Review

kurz angerissen*

Nein, ganz der Alte ist Tim Burton immer noch nicht. Der Vorspann mit seiner Bebilderung von maschineller Posterfertigung ist in seiner Montage längst ein Klischee; ebenso haftet der gesamten Handlung der Mief einer blassen Biografieverfilmung mit dem seichten Ausklang eines mittelklassigen Gerichtsdramas an. Eindrücke von Belanglosigkeit lassen sich auf den ersten Blick auch nicht mit den fenstergleichen Augen der Figuren in den Bildern wegwischen.

So wie sich die Hauptfigur durch die Umstände gezwungen sieht, irgendwann ihren Stil zu ändern, darf man aber immerhin auch Burton zugestehen, sich einigermaßen erfolgreich von seinem essentiellen Lebenswerk des verdrehten Düstermärchens zu emanzipieren. „Big Eyes“ erscheint trotz seiner offensichtlichen Abgründe hell und nimmt das Leben erstaunlich leicht. Die 50er und 60er Jahre werden zwar ansatzweise mit der radioaktiven Ironie versetzt, die man mit Burton am Steuer erwarten würde, dennoch gerät der Film nie zu überzeichneten Satire.

Das hindert einen Christoph Waltz jedoch nicht daran, sämtliche Reserven seines Gesichtsbereichs aufzudrehen. Immer wieder überrumpelt er die Szeneneinstellungen mit übergangslosen Grimassen, die in ihrer Schnelligkeit mitunter so sehr überraschen, dass man unweigerlich auflachen muss. Er ist das Herzstück des Filmes mit seiner absolut gewissenlosen Figur, die zwar einerseits typisch für den Darsteller ist, andererseits ihren Schaustellerzweck brillant erfüllt. Amy Adams agiert passend dazu als graue Maus ohne Selbstvertrauen, was dem verzwickten Verhältnis der Beiden Glaubwürdigkeit beschert.

So füllt sich das doch sehr schematische Handlungsgerüst sukzessive doch noch mit anfangs für unmöglich gehaltener Tiefe, die sich unheimlicherweise sogar in den Bildern widerspiegelt. Vor dem konsensfähigen Ende erheben sich immerhin Themen wie Künstleridentität, Kommerzialisierung und emotionale Unterdrückung zu einem bitteren sozialen Kommentar.

*weitere Informationen: siehe Profil

Details
Ähnliche Filme