Review

So, jetzt peifen wir uns alle mal ein paar Drogen ein, und dann überfliegen wir den Film nochmal!
Wieder drei Jahre dauerte es, bis man sich nach dem sehr guten, aber für den normale Zuschauer offenbar zu düsteren "Batman Returns" erneut ans Drehbuch setzte und den dritten Teil der Fledermaus-Reihe auf Leinwand zauberte. Tim Burton fungierte hierbei nicht mehr als Regisseur, sondern nur als Produzent, während Michael Keaton auch nicht mehr so recht wollte. Ihm waren einfach die Vorstellungen vom neuen Regisseur Joel Schumacher zu blöde. Wer kann es ihm verübeln?

Statt einer ruhigen Erzählstruktur, wie Burton sie mit seinen beiden Vorgängern hinlegte, schlägt Schumacher mit dem Knüppel auf uns ein. Bereits in den ersten Minuten lernen wir den netten Two-Face kennen, früher Anwalt Harvey Dent, der bei einer Gerichtsverhandlung übel mit Säure bekleckert wurde und nun Batman als Erzfeind sieht, weil der ihn nicht gerettet hat. Und bereits in dieser ersten, unerträglich langen Viertelstunde merkt man ziemlich schnell, dass Schumacher alles über Bord wirft, was Burton geschaffen hat. Vorbei der dunkle, fast kunstvolle Stil. Gotham City gleicht nun vielmehr einem übergroßen Nachtclub - überall blinkt es, überall leuchtet es, die Stadt ist eine einzige große Neonreklame.

Das könnte man durchaus noch verschmerzen, wäre denn die Machart gut, aber die leidet genauso unter Schumachers Größenwahn wie alles andere in diesem verfilmten Drogentraum. Coole Action, lockere Sprüche, schlechte Kalauer, damit wurde die Franchise um den eigentlich düsteren Ritter nun gewürzt. Damit nimmt sich der Film leider selbst nicht wirklich ernst und wirkt wie eine Parodie, eine absurde Fusion aus der humorigen Batman-Serie mit Adam West und Burtons teuren Vorgängern. Die Kamera hält nie still und fährt waghalsige Manöver, die Schnitte verraten Inkompetenz, die atemlose, aufgesetzte Action lässt nie Platz für Charakterentwicklung.

Der Austausch von Keaton ist der erste Sargnagel. Keaton konnte seiner Figur etwas mystisches verleihen, einen düsteren Glanz. Sein Nachfolger Val Kilmer dagegen scheint bei jeder Szene kurz vorm einschlafen zu sein. Letztlich lag es wohl daran, dass auch Kilmer nicht gerade begeistert war von Schumachers Ratschlägen bezüglich Batmans Charakter. Während Kilmer den dunklen Rächer beibehalten wollte, bestand Schumacher auf seinen coolen Held mit den trockenen Sprüchen. Wie sich rausstellen sollte, ein gewaltiger Fehler. Chris O'Donnell tut dann auch sein bestes, um den Film noch eine Stufe runterzuziehen. Sein Robin ist genau das, was alle erwartet haben: Ein arroganter Bengel, der sich noch auf seine Schambehaarung freut. Damit es auch richtig Spaß macht, ist Robin ein Zirkuskind und hopst und springt dementsprechend actionlastig durch die Gegend.

Der wahre Grund, warum man sich Comicverfilmungen hintergründig anschaut sind immer die Schurken, die Bösen. Der Joker von Jack Nicholson war ein groteskter, tödlicher Clown, Danny DeVito wird mir noch in fünfzig Jahren als Pinguin in Erinnerung bleiben, Michelle Pfeiffer ist die beste Catwoman die ich je gesehen hab. Jetzt reihen sich zwei neue Gesicher ein. Tommy Lee Jones sei zunächst mal genannt. Ein eigentlich ernster, guter Darsteller, der hier zum Affen gemacht wird. Sein Two-Face sieht zwar ganz nett aus, ist aber unglaublich nervtötend. Ich weiß nicht, was Schumachers Regieanweisungen waren, viel mehr als "Jetzt lach verrückt!" konnte es nicht gewesen sein. In jeder erdenklichen Szene steht Jones breitbeinig da, ballert rum und lacht sich zu Tode. Dabei wäre gerade Two-Face ein Charakter gewesen, den man mit einem ernsten Hintergedanken ins Spiel bringen konnte, so wie es Christopher Nolan jüngst in "The Dark Knight" getan hat. Schumachers Two-Face ist einfach nur albern.

Dann wäre da noch Jim Carrey. Ich muss mich als kleiner Fan dieses Schauspielers outen, weil ich immer über ihn lachen kann. Jedenfalls dachte ich das bisher. "Forever" schafft das Kunststück, das selbst mir Carrey auf den Sack geht, und das nicht zu gering. Einfach nur überzogen stellt er seinen Riddler da, ohne dabei je wirklich der Riddler zu sein, viel mehr spielt Jim Carrey seine Paraderolle: Jim Carrey.
Sein Wahnsinn passt zwar zur Rolle (denkt man an den Riddler der 60er-Serie, wo wir wieder bei dem Thema wären), aber bei aller Liebe nicht 120 Minuten lang. Carrey springt rum, legt Slapstick aufs Parkett, will komisch sein, nur diesmal funktioniert das schlichtweg nicht. Wenn er und Two-Face sich dann auch noch verbünden, schüttelt der stärkste Fan den Kopf. Wie zwei Kleinkinder mit ADS tollen die beiden herum und ergeben zusammen eine unschlagbare Mischung: Geballte Nervigkeit.

Aber auch von der Geschichte her bietet "Forever" kindgerechte Kost. Der Riddler baut aus irgendwelchen Gründen ein Gerät für 3D-Erkennung für jeden Fernseher, und überträgt damit selbst das Wissen der ahnungslosen Käufer auf sein Gehirn. Ich habe es wirklich nicht verstanden, tut mir Leid. Gegen Ende stellt der Riddler sich selbst als Gott da (Ja, als Gott), weil er so unfassbar klug ist (wovon ich nix gemerkt hab... Jim Carrey spielt halt Jim Carrey, ohne große Änderungen) Two-Face agiert währendessen als überflüssiges Mitbringsel im Hintergrund und stellt keine wirkliche Bedrohung da. Robin darf dann nach langer Quengelei als Batmans Parter auftreten (na, wer hat darauf nicht gewartet...) und an farbentoller Bildgewalt ist das Finale nur schwer zu überbieten, übersehen wir jetzt mal den sogar noch schlechteren Nachfolger "Batman 6 Robin".

Nein, ganz recht, mir hat "Batman Forever" keinen Spaß gemacht.
Lassen wir mal Riddler und Two-Face, meinetwegen auch Robin außer Acht, was bietet uns der Film? Eine absolute unnötige Liebesgeschichte mit Nicole Kidman, die hier wirklich mal so gar nicht überzeugt. Sprüche der Marke "Als ich ihn das erste mal erzählt hab, haben alle gelacht". Da fragt Butler Alfred Batman kurz vor seinem nächtlichen Abflug, ob er nicht ein Sandwich mitnehmen möchte, und Batman antwortet: "Ich esse unterwegs was." Kidman kommentiert Batmans Erscheinen mit "heißer Auftritt". Verdammt, der Riddler schlägt seinen ehemaligen Chef mit einer Kaffeekanne nieder und brüllt "Koffein kann tödlich sein!" Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wem außer 10-Jährigen der Quatsch gefällt. Der Todestoß ist ja Batmans letzter Anzug im Film, bei dem Schumacher schön auf den eng anliegenden Arsch zoomt. Nein, so geht das einfach nicht. Und die einzige gute Szene im Film (ausgerechnet die letzte Szene mit Riddler in Arkham) bringt mich nicht dazu, diesen Film toll zu finden. Vom Nippelkostüm mal ganz abgesehen.
3,5/10

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