Review
von Leimbacher-Mario
Streets On Fire
Die Idee der Purge ist noch immer eine der angsteinflössenderen & genialeren der letzten Jahrzehnte in Sachen Horror/Thriller - selbst wenn es ähnliche Ansätze schon oft gab. Doch aus dieser vielschichtigen Grundidee, schaffte man es im ersten Teil nur bedingt Spannung & Terror zu ziehen. Er war zwar klein, intim & fast klaustrophobische, doch so richtig sprang der Funke auf Grund fehlender Durchschlagskraft in jeder Beziehung nicht über. Teil 2, "The Purge: Anarchy", ging dann ein bis fünf Schritte weiter & verlegte die Handlung in die Straßen während einer Purge-Nacht. Wir verfolgen mehrere Gruppen & Personen, wie diese mal gewollter & mal ungewollter in das blutige Chaos auf den nächtlichen Straßen stürzen. Kann diese erste Anarchie eher überzeugen als Teil 1, bevor dieses Jahr (gerade im Kino) die "Election" ansteht & damit schon Teil 3... ?
Geht so. Ich finde "Anarchy" minimal besser als das Original, doch so richtig geflasht bin ich immer noch nicht. Und die Story/Idee hätte absolut das Potential dazu. Die Verlagerung auf die Straßen tut dem Film in Sachen dunkler Bilder & epischer Action gut, gerade im ersten Teil der Handlung kommt echt Atmosphäre auf, die teilweise an "Die Klapperschlange" erinnert. Ein größeres Kompliment geht wohl kaum & gerade Frank Grillo ist hart, cool & sympathisch, fast etwas Punisher-like. Leider ist er die einzige nette Person - beim Rest der flüchtenden Truppe war ihr Tod mir entweder egal oder sogar eine teuflische Freude. Keine Freude war hingegen der bei weitem nicht fest genug angezogene Härtegrad, der einen mit billigem CGI-Blut "verwöhnt" & so viel expliziter hätte sein können/müssen. FSK 16 ist hier leider eine Schande, die nicht hätte sein müssen. Leider gibt der Kinoerfolg den Machern recht.
Allgemein fährt der Film gefühlt immer etwas mit Handbremse & holt viel zu wenig aus seiner diabolischen Prämisse heraus. Psychologisch, politisch, gruselig - alles wird kaum bis gar nicht genutzt. Extrem ärgerlich & eine Verschwendung. Der Style ist ein weiterer Faktor, bei dem der Film eher bieder daherkommt & langweilt, anstelle von der Nutzung der kranken Idee & nun endlich großen Spielwiese. Ich kann nur hoffen, dass sich da Teil 3 weiterentwickelt & mehr Risiken eingeht. Der Trailer spricht jedoch leider nicht dafür, ganz im Gegenteil. Gegen Ende schlägt Teil 2 dann sogar noch Hostel-artige Gänge ein & sein Action-Fokus ödet nur noch an. Gebt diese Prämisse einem experimentierfreudigen Regieneuling mit Ideen, Inspiration & Mut, dann hat das Purge-Franchise noch eine Chance. Eine verdammt geniale, super kurze Sequenz sollte Vorbild sein & Richtung angeben: ein brennender Feuerwehrwagen rollt unbemerkt hinter unserem Protagonisten im Auto her. Gespenstig & wow zugleich.
Fazit: epischer, düsterer & actionlastiger als Teil 1 - der genialen Grundidee wird aber auch "Purge: Anarchy" noch nicht gerecht. Da ist einfach so viel mehr drin als seichte, selten schockierende Unterhaltung...