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Nach zweimaligem Einsatz von Tim Burton übernahm Joel Schumacher den Regieposten für die Fortsetzung von "Batmans Rückkehr", während Burton noch als Produzent mit an Bord war. Dies brachte einen nicht zu übersehenden Stilbruch mit sich; das "neue" Gotham City wirkt bunter, weniger gotisch und ziemlich überfrachtet. Das Design ist ein Rückschritt, lässt eine klare Linie vermissen und gibt sich wie ein poppiges Flickwerk. Das fängt bei der Architektur im gesamten an und endet bei einem mit billig wirkenden Heckflossen ausgestatteten Batmobil.

Val Kilmer ist als Titelheld keine ideale Wahl und ohne Charisma, vermag einen inneren Konflikt ebenso wenig zu vermitteln wie die charmante Fassade Bruce Wanyes. Ihm zur Seite wird Chris O'Donnell als Heldenazubi Robin gestellt; für beide hab ich nicht allzu viel übrig. Nicole Kidman bietet mehr was für die Optik, die eingestreute Küchenpsychologie bleibt unspannend.
Mit Two-Face und dem Riddler hat man zwei interessante Bösewichte am Start, verheizt diese allerdings dramaturgisch wie auch darstellerisch. Tommy Lee Jones als schizophrener Münzwerfer brüllt such durch seinen Part und bleibt ein eindimensionaler Dieb auf Rachefeldzug. Jim Carrey wirkt wie ein Ace Ventura in grün und kaspert sich durch die Szenerie; an Overacting sparen beide nicht. Klar, es handelt sich um eine Comic-Verfilmung, aber die Mischung will hier nicht funktionieren und der Klamauk kann die Nerven auf Dauer auch strapazieren.
Bleibt als Konstante Micheal Gough als Butler Alfred, der seine väterlichen Weisheiten diesmal auf zwei Charaktere loslassen darf, aber wieder wenig Screentime hat in dieser immerhin temporeichen Chose, die auch ein paar nette Oneliner und einen vorzeigbaren Titelsong von U2 vorweisen kann. Für den Soundtrack wurde diesmal statt Danny Elfman Elliot Goldenthal verpflichtet, der einige bekannte Themen aufgreift, ansonsten mit seinem Tam-Tam aber keine Akzente setzen kann.

An der Atmosphäre hapert es somit auch wegen der Darsteller, wenn man den düsteren Stil von Burton und Nolan vorzieht. Schumachers Batsy ist eine knallig-bunte Angelegenheit, eine weder bedrohliche noch ernst zu nehmende Bonbontüte. Dieser Stimmungswechsel war wohl auch beabsichtigt, den 90ern angepasst und jeder muss für sich selbst beantworten, was er von einem Batmanfilm erwartet. Wenn aber z. B. in der Bathöhle trotz Einbruchsalarm alle Systeme hochgefahren werden und dem geneigten Schurken alles zum Verzehr vorgelegt wird, ist das selbst für solch eine Comicverfilmung zu viel des Guten.

Ein Highlight der Reihe ist "Batman Forever" nicht, allerdings auch nicht der Tiefpunkt. Der sollte nur zwei Jahre später folgen und eine längere (und nötige) Pause des Franchises nach sich ziehen. Über vorliegenden Fall kann man sicherlich streiten, für mich ist Schumachers Fledermauserstling größtenteils Mumpitz.

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