„Wahnsinnig verliebt“ ist ein französischer Film aus dem
Jahre 2002, der ein bekanntes Gesicht präsentiert, nämlich das von Audrey
Tautou. Sie dürfte den meisten von uns als bezaubernde Amelie ein Begriff sein.
Zu Anfang dieses Films könnte man meinen, sie schlüpft in eine ähnliche Rolle
wie in „Die fabelhafte Welt der Amelie“. Es kristallisiert sich jedoch heraus,
dass dem ganz und gar nicht so ist. Zunächst zur Handlung: Angelique (Audrey Tautou) ist
ambitionierte Kunststudentin und Aushilfskellnerin. Sie soll ein Jahr lang auf
ein Haus aufpassen, deren Besitzer für diesen Zeitraum nach Amerika ziehen.
Dieses Haus befindet sich zufällig direkt neben dem des Kardiologen Loic (Samuel
le Bihan), der dort mit seiner schwangeren Frau lebt. Gleichzeitig hat er
jedoch eine Affäre mit Angelique am Laufen, von der seine Frau nichts weiß. Er
verspricht seiner Affäre, sich demnächst von seiner Frau zu trennen,
Schwangerschaft hin oder her. Trotzdem lässt er Angelique zweimal sitzen,
offenbar kann er sich nicht zwischen ihr und seiner Frau entscheiden. Die ganze
Geschichte macht David (Clement Sibony) sehr traurig. Er ist nämlich ein sehr
guter Freund von Angelique und unglücklich in sie verliebt. Ihm gefällt es gar
nicht, dass sie sich scheinbar blind in den erfolgreichen Arzt verliebt hat.
Seine Chancen scheint das auf ein Minimum zu reduzieren. Der Film beschreibt
nun, wie Angelique um ihre Liebe kämpfen muss und wartet mit einer erstaunlichen
Wende auf den Zuschauer, die ich nicht vorwegnehmen möchte. Das Geschehen wir aus zweierlei Sicht geschildert. Da ich
keinerlei Spoiler einfügen will, verrate ich auch an dieser Stelle nicht
zuviel. Zuerst sieht man die Handlung aus Angeliques Sicht bis zum „bitteren
Ende“, dann wird zurückgespult und aus anderer Sicht erzählt. Das ist eine sehr
unterhaltsame Vorgehensweise und hat mir sehr gut gefallen. So wird eine
überraschende Wendung ermöglicht. Puzzleteile setzen sich zusammen, der
Zuschauer wird fast gezwungen, sich selbstständig zu überlegen, wie alles
ineinander passen könnte. Großes Lob für dieses kreative Vorgehen. Gelobt werden müssen auf jeden Fall auch die Darsteller.
Sowohl Tautou, als auch Samuel le Bihan spielen ihre schwierigen Rollen sehr
überzeugend und authentisch und die Nebenrollen, wie Angeliques Freunde Heloise
(Sophie Guilleman) und David wirken sehr „echt“. Hinzu gesellt sich eine hervorragende Optik. Sowohl die
verwendeten Farbkombinationen als auch die Kameraeinstellungen sind angenehm
für das Auge und nicht immer gewöhnlich. Abwechslungsreich wird der Zuschauer
durch den Film geleitet, besonders gefallen hat mir die Szene, in der Angelique
ihren Koffer von der Brücke in einen Fluss schmeißt. Der Film ist auch noch spannend. Besonders ab der Wende
inmitten des Films, nach der die neue Perspektive übernommen wird, stellen sich
zahlreiche Fragen, deren Antworten mit Spannung erwartet und wohl dosiert
gegeben werden. Als sich die Erzählsichten gegen Ende vereinigen, erreicht auch
die Spannungskurve ihren Höhepunkt und es wird ein dramatisches Ende geboten.
Dabei gelingt es Laetitia Colombani (Regisseurin), eine schmackhafte Mischung
zwischen düsteren, fröhlichen und leichtfüßigen Elementen zu erstellen, die
wirklich äußerst unterhaltsam ist. Fazit: „Wahnsinnig verliebt“ ist ein Drama (Psychothriller
finde ich als Bezeichnung unpassend), das auf ganzer Linie überzeugen kann.
Optik, Kamera, Musik, Schnitt, Schauspieler, alles scheint in diesem Film
perfekt ineinander zu passen. Geschmückt wird das Ganze mit zahlreichen guten
Ideen und Spannung. 100 Minuten wird der Zuschauer in eine fesselnde und
dramatische Geschichte einer jungen, krampfhaft verliebten Angelique entführt.
Ich kann den Film nur empfehlen und erteile mal verdiente 9 Punkte. EuerDon