Review

Inhalt:
Vorweg eine kleine Warnung: Wenn man die größtmögliche Wirkung dieses Films erfahren möchte, sollte man vor dessen Sichtung nichts über den Inhalt wissen. Daher sollte der Nicht-"Audition"-Kenner spätestens mit dem Lesen der Kritik hier aufhören.

Nach dem Tod seiner Frau widmet der allein erziehende Vater Aoyama sein Leben der Arbeit und seinem Sohn. Dieser rät ihm, sich eine neue Frau zuzulegen und sein Freund, ein Filmproduzent, hat eine Idee: Er organisiert ein Vorsprechen für ein angebliches Filmprojekt, bei dem Aoyama die ausschließlich weiblichen Vorsprecherinnen begutachten kann, um sich die richtige auszusuchen. Schnell fällt seine Wahl auf die geheimnisvolle Asami und langsam entwickelt sich eine Romanze zwischen den beiden, doch es kommt alles ganz anders, als sich Aoyama das vorgestellt hat.

Kritik:
Mit Japans umstrittenen Regisseur Takashi Miike verbindet man hauptsächlich rasant inszenierte Gewaltekszesse und Tabubrüche ala "Dead or alive", "Fudoh", "Visitor Q" oder "Ichi the killer".
Dass er auch die ruhigen Töne beherrscht, sieht man, wenn man sich "Audition" zu Gemüte führt.

Die erste Stunde des Films stellt uns die Charaktere ausführlich vor und stellt die sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen Aoyama und Asami dar, wobei man sich als Zuschauer wie Aoyama einfach in die sympathische Asami verlieben muss.
Takashi Miike verwendet in dieser ersten Stunde lange Kameraeinstellungen, mit denen er die tollen Schauspielerleistungen einfängt und dem Zuschauer eine wunderbare Liebesgeschichte zeigt und so in einer trügerischen Sicherheit wiegt.
Eine unterschwellige Bedrohung deutet sich jedoch bald an, da man der Warnung des Fernsehproduzenten irgendwie Glauben schenkt und merkt, dass mit Asami etwas nicht stimmt.
Die sehr kurzen Einblicke in Asamis Wohnung, in der sie regungslos auf dem Boden vorm Telefon und einem zugeschnürten Sack mit lebendem Inhalt hockt, machen deutlich, dass da was im Busche ist, doch wenn sie dann wieder mit Aoyama zusammen ist, ist wieder Friede, Freude, Eicherkuchen.
So unternehmen die beiden eine gemeinsame Reise mit Übernachtung in einer gemieteten Wohnung und kommen sich richtig näher. Diese Szene ist komplett in wunderbaren Blautönen gehalten und jede Einstellung wirkt fast wie ein Gemälde.
Diese optisch perfekte Szene stellt dann auch den Wendepunkt des Films dar. Asami bringt zum Ausdruck, dass sie von Aoyama erwartet, seine einzige Liebe zu sein, da sie in ihrem bisherigen Leben stark enttäuscht wurde.
Als Aoyama am nächsten Morgen aufwacht, ist seine Begleiterin spurlos verschwunden und er begibt sich auf die Suche nach ihr, wobei er die Orte aufsucht, von der Asami ihm erzählt hat und er merkt, dass sie ihm einiges an Seemannsgarn aufgetischt hat.
Die Spannungsschraube zieht sich immer mehr zu und explodiert nach einer grandiosen und verwirrenden Traumsequenz, in der die Vergangenheit Asamis aufgedeckt wird, in einer brutal, erschreckenden Gewaltorgie, die einen kalt erwischt und deren Wirkung durch die Unvorhersehbarkeit nicht zu übertrumpfen ist.
Trotz der Unmenschlichkeit die Asami in dieser schockierenden Akkupunktur- und Fussbehandlungsszene an den Tag legt, kann man den Grund für ihr Handeln auf Grund ihrer Erfahrungen der Vergangenheit nachvollziehen.
Seeing is believing (wollt ich schon immer mal irgendwo anbringen *g*).

(Leider ist dieser Film immer noch nur) ein Geheimtipp.

9 von 10 Punkten

Details
Ähnliche Filme