kurz angerissen*
“Ihr Japaner seid alle so unergründlich”, murmelt der Besitzer eines Wüstendiners in einer der letzten Szenen, und kippt damit noch ein letztes Mal Benzin ins Feuer der Nationalklischees, mit denen Regisseur, Hauptdarsteller und Drehbuchautor Takeshi Kitano in seinem japanisch-amerikanischen Mafiadrama unentwegt hadert. Ihn selbst beschreibt der Satz jedoch tatsächlich vortrefflich: Wiederum inszeniert sich Kitano als wortkargen, abgebrühten Mistkerl, einen Eastwood des Ostens sozusagen, der vor stummer Gewalt nicht zurückschreckt und somit auch den Ton des Films bestimmt, der nüchterne, oft sogar humoristisch aufgebrochene Momente fortwährend mit plötzlicher, antiklimatischer Gewalt aufbricht.
Dass sich in der unwirtlichen Atmosphäre sich bekriegender Mafia-Clans, zusätzlich noch entfremdet durch die Sprachbarrieren auf dem amerikanischen Kontinent, Freundschaften bilden, ohne dass dies vordergründig durch die Regie forciert würde, gehört zu den Stärken des Films. Eigentlich befasst er sich mit den ohnehin komplexen, durch fremdartige Bräuche wie Seppuku jedoch zusätzlich verkomplizierten Machtstrukturen krimineller Verbünde, verweilt jedoch zwischen urplötzlichen Szenenwechseln recht lange in den Räumlichkeiten, um dort die Verhaltensweisen der Figuren zu studieren. Möchte man „Brother“ aufgrund zahlreicher humorvoll gemeinter Momente als Komödie betrachten, muss es eine zutiefst bittere sein. Vor allem lässt sich Kitano nicht die poetische Tragik nehmen, die für ihn überhaupt erst den Sinn des Ganzen ergeben. In der Handlung ein spannendes, außergewöhnlich gut gespieltes Werk, das sich hier und da allerdings zu sehr auf Stereotypen verlässt.
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