Audition – Special Edition
(Rapid Eye Movies)
Wenn ich an die mittlerweile breite und vielfältige Palette des Filmangebotes des von mir sehr geschätzten japanischen Regisseurs Takashi Miike denke, muss ich mich sofort an meine erste Erfahrung mit seinem Talent erinnern.
Es ist etwa sieben Jahre her, Gerüchte machten damals die Runde über einen neuen, wüsten asiatischen Filmemacher, der etwas geschafft hatte, was bis dato eine echte Ausnahme war. Schockierende Filmerlebnisse mit einer durchdachten und tiefergehenden, beinah intellektuellen Story. Dies kannte man bis dahin nur von Meistern wie dem Kanadier David Cronenberg.
Im Rückblick ist Audition dann auch im bisherigen Gesamtwerk Miikes eine der wenigen Ausnahmen, die eine derart radikale Mischung gekonnt servieren (andere Filme in seinem Fundus sind zwar wesentlich radikaler (Ichi The Killer) oder irrwitziger (Dead or Alive), aber diese Mischung kam eigentlich nur noch bei Visitor Q und einigen anderen Ausnahmen zu Tragen).
Als es mir damals endlich gelang, in den Genuss dieses Objektes der Begierde zu kommen, konnte ich mich seiner faszinierenden Sogwirkung nicht entziehen. Zu Beginn ruhig, beinahe einlullend ruhig, bricht im letzten Drittel ein subtil angekündigtes Inferno los, welches man in der Form nur selten zu sehen bekommt. Audition wirkte wie ein lange nachhallender Donnerschlag!
Erst etwas später kam ich dann mit weiteren Werken wie den älteren Dead or Alive, Visitor Q, Fudoh oder dem sehr subtilen Birdpeople in China in Berührung, und erlebte die Vielfältigkeit dieses Ausnahmekünstlers. Dabei waren die Jahre um Audition auch seine produktivsten, schuf er doch alleine 1999 sechs Filme, darunter eben jenen anderen wilden Klassiker Dead or Alive.
Die Geschichte befasst sich mit dem Witwer Shigeharu Aoyama , der seit sieben Jahren mit seinem Sohn alleine lebt, ohne eine neue Frau kennen gelernt zu haben. Sein Kollege bietet ihm die Chance, sich zu einem Filmcasting dazu zu setzen, um sich eine Traumfrau auszusuchen. Hauptdarsteller Ryo Ishibashi (Suicide Circle, die beiden The Grudge – Remakes, Waru) überzeugt in der Rolle des solventen Witwers, der sich durch einen hinterlistigen Trick Vertrauen erschleichen möchte. Schon bei der Sichtung der Unterlagen trifft er auf das Bild der sehr hübschen Asami (die intensiv aufspielende Eihi Shiina trat dann leider nur noch sporadisch in Erscheinung, etwa in Sky High oder A Day on the Planet), in welche er sich sofort verliebt. Sie scheint gebildet, hübsch, interessant aber undurchsichtig. So häufen sich Anzeichen, dass mit Asami ein dunkles Geheimnis verbunden ist.
Hier zu viel zu verraten ist unfair denjenigen gegenüber, die den Film noch nicht gesehen haben, es sei nur soviel gesagt, dass die letzten dreißig Minuten des Filmes mit das Härtestes sind, was man bisher zu sehen bekommen hat. Miike schafft es mit Audition, dass man trotz der expliziten Extreme nicht den Blick von der Leinwand wenden kann! Neben all den Schocks zeigt Miike dabei einen verstörenden Blick auf die moderne, immer noch unterdrückte Frau in der japanischen Gesellschaft.
Nun wird aus dem Hause Rapid Eye Movies eine Neuauflage von Audition geliefert, welche eine aufgemotzte Version der alten Ausgabe ist. Der Sound wurde durch eine neue Synchronisation, die qualitativ genauso hochwertig ist, wie die der alten Version , aufgepeppt, und hat einiges mehr an Druck zu bieten. Trotz des 2-Kanal-Tons bietet diese Tonspur ein sehr räumliches und sattes Hörvergnügen! Das Bild bietet eine sehr gute Tiefenschärfe und ist sehr plastisch. An Bonusmaterial liegt erneut ein Interview mit Miike bei, war es in der alten Version jedoch ein Textinterview, ist es hier die Fortsetzung des im Januar 2007 geführten Interviews, welches auf der Big Bang Love Juvenile A DVD begann. Ansonsten liegen die üblichen Trailer und Programmhinweise vor.
Eine sehr gute Eigenschaft von Veröffentlichungen aus dem Hause Rapid Eye Movies sind die liebevollen Beigaben, hier ein geschmackvolles Postkartenset mit Motiven aus Audition.
Wer Audition noch nicht kennt, sollte dies schnell nachholen, bietet dieser mittlerweile zum Klassiker aufgestiegene Film alle Zutaten, die einen guten Schocker ausmachen. Kennern des Filmes sei er in der neuen Version ebenfalls empfohlen, da er in neuer Synchronisation den Film neu erleben lässt. Ein Meisterwerk!!! CFS