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„Beat the robot! DJ Bay is in the house!"

Tja, nun also Bum-Bum-Roboter die vierte. Man muss sich ernsthaft fragen, wer eigentlich überhaupt einen dritten Aufguss der schon beim ersten Aufwärmen reichlich brackigen Brühe herbeisehnte. Sieht man die exorbitanten globalen Einspielergebnisse für die in jeder Hinsicht hanebüchene Roboter-Klopperei, erübrigt sich die Frage allerdings ganz schnell. Dass "Transformers 4" im Reich der Mitte sogar inzwischen „Titanic" als erfolgreichsten Film aller Zeiten abgelöst hat, wirft ein nachtschwarzes Bild auf den dortigen Massengeschmack.
Natürlich wurde Regisseur Michael Bay auch schon völlig zu recht für die ersten beiden Sequels gescholten, so wie er generell ein beliebtes Opfer der etwas seriöseren Filmkritik ist. Was er allerdings mit Teil 4 verbrochen hat, stellt selbst den bisherigen Tiefpunkt (Teil 2)  in einen Schatten von kontinentalen Ausmaßen.

Gut 200 Millionen Dollar verpulverte Bay für eine der dümmsten, peinlichsten, langweiligsten und nervtötendsten Krawallorgien mindestens der letzten beiden Dekaden. Technisch erwartungsgemäß perfekt, aber komplett seelen-, substanz- und anspruchslos. Der Film ist ein einziges, lärmiges Zerstörungsspektakel, in dem sich ganze Heerscharen von mechanischen Dumpfbacken permanent gegenseitig auf die Blechbüchse geben und dabei - natürlich - ganze Metropolen verwüsten.
Offenbar weiß auch Bay, dass dieses Szenario inzwischen einen Bart hat, der sich problemlos mehrmals um die Erde wickeln ließe. Der vermeintliche Ausweg aus diesem selbstverschuldeten Dilemma ist bei ihm dann aber leider so simpel wie vorhersehbar. Genau, mit dem Vorschlaghammer auf die Krawumm-Schraube.

So kloppen sich nicht nur wie gewohnt die guten Autobots mit den bösen Decepticons um was auch immer, sondern diesmal kam man auf die glorreiche Idee, auch noch sogenannte Dinobots mitprügeln zu lassen. Das führt dann dazu, dass Bay im gefühlt fünften Finale des elendig langen Films eine blecherne Dinosaurierherde durch Hongkong trampeln lässt und damit die ohnehin bereits mehrfach kulminierte Lächerlichkeit und Infantilität noch einmal in nicht mehr für möglich gehaltene Höhen treibt.
Bay inszeniert dabei wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen und wirft jegliches Gespür für Rhythmik und Choreographie fröhlich pfeifend über Bord. So bombardiert er sein offenkundig gänzlich unkritisches und alles andere als wählerisches Publikum mit einem völlig unkoordinierten Artilleriesperrfeuer an Effekten. Das hat frappierende Ähnlichkeit zu Niveau und Atmosphäre in einer Großraumdisco, bei der das willfährige Publikum zu lärmigem Billig-Techno und/oder Retorten-Dancefloor herumzappelt.  DJ Bay is in the house!

Überflüssig zu erwähnen, dass die menschlichen Pappkameraden  in diesem völlig sinnentleerten und geradezu aufreizend hirnlosen Spektakel nicht mehr zu tun haben als pausenlos Augen und Münder ihrer ausdruckslosen Gesichter aufzureißen und dabei dem umherfliegenden Schrott auszuweichen. Ausgerechnet Muskelprotz und Actionstar Mark Wahlberg darf hier für seinen Neu-Spezi Bay einen verplanten Hobbywissenschaftler geben, der in seiner texanischen Scheune einen auf Doc Brown macht. Das ist in ungefähr so stimmig wie Michael Bay als Regisseur eines subtilen Liebesdramas. Nicht, dass man den ständig herumkaspernden Shia LaBoef auch nur ansatzweise vermissen würde, aber ein zumindest rudimentäres Gespür für Casting hätte nicht geschadet.
Wenigstens erfüllt Nicola Peltz mal wieder perfekt das offenbar aus einem Konglomerat sämtlicher 90er-Jahre-Metal-Videos entsprungene Frauenbild Bays vom sexy Landei in Hot Pants. Megan Fox hätte jedenfalls nicht dümmer dreinschauen können. Der übrige Cast aus den üblichen Bad Guys und Sidekicks ist selbstredend auch eher physisch gefragt. Leider nicht ausschließlich.

Denn hin und wieder dürfen bzw. müssen sie dann doch noch ein paar Dialogzeilen aufsagen, die aber in ihrer Plattheit, Überflüssigkeit und vor allem konsequenten Humorfreiheit dermaßen an der Peinlichkeitsschraube drehen, dass man sich sogar wieder die prügelnden Blechkübel herbeiwünscht. Das gilt allerdings nur wenn sie im Zerstörungsmodus sind. Denn leider sieht das durchgängig unter Groschenheftniveau dahinsegelnde Drehbuch auch für sie ein paar warme Worte vor. Und das unterbietet dann nochmals das Gefasel  ihrer menschlichen Kollegen. Vor allem Ober-Transformer Optimus Prime ergeht sich in peinlichsten Pathos-Platitüden, die bestens in einem Glückskeks aufgehoben wären (ja, ja, immer schön den chinesischen Markt beachten!). Während Optimus also Kita-zielgerecht über Schicksal, Bestimmung und ähnlichen Käse schwadroniert, dürfen sich seine Kumpels in offenbar witzig gedachten Kabbeleien austoben, was - man ahnt es schon - ähnlich grandios scheitert.

Den Chinesen wars offenbar egal, schließlich durften sie mal ausgiebigst Hongkong als Mittelpunkt einer Hochglanz-Desaster-Schlachtplatte bewundern und dazu auch noch die heimischen Superstars Li Binbin (Film) und Han Geng (Pop) in einem richtigen US-Blockbuster herumtollen sehen. Wow, wow, wow, wow. Diese Form der brachialen Anbiederung passt wunderbar zu Michael Bay und hey, es hat ja auch mal wieder super funktioniert. Zumindest monetär, und das ist auch das Einzige was hier anvisiert war und unter dem Strich positiv zu vermerken ist.
Mann kann nur  - mit Sicherheit vergeblich - hoffen, dass der Untertitel „Days of Extinction" (Ära des Untergangs) programmatisch hinsichtlich des Fortgangs der Reihe gemeint ist. Denn als Kunstprodukt ist "Transformers 4" ein megagroßes Nichts. Ein Nichts an Handlung, ein Nichts an Figuren, ein Nichts an Dialogen, ein Nichts an Logik, ein Nichts an Rhythmus und vor allem ein Nichts an Unterhaltungswert. Unfassbar dumm und unglaublich öde. Bay ist damit endgültig in der cineastischen Krabbelgruppe angekommen, wobei den lieben Kleinen der Roboter-Quatsch vermutlich zu lärmig wäre. Dann vielleicht doch lieber ab in die Großraum-Disse. Dort ist es ja auch so schön laut, hohl und platt.  Beat the robot!

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