Review

kurz angerissen*

Eine Frage, die man bei Biografien stets vermeiden sollte, ist die nach der Vollständigkeit oder Adäquatheit, mit der eine Person oder seine Ära eingefangen wird. Zu bewerten ist letztlich ganz banal, was gezeigt wird.

Tate Taylor zeigt vor allem Tempo. Sein James Brown ist einer mit Hummeln im Hintern, was dann auch in etwa dem Bild entspricht, das man sich von ihm eingeprägt hat.

Achronologisch stürzt Brown von einer Szene in die nächste, springt wild durch die Dekaden wie mit einer Zeitmaschine, um immer wieder dieselben Bedingungen vorzufinden. „Get On Up“ ist gefüllt mit Szenerien, die sich die Hauptfigur gewaltsam aneignen muss, weil sie sonst an ihm vorbeiziehen würden, ohne von ihm Notiz zu nehmen; ob nun Vater und Mutter Tauziehen um ihn veranstalten, ob ihm die jungen Rolling Stones als Hauptact vor die Nase gesetzt werden oder ob jemand in den 80ern einfach seine Toilette benutzt.

Mit fortlaufender Zeit entwickelt sich so das Bild eines Amerikas der Chancenungleichheit, in dem es Browns größter Charakterzug gewesen sei, diese Ungleichheit mit unbändigem Selbstentfaltungsdrang auszugleichen. „Get On Up“ ist bunt, action- und abwechslungsreich, stellt dabei aber vor allem die These, dass er all dies nicht wäre, wenn er diesen Musiker nicht zum Hauptgegenstand hätte.

Was Chadwick Boseman daraus macht, ist schon ziemlich phänomenal, denn er stellt glaubwürdig dar, dass es in der Natur Browns lag, an vorderster Position zu stehen. Dass er Brown auch noch perfekt imitiert, ist im Zuge dieser Erkenntnis kaum mehr als eine Randnotiz.

Sicher wird für kleine Gags publikumswirksam mit dem Wissen um musikhistorische Entwicklungen gespielt, auch bleibt Taylor beim Erwartbaren, wenn er pflichtschuldig Szenen einbaut, in denen ein paar unschöne Charakterzüge Browns thematisiert werden, doch die energetische Umsetzung spricht für sich.

*weitere Informationen: siehe Profil

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