Nach den Ereignissen aus Transformers 3, in denen eine Invasion durch die Decepticons in letzter Minute verhindert werden und sich der Anführer der Autobots, Optimus Prime seines Widersachers Megatron entledigen konnte, werden alle Transformers gejagt, ganz gleich, welcher Fraktion sie angehören - so bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich zu verstecken. Und während die Menschen die zerstörten Teile toter Transformers untersuchen, um wissenschaftlichen Nutzen daraus zu ziehen, greift eine neue Partei ein, die ein persönliches Interesse an Optimus Prime an den Tag legt und dafür mit den Menschen zusammenarbeitet. Vom strahlenden Helden und Anführer zur persona non grata, verwundet, verrostet, so entdeckt der Erfinder Cade Yaeger (Pacific Rim anyone?) den ehemaligen Weltenretter Prime und schleppt ihn nach Hause, nicht ahnend, dass damit sein Leben aus den Fugen geraten wird.
Der vierte Teil der Transformers-Reihe beginnt ungewohnt düster. Keine strahlenden und gefeierten Helden, sondern, in bemerkenswert zynischer Konsequenz trotz des Sieges über die Decpticons verfolgte und gejagte Flüchtlinge, so werden die außerirdischen Roboter präsentiert, die Geschichte schlägt somit in eine andere Kerbe. Auch die neuen menschlichen Identifikationsfiguren wirken nicht mehr so überdrüber gut drauf, sondern stehen am Rande des finanziellen Ruins, da kommt ein schrottreifer Truck, den der zwar eifrige und versierte, aber unorganisierte Erfinder Cade da anschleppt nicht unbedingt zum besten Zeitpunkt, immerhin will die Tochter aufs College und die Bank klopft auch schon an. Das Bild, das in den ersten Minuten von den Menschen gezeichnet wird, ist aber nur im Ansatz halbwegs realistisch, denn fast jeder, der besonders anfangs etwas Screentime bekommt, hat einen an der Waffel. Cade bedroht ohne Umschweife eine Bankangestellte mit dem Baseball-Schläger und die rast - in voller Absicht - durch einen Zaun. Wer macht sowas? Muricaner? Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass die Autoren nicht unbedingt Ahnung von menschlicher Handlungsweise haben, ich musste mir da öfter an den Kopf greifen. Und auch, wenn es mittlerweile und in Bays Filmen besonders Usus ist, in Momenten, in denen die Welt einzustürzen scheint und Kugeln, Raketen und Schrapnelle um die Ohren fliegen, immer noch einen coolen Oneliner auf den Lippen zu haben und anderen mitteilen zu müssen, wie cool das alles ist, so finde ich doch die unglaublichen Zufälle bemerkenswert, Zufälle, die bei mir wieder etwas auslösten, das ich so ausdrücken möchte: Facepalm. Beispiel gefällig? Wer bringt Optimus Prime nach Hause? Ein Robotik-Experte. Als das Haus angegriffen wird, wer rettet die Menschen? Der Freund der Tochter, praktischerweise ein Rallye-Fahrer in seinem Rennwagen. Und als sie auf ein Alienschiff gelangen, finden sie natürlich auch eine durchschlagskräftige Waffe, die natürlich auch von einem Menschen bedient werden kann. Während alle Roboter um ein Vielfaches größer als die Menschen sind. Ja, ne, ist klar. Dass der Waffe nicht die Munition ausgeht versteht sich von selbst.
Aber auch das Design der Roboter enttäuscht, und ja, es war auch schon in den Vorgängern fragwürdig, aber - unter Anderem - ein haushoher Transformer, "angezogen" wie ein Samurai und mit vermutlich japanischem Akzent? Warum? Wie auch die Roboter passt das Aussehen vielleicht zur Spielzeuglinie, aber es macht im Film null Sinn. Bay schlägt hier wieder in die selbe Kerbe wie zuvor, er bedient sich Klischees und stereotypen Elementen, so sind die guten Autobots wieder farbenfroh und kindgerecht und ihre menschlichen Freunde repräsentieren die besten Eigenschaften der Menschheit (Liebe! Seele! Heldenmut! Denken wir kurz zurück an den Baseball-Schläger!), während die bösen Roboter und Menschen nur in Schwarz (und manchmal in ganz, ganz dunklem Grau) arbeiten und keinen Funken von Individualität, dafür aber Gier nach Macht und Geld zeigen. Loben muss ich die Macher des vierten Teils aber für den außerirdischen Jäger, der gemeinsam mit der Regierung der USA Jagd auf die Autobots macht, auch wenn auch er nur aus stereotypen Versatzstücken besteht, er wirkt einfach nur abgebrüht und hart, aber es passt. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Bay wohl sehr gut weiß, wie er coole Szenen kreiert (davon gibt es einige), er viele dieser Szenen aber immer wieder mit unpassenden, fast schon derben Slapstick-Elementen und Pseudo-Humor und -Coolness ruiniert. Würden die Helden nicht dauernd irgendwas vor sich hinbrabbeln, würde das schon einiges helfen, bei den Menschen mag das ja noch angehen, aber bei waffenstarrenden Ungetümen wirkt das einfach nervig.
Ah, was soll ich sagen. Ich fand die erste Stunde, die Flucht der Autobots vor ihrem Verfolger, gar nicht so schlecht, es wirkte fast wie ein Reboot der Serie, hätte man da weitergemacht, wäre wohl noch ein richtig guter Film daraus geworden - aber leider haben die Verantwortlichen allem Anschein nach Mittel und Wege gesucht, die Lizenz auszuschöpfen (Dinobots) und einen kleinen Story-Twist auf Biegen und Brechen einzubauen, denn ab der Szene, in der die Helden auf ein Alien-Schiff gelangen, geht es mit dem Film in meinen Augen bergab, er grundelt lange Zeit auf tiefen Niveau herum, bis es zum durchaus gut inszenierten Endkampf des Autobot-Jägers mit Optimus Prime kommt. Ich wage zu behaupten, dass, hätte man den Story-Twist weggelassen oder zumindest dramaturgisch gestrafft (dazu hätten einige wenige Szenen genügt), hätte das den Film wohl um eine Stunde verkürzt, eine bessere Spannungskurve geboten und allgemein der "Ära des Untergangs" gut getan. Leider haben die Macher das etwas anders gesehen und haben quasi einen Pizza-Schnitzel-Shrimps-Burger mit Apfel-Vanille-Wasabi-Sauce serviert und ich tue mir mit der Beurteilung schwer, auch wenn ich mich nicht übergeben muss. Ist der vierte Teil nun besser oder schlechter als der bereits mäßige dritte? Er bietet spannendere Szenen (wie beispielsweise die Flucht vom Alien-Schiff, auch wenn die an sich unglaubwürdig ausfällt), er wirkt düsterer (was auch, wie mir scheint, an einem Filter liegt, der dem Bild einen grieseligen und damit dreckigen Look verleiht), er bietet einen Antagonisten, der mal nicht die Weltherrschaft anstrebt (und auch nicht, wie der Titel suggeriert, die Auslöschung der Menschheit) und gleichzeitig gut in Szene gesetzt wird. Gegen den Film sprechen der unsagbar infantile Humor, die Unausgegorenheit der Geschichte und der Charakterzeichnung (*hust*) und der Einsatz zu vieler verschiedener Elemente wie eben der Dinobots (wären die nicht im Trailer angekündigt worden, wäre das eine nette Überraschung gewesen, immer noch unnötig, aber auch ein "Wow"-Moment), hier muss ich aber fairerweise sagen, dass die Negativ-Punkte auch auf die direkten Vorgänger zutreffen. So gesehen reiht sich die "Ära des Untergangs" noch vor dem dritten Teil ein, knapp hinter dem zweiten und alle drei bei weitem hinter dem Erstling. Ich hoffe, dass sich die kreativen Köpfe, sei es nun Michael Bay oder wer auch immer, ein Beispiel an den aktuellen Superhelden-Filmen nehmen und der nächste Teil weniger albern und nicht wieder eine überlange Achterbahnfahrt wird. Story wäre mal was Feines, denn die Effekte sind bereits von Beginn an über jeden Zweifel erhaben.