Review

Eine bunte Tüte


Für viele ist "Batman Forever" der Beginn der Talfahrt, der erste Nagel im Sarg der Fledermaus. Keaton und Burton gingen, der Look wurde bunter, das Script noch löchriger, das Feeling leichter und Schumachers Style wurde schnell zur Lachnummer. Alles wahre Punkte, von denen viele spätestens bei "Batman & Robin" brutal zuschlagen sollten. Und dennoch bin ich mit "Batman Forever" aufgewachsen, dennoch mag ich ihn, dennoch kann ich über seine sichtbaren Alterserscheinungen hinwegsehen. Nicht über alle, aber über genug um ihn bei einer Batman-Revue niemals links liegen zu lassen. Eindeutig nicht auf dem Niveau seiner zwei Vorgänger, aber einen derartigen Hasssturm hat er nicht verdient. Jeder der in dem Jahrzehnt der Spice Girls und Chicago Bulls aufgewachsen ist, weiß wovon ich rede... In "Batman Forever" bekommt Gothams geflügelter Gerechtigkeitshüter Unterstützung von einem Waisenjungen aus dem Zirkus - und die braucht er auch, denn mit Two-Face und dem mysteriösen Riddler hat ein dynamisches Bösewichtduo die Stadt in ihrem Griff, mit dem nicht zu spaßen ist. Trotz etlicher stumpf-lässiger One-Liner, nicht nur von Jim Carrey...

Warum ich mich, abgesehen von der nostalgischen Connection, dem Shitstorm gegenüber diesem dritten Kino-Abenteuer des Batman nicht anschließe? Weil es genug gibt, was ich ziemlich cool an ihm finde. Manches davon zwar mittlerweile eher aus trashigen Gründen, aber seisdrum. Val Kilmer bleibt blass, und das obwohl er auf seinem Zenit steht. Ja, dem kann ich nicht widersprechen. Ebenso wenig, dass Tommy Lee Jones seinen doppelzüngigen Ex-Anwalt komplett drüber setzt und Nicole Kidman nur sexy Beiwerk ist. Aber ich mag z.B. Carreys Riddler, für den es wohl damals keine bessere Besetzung geben hätte können. Oder Chris O'Donnell als Robin. Außerdem kann ich dem neuen, farbenfroheren Look durchaus etwas abgewinnen und er verträgt sich überraschend zynisch mit einigen der düstersten Momente der Bat-Filmhistorie, wie beispielsweise dem Tod der Graysons. Die Action ist dynamischer inszeniert und choreographiert als zuvor und das Batmobil ist badass. Der Soundtrack ist kitschig-cool (u.a. mit Seal) und es hat schon seinen Grund, warum der selbst heute noch in manchen Autos gesichtet wird. "Batman Forever" ist vollkommen 90s, oldschool und bonkers. Fluchtkino vom Feinsten. Wenn auch eher für die Jüngeren. Ich meine, man muss sich für ihn nicht schämen und ihn nur richtig einzuschätzen wissen. Der Bruch zu den Burtons war eben verdammt hart und holprig, aber ein Kackfilm sieht für mich ganz anders aus. Vor allem Langeweile hat hier keine Chance. Manchmal nur aus den falschen Gründen... 

Fazit: eigentlich nicht wirklich gut... aber er bleibt einer meiner Guilty Pleasures, eine wunderschöne Kindheitserinnerungen und eine willkommene, überdrehte und manchmal sogar mutige Abbiegung im Batman-Universum. Wohin das mit der dann wirklich grottigen Fortsetzung führen sollte, konnte ja keiner ahnen... oder doch. Aber ich wollte es nicht sehen. 

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