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Die „Planet der Affen“-Reihe hatte sich nach dem Maßstäbe setzenden Erstling aus dem Jahr 1968 zu einer Abfolge von Sci-Fi-Abenteuern entwickelt, die immer weniger Begeisterung hervorriefen, ähnlich wie Tim Burtons Remake. Doch mit dem 2011er Prequel „Planet der Affen: Prevolution“ konnte Rupert Wyatt der Reihe neues Leben einhauchen.
Der Nachfolger, hierzulande als „Planet der Affen: Revolution“ erschienen, wurde zwar von Matt Reeves inszeniert, ist stilistisch und erzählerische eine konsequente Weiterentwicklung des Vorgängers, an dessen Ende der intelligente Affe Caesar (Andy Serkis) und seine Getreuen in die Wälder entkamen, während ein neuartiges Grippevirus die Menschheit dezimierte. Zehn Jahre nahc der globalen Pandemie setzt de Geschichte des Nachfolgers ein und wagt einen ungewohnten Beginn: Nicht Menschen werden gezeigt, sondern die Affengesellschaft, die Caesar mittlerweile aufgebaut hat. Die Anfangsphase ist extrem gelungen, zeigt wie die Affen sich rein über Gebärdensprache verständigen oder sich Cesar und seine Frau Cornelia (Judy Greer) abends im Bett unterhalten, so wie es menschliche Protagonisten im Film oft tun, und „Planet der Affen: Revolution“ dies vollkommen natürlich darstellt.
Tatsächlich scheint das Herz des Films auch eher für die behaarten Protagonisten zu schlagen als für die menschlichen, die vor allem von Malcolm (Jason Clarke) und seiner Frau Ellie (Keri Russell) vertreten werden. Diese gehören zu einer Gruppe von Überlebenden, die ebenfalls eine neue Gesellschaft in den Ruinen der Zivilisation gründen will, aber Strom benötigt und deshalb das Affengebiet betritt, um dort einen Damm zu reparieren. Die Affen sind wenig begeistert, schließlich haben einige unter den Menschen gelitten, darunter Caesar selbst oder sein Bonobo-Lieutenant Koba (Toby Kebbell). Mit Caesar, Koba, Cornelia und weiteren Affen sind dann auch Figuren des Vorgängers dabei, während dessen menschliche Protagonisten nicht mehr auftauchen (und vermutlich verstorben sind).

Obwohl es beim ersten Aufeinandertreffen von Menschen und Affen zu Kampfhandlungen kommt, können Caesar und Malcolm verhandeln und die beiden Gruppen nähern sich an. Doch der Friede schmeckt Leuten auf beiden Seiten nicht, weder Koba noch Dreyfus (Gary Oldman), dem Anführer der Menschentruppe, zu der Malcolm und Ellie gehören…
Die Geschichte von „Planet der Affen: Revolution“ über Misstrauen und drohende Auseinandersetzungen weiß in ihren Bann zu schlagen, leidet aber hin und wieder unter der etwas eindimensionalen Koba-Figur (noch interessanter wäre es gewesen, wäre der Grund für die Konfrontation tatsächlich ein reines Missverständnis gewesen, nicht angekoppelt an äffische Ambition). Dass die Menschen weniger beleuchtet werden, stört da überhaupt nicht, zumal die Andeutungen über deren Vorleben gut sitzen – tatsächlich erhält Dreyfus als überforderter Anführer und menschliches Pendant zu Koba mehr positive Seiten als sein äffischer Gegenpart. Auch Carver (Kirk Acevedo) als Mitglieder von Malcolms Gruppe, der den Konflikt ebenfalls anheizt, ist etwas einfach gezeichnet, was unschön in dem sonst so vielschichtigen Film auffällt.
Ehe das Ende dann (analog zum Erstling) den Schritt zum Sequel ebenso wie zum Planet der Affen, den man aus dem Urfilm kennt, legt, funktioniert Matt Reeves‘ Film aber auch als eine Art metaphorischer Western. Die Affen lösen die Indianer als bedrohtes Naturvolk ab, das den vermeintlich höher zivilisierten Eindringlingen mit gutem Grund und aus negativen Erfahrungen skeptisch gegenübersteht. Als solcher kann sich „Planet der Affen: Revolution“ mit großen Filmen des Genres messen, erzählt er doch eine nachvollziehbare Geschichte zweier Parteien zwischen Annäherung und Ablehnung, mit positiven wie negativen Figuren auf beiden Seiten sowie einigen Charakteren dazwischen, die fehlerbehaftet wie vielschichtig sind und sich nicht so einfach in klassische Gut-Böse-Schemata pressen lassen.

Im Gegensatz zum Vorgänger erhöht „Planet der Affen: Revolution“ den Actionanteil. Die zentrale Actionszene, in der die Affen reitend, schießend und panzerfahrend attackieren, ist ein Highlight. Nicht nur, dass man hier eine furiose Schlacht serviert bekommt, all das wird ebenso ernsthaft wie glaubwürdig dargeboten, dass niemand spotten kann, dass eine Kämpferseite nur aus Affen besteht. Der spätere Endkampf ist okay, aber schon eine kleine, da sehr konventionelle Antiklimax. Allerdings zeigen gerade diese Szenen die hohe Effektqualität des Films, der seine Affenprotagonisten im Motion-Capturing-Verfahren zu lebensecht anmutenden Charakteren ausbaut und so die Identifikation mit diesen nichtmenschlichen Figuren erleichtert.
Das liegt neben der Top-Tricktechnik natürlich auch an Darstellern wie Andy Serkis, dem Go-to-Guy der Motion-Capturing-Performance, der auch hier als Caesar eindrucksvoll spielt. Man kann die Rufe verstehen, die für seine Caesar-Darbietung Schauspielpreise oder die Schaffung einer entsprechenden Kategorie bei den Awards forderten. Toby Kebbell, Judy Greer, Terry Notary und Karin Konoval stehen ihm in weiteren wichtigen Affenrollen nur wenig nach. Auf der Menschenseite ist auch alles schauspielerisch im grünen Bereich, allerdings ohne große Highlights. Jason Clarke und Keri Russell sind ein solides, aber nicht herausragendes menschliches Protagonistenpaar, Gary Oldman wie immer eine Bank, aber nicht in Höchstform, und auch Kirk Acevedo macht das Beste aus seiner etwas eindimensionalen Rolle. Aber in Erinnerung bleiben dann doch eher die Affen.

Manchmal könnte „Planet der Affen: Revolution“ seine Geschichte über Vertrauen, Missverständnisse und Antipathien noch etwas tiefer ausloten, denn gerade bei den Quertreibern auf beiden Seiten ist die Figurenpsychologie etwas oberflächlich. Aber insgesamt ist Matt Reeves‘ Sequel eine erneut stilsichere Verbindung von Erzählkino und Blockbusterspektakel, tricktechnisch top und gerade von Serkis eindrucksvoll gespielt – und das große Action-Set-Piece mit der Affenattacke schon ziemlich geil.

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