Review

Uff, wo soll man anfangen? Am besten mit einer kurzen Zusammenfassung der Story: Die Buchvorlage stammt von Patrick Süßkind, den man ja im Allgemeinen als Weltfremd und etwas misstrauisch ansieht. Ich erwähne dies nur, weil alleine dieser Umstand bereits innerhalb der ersten 10 Minuten auf die Schippe genommen wird.

Es dreht sich alles indirekt um ein Luxusrestaurant namens „Rossini“, in dem sich jeden Abend die dekadente Möchtegern-Elite der High-Society trifft um zu intrigieren, anzugeben, das andere Geschlecht anzugraben und Geschäfte abzuschließen.

Das alles hört sich noch relativ normal an, allerdings handelt es sich um eine Ansammlung schwer gestörten Persönlichkeiten. (Das meine ich jetzt nicht wörtlich.) Keiner der Rollen kann man als normal bezeichnen, jede Figur hat mehr oder weniger große Charakterschwächen, Komplexe oder Probleme. Vom Besitzer (Rossini himself) über den ausgebrannten Regisseur, von der eitlen und arroganten Diva bis hin zum Lyriker ist jede Figur so ausgearbeitet, dass man bei fast jedem Satz anerkennen muss: „Typisch Regisseur“ oder „Typisch Dichter“ oder, was noch viel wahrscheinlicher ist: „Typisch Frau“ und „Typisch Mann“.

Es ist eine Komödie mit leicht dramatischen Einflüssen, die mit jedem zweiten Witz direkt unter die Gürtellinie trifft. Derartig viele geschlechtsspezifische Gemeinheiten sucht man in anderen Filmen vergeblich, genauso wie die enorme Anzahl an Anspielungen bez. der Arbeit, der Liebe, dem Sex, der Lyrik, bezüglich Hollywood-Krankheiten oder Karrieren, bis hin zur eiskalten Berechnung des weiblichen Geschlechts.

Die Riege der Schauspieler ist dabei über jegliche Kritik erhaben: George, Lauterbach, Adorf, Ferres, Kròl, Rohde, Hoger… Muss ich wirklich noch weiter aufzählen? Hier ist die deutsche Schauspielelite versammelt und zweifellos hätte es wohl kaum eine bessere Besetzung der Rollen geben können.

Die Kameraführung und der Schnitt sind nicht revolutionär, aber trotzdem solide ohne Mängel realisiert. Die Charaktere werden immer hübsch in Szene gesetzt, Kameraschwenks durch das Lokal arten nie in Unübersichtlichkeit aus. Insgesamt ganz gute Arbeit.

Der Soundtrack ist noch einmal eine Stufe höher anzusiedeln. Pseudo-romantische Töne findet man ebenso wie märchenhafte Schabernackuntermalung oder bombastische Orchesterklänge. Nicht aufdringlich, aber dafür sehr stimmungsvoll und unterstützend.

Seit sehr langer Zeit eine hochwertige Komödie mit a) Stil b) Niveau und c) Unterhaltungswert aus deutschen Landen. Ein Meisterwerk, dass leider ab und an leichte Durchhänger besitzt, ansonsten würde ich sofort die Höchstnote vorschlagen. So reicht es immer noch zu einer 9er Wertung.

Details
Ähnliche Filme