Marie ist ein in wohlbehüteten Verhältnissen lebender Teenager. Gemeinsam mit ihrem Vater und ihrer im Wachkoma liegenden Mutter lebt sie abgeschieden in einem beschaulichen, dänischen Küstendorf. Eines Tages beginnt Marie körperliche Veränderungen an sich festzustellen. Hier ein unerklärliches Hämatom und dort Haare, wo keine hingehören. Der Kleinstadtarzt beschwichtigt ihre Sorgen. Doch bald wird Maries Verwandlung in etwas Furchtbares für die ganze Dorfgemeinde offensichtlich...
Aus dem frostigen Skandinavien erreichen uns immer wieder überaus interessante Genrebeiträge, die erfrischend aus der Art schlagen. So auch WHEN ANIMALS DREAM, der ja eigentlich so etwas wie einen Horrorfilm mit einer Werwolf-Thematik darstellen soll. Der Film greift das Thema jedoch ganz anders als seine amerikanischen Artgenossen AMERICAN WEREWOLF und DAS TIER auf. Vielmehr stehen im Zentrum des Geschehens das Heranwachsen in einer gottverlassenen Einöde und das Leben als Außenseiter. Wie es ist, wenn man nicht ist wie die anderen. Marie als stummes Mauerblümchen in einer altmodischen, von Männern dominierten Welt. Die karge Taiga unterstreicht dabei herrlich die zwischenmenschliche Kälte, die auch Norwegerpullover und Wollmützen nicht erwärmen können. WHEN ANIMALS DREAM ist somit kaum Horrorfilm, da ohnehin recht wenig Blut fließt, sondern vielmehr phantastisches Coming-Of-Age-Drama und mit Streifen wie DER EISSTURM, FISH TANK und GHOST WORLD vergleichbar. Ebenso erzählt er eine Geschichte von Pubertät und Emanzipation. Die erst zurückhaltende Marie streift ihre Schüchternheit ab und lebt ihre Sexualität aus. Ihre blutunterlaufenen Fingernägel, der dichte Flaum in ihre Gesicht und ihre galliggelben Augen deuten wie die gesteigerte Aggressivität auf eine Verwandlung hin. Aus den Augen des Dorfvolkes gewiss auf die Verwandlung in ein Monster. Doch aus einer anderen Perspektive betrachtet? Nur soviel: Marie wird nie als etwas Böses wahrgenommen und tötet nur die, die es verdient haben. Ein haariger Racheengel der unterdrückten Weiblichkeit? Weg mit dem Rasierer, Mädels! Lasst es wachsen!
Um nicht vollends ins Absurde abzudriften: WHEN ANIMALS DREAM ist mal ein ganz anderer Werwolffilm. Ebenso wie die flotte Schwedin SO FINSTER DIE NACHT ein ganz anderer Vampirfilm war. Mich hat der Plot um die bissige Dänin ein bisschen an GINGER SNAPS, wenngleich der vorliegende Film viel unpoppiger und unreißerischer daherkommt, vor allem aber an das isländische Heranwachsenden-Drama METALHEAD erinnert, auch wenn in diesem Judas Priest, Lederjacke und Black-Metal-Schminke zur Verwandlung in etwas "Diabolisches" dienen.
Fazit:
Heulen mit der einsamen Wölfin im Nordlicht - Hombre Lobo goes Arthaus!