„Too many questions. There‘s too many questions“ -
Knapp vier Jahre dauerte es, bis sich das Batman-Franchise einen weiteren Aufguss seiner selbst gönnte, und nach dem Wechsel Burtons in die Produzentenrolle bisweilen mit Joel Schumacher Vorlieb nehmen musste.
Man muss es „Batman Forever“ und seinen Hauptverantwortlichen dabei anrechnen, dass sie die Notwendigkeit erkannt haben, nicht einem neuen Regisseur das alte System aufstülpen zu wollen, sondern ihm eigene Akzente zu ermöglichen.
In der Theorie ist der Weg den Schumacher mit seinem ersten Reboot der Reihe zu beschreiten versuchte, dabei durchaus konsequent: Sich am Look der alten Zeichentrickserie zu orientieren, ist ein Ansatz, den man ebenso respektieren sollte, wie die burtonesken Gothic-Reminiszenzen.
Schumachers Probleme ergeben sich im Detail: Sein Wille mit den Konventionen der Reihe zu brechen, sie zu cartoonisieren, sind spürbar, aber es ist letztendlich ein Kratzen an der Oberfläche, ein wirres Beleuchten von Ecken, die vorher düster waren - Schumacher beschränkt seine Radikalkur auf Äußerlichkeiten, ohne sich folgerichtig auch vom Anspruch auf Tiefgang, den die Vorgänger zu generieren wussten, zu verabschieden:
Bruce Waynes reflektiertes Vorgehen, seine Schuldkomplexe als Sohn und (Ersatz-)Vater von Robin, sein immerwährender Identitätskonflikt, - all das verträgt sich nicht mit der überzeichneten Neonwelt, in der es von statten geht.
In jenen Momenten hantiert Schumacher mit Dingen, die seinen inszenatorischen Horizont zu übersteigen drohen; in seinem Ergebnis äußerst inhomogen, implementiert er ganze Plotsequenzen aus „Batman Returns“, um exemplarisch die Beziehungsprobleme des Fledermausmanns zu bebildern.
Wie eine geschmacklose Karikatur steht diesen Passagen das exaltiert-debile Treiben der beiden Antagonisten gegenüber, bei dem „Batman Forever“ jegliche Charakterisierung auf ein eingedampftes Destillat beschränkt, und sich stattdessen an glitzernden Kostümen und bunten Lampen erfreut: Der Riddler handelt aus gekränkter Eitelkeit; Two-Face‘ Ambivalenzen werden darauf heruntergebrochen, zeitgleich zwei hässliche Anzüge aufzutragen.
Die Verbindungen der Persönlichkeiten zur Batman-Figur, die Spiegelung der Charakterbrüche, die sie miteinander teilen, blendet Schumacher großräumig aus.
Das erscheint wenig verzeihlich, bewies Burton doch im Vorgänger, wie geschickt man duale Persönlichkeiten inszenieren und in das optische Konzept integrieren kann.
Dass sich Jones zu guter Letzt auch noch auf das Niveau von Carrey, der für sein nonexistentes Talent ja keinen Beweis mehr zu erbringen braucht, heruntergrimassiert, und seiner Figur so die letzte Würde raubt, nimmt „Batman Forever“ einen nicht unerheblichen Teil der Faszination von Cartoon-Verfilmungen: Ebenbürtige Gegner.
Val Kilmer und Nicole Kidman treten in große Fußabdrücke, füllen sie insgesamt zwar wesentlich besser aus, als ihre Gangster-Kontrahenten, können nichtsdestotrotz viel zu selten den Eindruck wegwischen, sie seinen nur die Zweitbesetzung von bereits ausformulierten Figuren.
Somit versagt „Batman Forever“ auf nahezu ganzer Linie, und verliert sogar im Vergleich mit dem direkten Nachfolger deutlich, da dieser jene Konsequenz, die Schumacher vorliegend so schmerzhaft vermissen lässt, besitzt, und als knallbunte Satire auf das Wesen des Superhelden-Mythos nahezu einwandfrei funktioniert.