“No One Knows What It’s Like,
To Be the Batman, To Be the Sad Man…”
(“Behind Blue Eyes – Limp Bizkit, oder so)
Der dritte Teil der Batman-Reihe stellte eine harsche Zäsur dar. Mit dem Regiewechsel von Tim Burton zu Joel Schumacher (LOST BOYS, FLATLINERS, FALLING DOWN) wehte ein anderer Wind. Der Stil des maskierten Rächers ging weg vom Burton’schen Gruselmärchen hin zur knallbunten Comicverfilmung. Und so präsentiert sich BATMAN FOREVER auch: Bunt, übertrieben, überzogen und mitunter etwas lächerlich. Schon die Neubesetzung der Titelfigur mit Val Kilmer (HEAT, THE SAINT, SALTON SEA) verärgerte die Fangemeinde. Zu sehr war ihr Michael Keaton ans Herz gewachsen. Nun sollte also „Jim Morrison“ den Job von Gothams Rächer erledigen. Das Ende vom Lied: Kilmer wurde im nächsten Teil wieder ausgetauscht [was aber wohl an Differenzen zwischen ihm und Regisseur Schuhmacher lag]. Geht Kilmer als Batman gerade noch so in Ordnung, kommt er als Milliardär Bruce Wayne rüber wie ein arroganter Bubi. Ferner ist Batman ganz schön trottelig, tappt ständig in Fallen und muss gerettet werden. Das Beste an Batman unter Joel Schumacher: er hat Nippel.
Wie im Vorgänger muss sich Batsi gleich mit zwei Bösewichten rumschlagen: Two-Face (Tommy Lee Jones, MEN IN BLACK, AUF DER FLUCHT), und dem Riddler (Jim Carrey, DUMM UND DÜMMER, ACE VENTURA, DIE TRUMAN SHOW). Der nur halbseitig geschminkte Two-Face ist eine Weiterentwicklung des Anwalts Harvey Dent. Seine Entstehung bleibt jedoch gänzlich unerwähnt und wird in einer kaum fünfsekündigen Rückblende abgehandelt. Sehr schade. Da kommt Dents Entwicklung in Nolans Batmanfilmen besser zur Geltung. Tommy Lee Jones, eher bekannt für ernste Rollen, macht seinen Job als schizophrener Münzenwerfer ganz gut. Der damals top angesagte Blödelbarde Jim Carrey erledigt seinen Job als Riddler und verstörter Medienfutzi Edward Nygma aber grandios und stellt sogar den Flattermann in den Schatten. Seine völlig überdrehte, zappelige und mit wahnwitzigen Grimassen untermalte Performance macht einfach Spaß, egal wie albern und für einen Batmanfilm unpassend sie auch erscheinen mag.
„Rätseln ist lustig, Rätseln ist fein! Wer fängt die menschliche Fledermaus ein?“
In Nebenrollen findet sich auch das eine oder andere Sternchen. Nicole Kidman (THE HOURS, EYES WIDE SHUT) liefert eine wahnsinnig heiße Darbietung einer sexy Psychologin ab. Sie schmeißt sich ordentlich ran und hat natürlich mit beiden was, Bruce Wayne und Batman. Mit steilen Zähnen geht es weiter: Debi Mazar (BLOW, GOOD FELLAS, EINE FAMILIE NAMENS BEETHOVEN) und (damals noch) Wild Child Drew Barrymore (DREI ENGEL FÜR CHARLIE, SCREAM, E.T.) als die Konkubinen von Two-Face. Ach ja, ab Teil 3 hat Batman ja einen Kollegen: Dick Greyson alias Robin, den verwaisten Artistensohn, gespielt von dem damaligen Hoffnungsträger Chris O’Donnell. Ich erspare mir jeglichen Kommentar. Auch er hat Nippel.
Ansonsten: Der Riddler beweist, dass Fernsehen dumm macht und saugt mittels 3D-Technologie den IQ (Abkürzung für „Wissenheit“) von Gothams Einwohnern ab. Das neue Batmobil hat eine fette Haiflosse und kann Wände rauf fahren. Batman kämpft im Schwarzlicht gegen Neonpunks mit Phosphorstäben und Leuchtschminke. Und die Freiheitsstatue wird gekillt. Die Story ist reichlich unausgegoren und lässt einen roten Faden vermissen. Im Gesamten unterliegt die Handlung der optischen Opulenz und ihrer knalligen Dralligkeit. Von den Actionthrillern der aktuellen Batman-Verfilmungen ist BATMAN FOREVER Lichtjahre entfernt. Ein tuffiges Kostümfest á la Rosenmontagsball ist da schon der bessere Vergleich. Als Batman-Fan ist man gewiss enttäuscht, wenn nicht erbost. Auch aus Nichtfan-Sicht ist der Streifen Müll, aber zumindest kann man sich drüber beeumeln, besonders dank Carrey und Kidman.
Batman: (+)(+)(-)(-)(-)
Two-Face: (+)(+)(-)(-)(-)
Riddler: (+)(+)(+)(+)(-)
Nippel: (+)(+)(+)(+)(+)
Alfred: "Wenn Sie erlauben, würde ich Ihnen gern ein Sandwich mitgeben, Sir."
Batman: "Ich esse unterwegs was."
Fazit:
Big-Budget-Trash und Maskenball der Eitelkeiten. Eine totale Farce.