Review

Werwolffilme aus Dänemark? Genrefans dürften sich beim Blick aufs Cover die Augen reiben und eventuell eine herbe Enttäuschung erleben, denn das Debüt von Jonas Alexander Arnby entpuppt sich eher als subtiles Jugenddrama mit minimalen Horroreinflüssen, dem es insgesamt ein wenig an Spannung mangelt.

Die sechszehnjährige Marie (Sonia Suhl) lebt mit ihren Eltern in einem kleinen Fischerdorf an der dänischen Nordküste. Um ihre Mutter finanziell zu unterstützen, welche an den Rollstuhl gefesselt ist und nur apathisch ins Leere schaut, beginnt sie einen Job in der örtlichen Fischfabrik, wo sie von den meisten nur gemobbt wird. Als Marie einen ungewöhnlichen Hautausschlag an sich entdeckt und in der stibitzten Krankenakte ihrer Mutter stöbert, nimmt das Schicksal seinen Lauf...

Tatsächlich sollte man nicht mit den Erwartungen eines konventionellen Genrefilms an den Stoff herangehen, denn diesbezüglich sperrt sich Arnby nahezu konsequent.
Coming-of-Age steht hier im Vordergrund, was bereits die ersten Minuten untermauern, als Marie beim Arzt untersucht wird und sie sich daraufhin häufiger im Spiegel mustert.
Ihre Lebenssituation wird indes rasch deutlich, da Marie ihre Mutter füttern muss, mit ihr zum Steg spaziert und die rauen Wellen zu genießen scheint. Die komplette Außenseiterrolle offenbart sich letztlich in der kleinen Fischfabrik, da sie von den Kollegen mehr oder minder gemieden und vom Fiesling Esben gar in den Bottich mit Fischabfällen gestoßen wird.

Auch wenn der Begriff des Werwolfes zu keiner Zeit fällt, wird rasch klar, unter welcher "Krankheit" Marie leidet. Alpträume untermauern diese Entwicklung, ebenso die stürmische Liaison mit Daniel, welcher ebenfalls in der Fabrik arbeitet und manchen Hohn kassiert. Zwei Außenseiter finden zueinander, wie das ein wenig übers Knie gebrochene Finale untermauert. Denn in dieser Hinsicht verliert Arnby ein wenig seine Linie und deutet so etwas wie Gewaltszenen und stakkato-ähnliche Action an, was allerdings nicht so recht zum Rest der Aufmachung passen will.

Denn diese ist betont ruhig gehalten und benötigt nur wenige Worte. Nahezu schweigsam geht die Handlung vonstatten, während die Kamera ein paar sehr gelungene malerische Momentaufnahmen der urigen dänischen Landschaft festhält und der gute Score die einsame, leicht unterkühlte, jedoch latent bedrohliche Atmosphäre adäquat untermauert.
Darstellerisch glänzt primär Hauptdarstellerin Sonia Suhl mit ihrem Debüt, welche eigentlich im krassen Kontrast zu dem steht, wie man sich einen Gestaltwandler in Menschform vorstellt.
Aber auch die übrigen Mimen überzeugen mit durchweg soliden Leistungen.

Am Ende wirkt der Erstling von Arnby vielleicht nicht konsequent genug, zumal er storytechnisch einige Fragen offen lässt und während des Showdowns manche Gegebenheiten zu glatt gebügelt erscheinen. Der schleppende, zuweilen lethargisch anmutende Erzählstil dürfte eingefleischten Genrefans zwar eher nicht zusagen, doch wer mal Lust auf eine Art Jugenddrama-Werwolf-Parabel hat, sollte sich den Streifen einmal ansehen.
7 von 10

Details
Ähnliche Filme