Auf dem Highway ist mal wieder die Hölle los. Allerdings ist dieser in "Highway Psychso" nicht der zentrale Austragungsort. Eher spielt sich das Geschehen an Orten neben dem Highway ab. Zudem hat der Streifen kaum was mit "Hitcher" gemein, da es hier nun mal nicht um einen mordenden Anhalter geht. Dennoch kann "Highway Psychos" auch locker für sich alleine stehen, was er vor allem der passablen Handlung sowie den gut aufgelegten Darstellern zu verdanken hat.
Beth (Radha Mitchell) betreibt eine kleine Gaststätte an einer abgelegenen Landstraße. Frühmorgens an einem heißen Sommertag kommt ein mysteriöser Fremder ins Lokal: Jack (Barry Watson) ist schwer verletzt und behauptet, von gefährlichen Psychopathen verfolgt zu werden. Beth versteckt ihn, und als wenig später drei junge Surfer aufkreuzen und verdächtige Fragen stellen, scheint sich die Geschichte zu bestätigen. Doch dann beginnt Beth zu zweifeln: Wer ist der Jäger und wer der Gejagte in dieser Hatz, in die sie unaufhaltsam immer tiefer mit hineingezogen wird...
Oscarverdächtig spielt Radha Mitchell (Mann unter Feuer) zwar nicht, doch sie weiß die Einzelgängerin Beth, die mit Dämonen aus der Vergangenheit zu kämpfen hat, gut zu verkörpern und bringt diesen Charakter auch dementsprechend rüber. Etwas schwächer, aber auch nicht talentfrei, agiert hier Barry Watson (Ocean's Eleven) als Gejagter. Josh Lucas (American Psycho) macht seinen Job als eiskalte und hinterlistige Mördersau solide und ist eine fähige Schurkenfigur.
Die CD-Rom, um die es im Prinzip in "Highway Psychos" geht ist ein sogenannter McGuffin, der einst von Meister Alfred Hitchcock erfunden wurde. Denn genau wie der geheimnisvolle Koffer in "Pulp Fiction" ist die besagte CD-Rom ein Gegenstand, um die sich die ganze Handlung dreht, sie auch vorantreibt, aber an sich eigentlich eine eher unwichtige Rolle spielt. Zentral geht es in "Highway Psychos" nämlich um die Figur der Beth, die sich zwischen zwei Fronten entscheiden muss und zudem noch Altlasten aus ihrer Vergangenheit zu bewältigen hat. Ging es in "Hitcher" um die Gefahr eine gefährliche Person mitzunehmen, und in "Breakdown" um den Fehler bei der falschen Person einzusteigen, so handelt "Highway Psychos" davon, dass gut gemeinte Hilfe einer Person zum eigenen Verhängnis werden kann. Zum Großteil kann der Film sein Potential auch eben aus dieser Begebenheit ziehen, ehe im Showdown dann auf Action umgeschaltet wird. Hier darf Beth mit einem coolen Trans Am, den schon Mad Max seinerzeit bevorzugte, frontal in eine Zapfsäule krachen und ihren drei Verfolgern schließlich ein feuriges Ende bereiten. Das alles hat Regisseur Scott Reynolds (Heaven) ordentlich insziniert, ohne dabei den Realismus allzu sehr zu schmälern. Klasse finde ich auch den Schluss, der Beth mit Zigarette im Mund zu "Don't let me be missunderstood" von Santa Esmeralda im Regen der Sprinkleranlage zeigt. Das hier benutzte Musikstück wurde dann knapp zwei Jahre später von Quentin Tarantino erneut im Finale von "Kill Bill Vol. 1" verwendet. Außerdem sollte man, sofern der Film auf DVD oder VHS geschaut wird, den Abspann vorspulen, da es danach noch eine kleine, aber nicht tragende Sequenz zu bewundern gibt.
Schließlich kann ich guten Gewissens sagen, dass "Highway Psychos" zwar nicht zur Oberklasse des Highway-Thriller-Genres gehört, dennoch oberhalb des Mittelmaß schwimmt. Für Hauptdarstellerin Radha Mitchell ging es nach diesem Streifen und "Pitch Black" in Hollywood richtig los, auch wenn die folgenden Rollen sich überwiegend auf Nebenparts beschränkten. Eigentlich schade, da man vor allem hier gezeigt bekommt, dass Radha Mitchell als Hauptdarstellerin durchaus Potential hat.