Trigger-happy Cop Chiang Ho Wai [ Donnie Yen ] bekommt wieder einmal Ärger von oben; diesmal hat er durch eine Haudraufaktion während einer Lösegeldübergabe die Geisel verletzt. Durch eine Verwundung des rechten Armes auch psychologisch angeschlagen will Chiang seine Kündigung einreichen; lässt das Vorgehen aber schnell fallen, als er den nächsten Auftrag sieht: Die Rückführung eines geflohenen Kronzeugen von den Philippinen nach HK, der ihn auf die Spur des Kriminellen und Erzfeindes Dick [ Roy Cheung ] bringen kann. Er schliesst sich notgedrungen mit dem ortsansässigen Polizisten Edu Ho [ Edu Manzano ] zusammen, wobei beiden auch prompt der Zeuge unter den Händen weggeschossen wird...
Andrew Kam hat mit nur 7 Produktionen auffällig wenig Filme gedreht – warum eigentlich? –, aber sich damit trotzdem als kleiner Geheimtipp hervorgetan; in der geneigten Zuschauerschicht kennt man seine Handvoll Filme und spricht mit durchweg positiver Meinung über Regisseur und sein kleines filmisches Oeuvre.
Dieses ist augenscheinlich auch materiell etwas begrenzt und konzentriert sich allein auf doch eher B – zugeordnete Action [ Fatal Termination, Heart of Killer; Ausnahme: Co – Director bei Big Heat und Swordsman ], um dort mit ansprechenden Budget und Mitteln für die visuelle Umsetzung zumeist fest gefügter Geschichten zu sorgen. Er versteht das Genre – Handwerk.
Auch High Voltage gehört zu dieser Kategorie, allein der Drehort Philippinen weist eine gewisse niedere Zuordnung aus und dürfte auch zuerst für – durchaus berechtigte – Zweifel und Vorurteile sorgen. Diese sind hier von der Herstellung auch nicht fehl am Platz: Konflikte zwischen der chinesischen und der Filipino Crew und die vorausgehende nutzlose Arbeit eines anderen Regisseurs machten die Dreharbeiten nicht gerade einfach. Das Budget war bereits erheblich angerissen, selbst jetzt häufig die Materialien unbrauchbar und die Stunterfahrung der Einheimischen begrenzt, weshalb Donnie Yen auch auf Bitten von Kam die Actionregie übernahm.
Im Nachhinein und ohne Vorwissen betrachtet hat das Werk ein für die Verhältnisse ordentliches Produktionsvolumen und zumindest zwei namhafte und auch ansprechende Darsteller, wobei der Begriff „billig“ dann auch wieder ausgemerzt wird. Obwohl man den Unterschied zu einer A – Produktion natürlich unweigerlich trotzdem sieht, Yen’s urban action Höhepunkte Tiger Cage 2 und In the Line of Duty 4 von der Art aber auch nicht edler herüberkommen.
Der bei derartigen Filmen zugehörige Trashlevel ist recht gering. Kam arbeitet in seiner Werktradition physisch unmittelbar und in ironiefreier Weise, die Atmosphäre passend düster und aggressiv gesetzt.
Das Skript etabliert durch ein vorausgehendes Attentat als Initiator und verschiedene Polizeiaktionen Chiangs als Einführung schnell die Grundkonstellation seines genremässig attestierten und klar umrissenen Szenarios und konzentriert sich dann mit erzählerischer Ökonomie einzig auf das direkte Cops VS Robbers Element.
Was natürlich ein dankbarer Filmstoff ist, etwas zu oft erzählt nur. Grosse Variationen oder gar Neuerungen treten dann auch nicht auf, was aber auch nicht so wirklich verlangt oder erwartet wurde und durch forsche Geradlinigkeit ersetzt wird.
Dick hat Chiangs Frau getötet. Dick lässt später Edu’s Partner umbringen. Und er ist offiziell ein hochangesehener Mann, der mit charismatischer Jovialität kleinen Strassenjungs Geld schenkt, Waisenhäuser mit Spenden unterstützt und auf legalen Wegen unantastbar weit über den beiden Cops steht. Diese müssen zum Erreichen ihres Zieles die Vorschriften ignorieren und eigene Wege gehen.
Ein narrativer Ausbruch aus gewohnter Handlungsstruktur und – motivation begegnet einem also nicht; deswegen kann eine erneute Darstellung des Üblichen auch kaum so richtig überzeugend sein. Skizzen ersetzen wirkliche Charakteristika, die Dialoge sind schlicht. Die Konturen werden allein durch die körperliche Präsenz der mimisch recht sparsamen Akteure Yen und Cheung erreicht; eine innere Spannung allein dadurch nicht.
Das Patchwork an Grundzutaten wird von einer Standardsituation zur nächsten routiniert – und aufeinander abgestimmt – abgespult und der fälligen Action als Zweck der Erzählung untergeordnet.
Diese besteht untypisch für seinen Hauptdarsteller zumeist aus Shootouts, was dann auch für Verdruss gesorgt haben dürfte. Die Luft ist ungewohnt bleihaltig, dazu kommen einige Autoeinlagen und Explosionen. Nichtsdestotrotz wird natürlich auch fleissig gekickt; es fällt nur nicht so wirklich auf, da leider nichts wirklich Erinnerungswürdiges dabei herumkommt. Die Szenen sind durchweg ruppig aufgelöst und verdanken ihren Drive daneben auch der aktiv aufpeitschenden Musik sowie der gelungen montierten Einstellungen, aber bleiben doch auf kleinerem Level, was die Aufwendigkeit und Eleganz angeht. Qualität und auch Quantität ist aber durchaus in Ordnung; der formalästhetische Anspruch von Kam findet auch hier seine überzeugende Verwendung und bringt zumindest auf dieser Ebene einen positiven Nutzwert.
Sicherlich kam insgesamt nichts Grossartiges dabei heraus, was angesichts der Ausgangsvoraussetzungen aber auch schwerlich erreicht werden konnte. Es bleibt eine Fussnote in Yen’s Filmographie, aber eine durchaus sehenswerte.