Mit "Audition" gelang 1999 Japanfilmer Takashi Miike der große Durchbruch. Er schuf eine ungewöhnliche, ruhig bebilderte Mischung aus Drama und Gruselfilm, die letztlich in einem wirklich heftigen, beinahe sinnbildlichen Gewaltexzess ausläuft. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein Mann mittleren Alters (toll gespielt von Ryo Ishibashi), der nach dem Tod seiner Ehefrau auf der Suche nach einer neuen Frau an die Falsche gerät. Klingt konventionell, ist es aber in seiner Umsetzung aber keineswegs: Miike präsentiert sowohl tiefgehende Kritik an der japanischen Gesellschaft als auch eine sorgsame und intensive Charakterzeichnung. Action und Effekte stehen klar im Hintergrund, ebenso sind Spannungsmomente (Stichwort Grusel) äußerst sparsam gestreut - vielleicht etwas zu sparsam, inbesondere was die Spannung angeht.
Dies ist zugleich auch mein Hauptkritikpunkt an "Audition". Bei aller Ästhetik und bei alle: Manchmal fehlt einfach das Tempo und zumindest für meinen Geschmack ist die Kombination der Genres Grusel und Drama nicht ideal. Da habe ich geradlinigere Werke wie Kitanos "Dolls" letztlich doch bedeutend lieber! Dennoch ist der hoch atmosphärische und mit einigen wunderbar schrägen Ideen versetzte "Audition" auf seine individuelle Art ein kleines Meisterstück und für Cineasten absolut sehenwert. Dem Durchschnittspublikum wird aber, gerade im Bezug auf den finalen Gewaltausbruch und die natürliche Distanz zur japanischen Kultur, vielleicht etwas viel zugemutet...