Okay, Helmut Dietl ist meiner Meinung nach ein ziemlicher Spacke und geht normalerweise so überhaupt nicht an mich – bis auf seine ultrageniale Persiflage auf sich selbst und alle, mit denen er zusammen isst. Wo sind die ganzen Reviews, fragte ich mich beim Aufschlagen der Filmübersicht – hat der allseits beliebte Regisseur hier doch ein deutsches Starensemble der Superlative aufgefahren, die alle nicht davor zurückschrecken, sich in gewisser Weise selbst auf die Schippe zu nehmen: Götz George, Heiner Lauterbach, Joachim Król, Veronica Ferres, Gudrun Landgrebe, Armin Rohde, Jan Josef Liefers, Hannelore Hoger und Meret Becker sind hier mit von der Partie und besuchen das Münchener Luxusrestaurant „Rossini“ von Mario Adorf und geben sich wilden Orgien der Selbstzerstörung, Intrige, Betrügereien, Geschäftemacherei, Existenzfragen und, und, und... hier bleibt niemand verschont und bekommt in gewisser Weise sein eigenes Image zum Verarschen aufgebrummt: Veronica Ferres hat bei weitem nicht soviel Schauspieltalent wie Meret Becker, kommt aber dennoch in der Branche weiter, weil sie einfach besser ausschaut – kann das nicht auch Wirklichkeit sein? Dietl selbst war wohl zu sehr hinter der Kamera beschäftigt, dafür gibt Götz George (in einer ungewöhnlichen Rolle) jedoch ein erstklassig eine Reflektion seiner (Dietls) selbst ab, während Produzent Heiner Lauterbach alle abzockt und gegen jeden gewinnt: auf Kosten seiner Frau Gudrun Landgrebe, die sich lieber mit Autor Jan Josef Liefers vergnügt. Exzellent ist auch Joachim Króls Spiel des genialen, aber vollkommen verklemmten Romanschreibers, dessen geniale Ideen für wenig Geld in einen Film verramscht werden sollen. Hier gibt es alles zu sehen – in der niemals langweiligen Seifenoper in Filmform mit Niveau und ironischem Hintersinn wird geliebt, gehasst, beneidet, hintergangen, ausgequetscht, angebetet, gekämpft, umkämpft, und das alles jeder mit jedem. Dabei herausgekommen ist ein prächtiges Spiel der Sinne, untermalt mit einem erstklassigen Soundtrack, viel Humor und Poesie. Nicht nur für Hasser der Szene ideal, sondern auch für Freunde des deutschen Films und Komödien im speziellen. Die erste Rieger deutscher Darsteller zeigt hier, dass sie es in der Tat draufhat und beweist absolut unterhaltsames Spiel für Zyniker und alle, die es werden wollen. Und in der Mitte all dieser Gestalten mit Rang und Namen, die sich gegenseitig kulinarisch zerfleischen, steht Altstar Mario Adorf, hier manchmal ruhig, manchmal nervös, absolut überfordert mit dem Theater in seiner Stube – auch mit kleiner Karikatur seiner selbst. Das Drehbuch ist eine einzige Genialität und wird dementsprechend gebührend umgesetzt, und am Ende lernt jeder mehr oder weniger das Resultat seines Weges kennen – jeder bekommt die Rechnung vom Rossini präsentiert, symbolisch wie wörtlich.
Also Leute – schnell diesen aberwitzigen Streifen zugelegt und angeschaut. Besser wurde man aus Deutschland kaum unterhalten. Eine phantastische, emotionale Satire oberster Güte, bis heute unerreicht. Geheimtipp, gerade für die, die vom deutschen Film schon lange die Schnauze voll haben. :-)