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Noch bevor Miike mit Filmen wie "Audition", "Dead or Alive" oder "Ichi the Killer" auffiel, bewies er mit "The Bird People in China" sein Können.

Der Japaner Wada (Masahiro Motoki) reist für seinen Konzern nach China, um in einem entlegenem Kaff eine lukrative Jadequelle abzuchecken. Was er nicht weiß: Sein Konzern schuldet der Yakuza Geld. Und nun heftet sich eben einer dieser gefährlichen Typies namens Ujiie (Renji Ishibashi) an seine Fersen, denn das Jadevorkommen kann als Tilgung des Kredits gut herhalten. Doch während die beiden unterschiedlichen Männer immer tiefer in die chinesischen Hinterlanden vordringen und jeglichen Gefahren strotzen, erfahren sie von einer alten Legende, die von Vogelmenschen handelt. Was hat es damit aufsich? Bald kommen sie an ihrem Ziel an und erleben Mensch und Natur in unerwarteter Unberührtheit. Die Landschaft, die Menschen und die Legenden verstehend, stellen sie ihr einstiges Vorhaben, das Dorf durch den Jadeabbau der Öffentlichkeit preiszugeben, zunehmend in Frage.

Der Film vereint mehrere Genres in sich, ganz grob passt die Coverbezeichnung Abenteuerfilm aber durchaus. Dass der Film aber noch deutlich mehr Facetten zu bieten hat, sollte trotzdem erwähnt werden. Von erheiterndem Humor bis zu tiefsinnigen, emotionalen Phasen reicht das Spektrum; der Aufbau ist aber sehr Zuschauer-freundlich. Die Anfangsphase fängt das Interesse des Zuschauers auf eine ähnliche Art und Weise ein, wie es die Reise in fremde Gefilde vollbringen würde: Ganz unkommentiert überträgt die Inszenierung die Faszination des chinesischen Hinterlands. Der Zuschauer staunt mit dem Protagonisten über die seltsamen Umstände. Auch der Charakter Ujiie sorgt für Unterhaltung; mit seiner aggressiven, überspitzten Art erscheint er nicht nur paradoxerweise recht sympathisch; auch die Situationskomik wird durch ihn gesteigert. Wenn man ihm zuschaut, wie er in einem klapprigen Vehikel polternd durch die Gegend kutschiert wird und dann neben ihm sich die Autotür verselbstständigt und kurz darauf der Fahrer verwundert das Lenkrad lose in den Händen hält, sorgt das für heiters Schmunzeln.

Je weiter der Film voranschreitet, desto stärker konfrontiert er den Zuschauer mit neuen Facetten: Das Band zwischen Wada und Ujiie dominiert quasi den gesamten Film; man erlebt, wie die beiden Figuren in ihrer Gegensätzlichkeit zueinander finden, wie sehr sie sich bisweilen ähneln und stückweise die Distanz zueinander verlieren. Dabei durchleben beide Charaktere Veränderungen in ihren Wesen: Sie lernen, dass es wichtigeres als Geld gibt, dass man in Harmonie Glück schneller findet, als in der Auseinandersetzung. Ujiie wird trotz seines harten Auftretens anfangs stets von Alpträumen heimgesucht; erst als er sich mit Erde eingerieben eine Nacht unter dem freien Himmel gönnt, also eins mit der Natur wird, befreit er sich von der peinigenden Geißel.

Erst gegen Ende des Films verschreibt sich der Film komplett einer tragenden Bandbreite an Emotionen: So werden ganze Einstellungen nur von der entspannenden Naturatmosphäre und den Gefühlswelten der Protagonisten getragen. Hier könnte ich das Ansetzen eines Kritikpunktes am leichtesten nachvollziehen, denn die Story schaltet hier kurz in den Leerlauf - aber nur zu Gunsten der umwerfenden Atmosphäre, wie ich finde! Um es mal auf den Punkt zu bringen: Der Film entwickelt sich in seinem Verlauf zu einem wahren Selbstläufer, der den Zuschauer vollständig in seinen Bann zieht und sich trotzdem zu keiner Zeit mit etwaiger Einschichtigkeit zufrieden gibt.

Ein Grund, warum das hier so gut funktioniert, sind die wundervollen Naturaufnahmen: So dominieren die Bergumgebungen mit ihren saftig-grünen Wiesen und den dunstigen Nebelschwaden die Szenerie; manchmal kann man im Hintergrund riesige Täler erkennen. Die Kulissen sind wahrhaft traumhaft und stechen sogar die computeroptimierten Landschaften des neuen HK-Fantasykinos (z.B. "House of Flying Daggers") oder Peter Jacksons pompöse Mittelerde-Trilogie durch Natürlichkeit aus.

Mit "The Bird People in China" findet sich nicht nur der vielleicht beste Film Miikes, sondern auch einer der herausragendsten Filme Japans überhaupt. Humorvoll, tiefsinnig, faszienierend, gesellschaftskrisch und unendlich emotional (alleine der Schlussmonolog des Protagonisten ist ergreifend) - all das ist dieses Meisterwerk und dazu noch in genialen Bildern eingerahmt und mit einer stimmungsvollen Musik unterlegt.

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