Review

kurz angerissen*

Allzu leicht hätte man den Plot zu einem schnellen Polizeitthriller oder zu einem emotionalen Gerichtsdrama verarbeiten können – es ist Peter Weir immerhin anzurechnen, dass er dieser Versuchung widerstanden hat und mit der ihm eigenen Ruhe und Langsamkeit den Lichtkegel lieber auf den Culture Clash zweier Lebensweisen richtet, die sich dadurch auszeichnen, angesichts unvereinbarer Ideologien in bewusster Trennung voneinander zu koexistieren. Leider fällt „Der einzige Zeuge“ dieser Dualität selbst etwas zu sehr anheim: Was zunächst auf urbanem Boden mit einem pikanten Mordfall seinen Anfang nimmt, verlagert sich zusehends in die Idylle der Amish, die als bewunderns- und erhaltenswert dargestellt wird. Der Fall als solcher verliert zunehmend an Bedeutung, indes Weir seinen Hauptdarsteller, dank Ford mit einem betont geradlinigen und nonkonformen Typus besetzt (besser hätte man sich allenfalls noch Clint Eastwood an Fords Stelle vorstellen können), langsam Sympathie oder zumindest tiefen Respekt für die ihm fremde Lebensweise empfinden lässt, was sich schlussendlich nur mit dem häufigsten aller Hollywood-Kniffe besiegeln lässt – der Liebe, die auch hier wie so oft im Polizeifilm aus einem protektionistischen Grundgedanken heraus gedeiht.

In der vermeintlich unkonventionellen Ausrichtung des Films spiegeln sich letztendlich also doch allerhand Stereotypen wider, inklusive der erzwungenen Konfrontation mit den zeitweise vergessenen Bösen des Spiels auf dem Amish-Hof, die eine tiefgehende Thematisierung der kulturellen Unterschiede kaum zulässt. So bleibt nur die eigenwillige, durchaus wertvolle Schwerpunktgewichtung Weirs, die allerdings letztlich doch an den gleichen Symptomen krankt wie jene Hollywood-Standardware, die Weir vermutlich umgehen wollte.

*weitere Informationen: siehe Profil

Details
Ähnliche Filme