Anno 1976 konnte ein gewisser Alfred Sole, der es insgesamt auf nur drei Filme brachte, das Publikum noch mit provokanten Einlagen und herben Gewaltausbrüchen begeistern, doch nach zeitgenössischen Maßstäben geht der reichlich angestaubte Thriller eher als käsiger Durchschnittskrimi durch.
Karen (Brooke Shields in ihrer zweiten Rolle) wird kurz vor ihrer Kommunion ermordet. Alle Anzeichen deuten auf ihre Schwester Alice hin, die zuvor in der Kirche verschwand und Karens Schleier bei sich trägt. Oder könnte noch jemand anderes ein Motiv haben, der getrennt lebenden Familie um Mutter Catherine und Dad Dominick zu schaden?...
Ungleiche Schwestern, ein Mädchen mit durchdringendem Blick, eine Maske und ein gelber Regenmantel sind die Markenzeichen dieses Stoffes rund um ein vermeintlich durchtriebenes Mädchen. Dabei werden zunächst sämtliche Spuren in Richtung Alice gelenkt, die beim Botengang zum fetten Vermieter ein paar Beleidigungen ausstößt und einen überdeutlichen Groll gegen ihre Tante hegt, welche kurz darauf im Treppenhaus mit einem Messer attackiert wird.
Mit den schlicht gezeichneten Figuren wird man schnell warm, allerdings wirkt die eine oder andere Nahaufnahme verzerrter Gesichter ein wenig befremdlich.
Und während das Ratespiel um den oder die Täter zunächst schleppend in Gang kommt, wird die Kritik an Abläufen der katholischen Kirche recht deutlich zum Ausdruck gebracht: Hier ein grummelnder Monsignore am Esstisch, dort eine zwielichtige Beichte einer Kirchlichen, Zeitdruck beim Abendmahl, ein dubioser Priester und diverse Detailaufnahmen christlicher Symbole runden diesen Eindruck ab, was allenfalls durch die Freundschaft eines jungen Priesters zu einem geschiedenen Paar ein wenig neutralisiert wird.
Leider wird das Geschehen um einige Morde in Alice Umfeld ein ums andere Mal ausgebremst, redundante Alltagsmechanismen nehmen zuviel Raum ein und auch die Beziehung zwischen den getrennt lebenden Eltern interessiert nur am Rande.
Demgegenüber wurden die wenigen Ableben recht spannend und atmosphärisch in Szene gesetzt, die Härte in Form von Messerstichen in Bein und Fuß, als auch Schläge auf den Kopf ist ungewöhnlich detailliert und auch einige Kulissen wie ein Kellerraum, eine leerstehende Fabrik oder eine kleine Kapelle können zwischenzeitlich punkten.
Gleiches gilt für die gut besetzten Darsteller, allen voran Paula Sheppard, die als Alice eine eindringliche Performance hinlegt.
Dennoch findet das Ratespiel um die Identität des Killers ein zu frühes Ende und obgleich einer ambivalenten Auflösung wird man im letzten Drittel kaum mehr überrascht, geschweige denn gestaltet sich die finale Falle spannend.
Seine Stärken offenbart der Streifen eher im ersten Part, als es um Verdächtigungen, mysteriöse Vorgänge und unheimliche Verhaltensweisen geht, denn hier ist vom Schauspiel übers Handwerk bis hin zur musikalischen Untermalung alles stimmig.
Insofern ist „Messe des Grauens“ nur bedingt zu empfehlen und eher den Freunden leicht angestaubter Krimikost mit gruseligen Anleihen nahe zu legen, einen vorsichtigen Blick zu wagen. Denn anderweitig fehlt der Erzählung eine straffe Erzählweise, als auch eine deutliche Spannungssteigerung im letzten Drittel.
Passabel, aber zuweilen etwas schleppend und ohne sonderliche Höhepunkte in Szene gesetzt.
5,5 von 10