnung für "Scrooged/Die Geister, die ich rief")
Und auch in "St. Vincent", der ganz erstaunlicherweise ohne (blöden) deutschen Zusatztitel daherkommt, spielt Murray seinen natural Mürrizismus (Murraycism) wieder voll aus.
"St. Vincent" tut so, als wäre es eine Tragikomödie, ist aber eigentlich ein Feel-Good-Movie in Verkleidung.
Es geht um einen 12-Jährigen (Jaeden Lieberher aus "Es" und "Midnight Special"), dessen Mutter (Melissa McCarthy, die das Fach "polterig mit Herz" ja ebenfalls perfekt beherrscht, hier aber nicht bedienen muss) immer lange arbeitet und so hängt der Junge beim vermeintlich griesgrämigen, kauzigen Nachbarn ab, der dafür Babysitter-Gebühren verlangt.
"Vermeintlich griesgrämig" heißt: schon nach fünf Minuten glaubt doch kein Schwein mehr ernsthaft, dass Murray am Ende noch so muffelig sein wird wie zu Beginn. Von Anfang an ist klar, wo die Griesgram-taut-durch-Umgang-mit-Kind-auf-Schnurre hinläuft. Das ist kein Makel, es macht trotzdem ungeheuer viel Spaß zuzuschauen.
Die Charaktere allerdings sind samt und sonders eher weniger glaubwürdig und kaum stringent. Warum ist Murray, der ja eigentlich eine Seele von Typ ist und sich rührend um seine kranke Frau kümmert, so pseudo-abweisend? Lieberher ist süß, aber so analytisch-abgeklärt-schlau, wie Kinder eben gerade nicht sind. Und dann gibt's noch den Geldhai mit Herz (Terence Howard), die russische Hure mit Herz (Naomi Watts) und das "sorry, aber wir müssen nun mal knallhart kalkulieren"-Pflegeheim mit Herz. Und alle spielen super (und mit viel..., na, ihr wisst schon).
Also herzige Sache, hier. Dagegen ist nun auch absolut gar nichts einzuwenden, ich verwahre mich halt nur gegen "Tragi". Hier ist kaum etwas tragi, sondern meistens pseudo. Tragische Tiefe hat das nicht.
Und deshalb rührt hier auch nichts zu Tränen, sondern macht viel Spaß. Vor allem wegen Jaeden Lieberher, der einen Sohn/Nachbarsjungen spielt, wie ihn wohl jeder gerne hätte, und Bill Murray, zu dem epd Film schrieb, man könne ihm eben stundenlang zuschauen, „auch wenn er nur rauchend Topfpflanzen bewässert". Janz jenau. Sechs Punkte.