Nanni Vitale, skrupelloser Mörder und Totschläger, bricht zusammen mit seinen Komplizen aus dem Hochsicherheitsgefängnis aus. Mit kaltblütiger Brutalität startet er einen Rachefeldzug gegen all jene, die ihn damals hinter Gitter gebracht haben. Kommissar Santini heftet sich an die Fersen des unberechenbaren Psychopathen. Doch schon bald muss er erkennen, dass Nanni nicht nur äußerst raffiniert, sondern auch zu allem fähig ist. Mit Santinis Vater und Tochter als Geiseln in seiner Gewalt fordert er den Kommissar zum finalen Showdown...
Helmut Berger spielt die Hauptrolle in diesem Policiesco aus dem Jahre 1977 und liefert dabei eine exzellente Performance als mordender Psychophat ab. Dabei merkt man ihm die Spielfreude in jeder einzelnen Einstellung an und es überkommt einen nicht selten das Gefühl, das er seinen exzentrischen Lebens-Stil nahezu perfekt in die vorliegende Geschichte einbringen kann. Dadurch entsteht fast zwangsweise ein ziemlich glaubwürdiger Eindruck der Ereignisse, was dem Ganzen schon einmal etliche Pluspunkte einbringt. Dennoch ist "Der Tollwütige" nicht frei von diversen Mankos, die in einigen Phasen leider recht offensichtlich zu erkennen sind. Hauptsächlich möchte ich mich bei diesem Punkt auf das Verhalten der Polizei beziehen, deren Handlungsweisen doch manchmal recht unglaubwürdig erscheinen. Ganz besonders kommt dies zum Vorschein, als die Gangster ein Lohnbüro überfallen und dabei Geiseln nehmen.
Hier ist mehrmals die Möglichkeit zu einem erfolgreichen Zugriff gegeben, doch anstatt die gebotene Chance wahrzunehmen, verhalten sich die Beamten eher dümmlich und ermöglichen den Gangstern so die Möglichkeit zur Flucht. Diese Passagen erscheinen doch eher künstlich und trüben ein wenig den ansonsten guten Gesamteindruck dieses Werkes. Ein weiterer Minuspunkt ist sicherlich der Aspekt, das sich während des gesamten Szenarios nie der herausragende Spannungsbogen erkennen lässt, der doch so viele andere Genre-Vertreter auszeichnet. Dafür sind dann die Abläufe doch zu vorhersehbar und vermitteln dem Zuschauer auch nicht den Eindruck, das echte Überraschungsmomente auf ihn zukommen würden. Gut also, das mit Helmut Berger ein absolut überzeugender Haupt-Charakter am Start ist, der durch seine grandiose Performance so manch kleine Schwäche überdecken kann und mit seiner Omnipräsenz die Geschichte fast von allein trägt. Seine Sonderstellung wird auch im Umgang mit seinen Verbrecher-Kollegen ziemlich klar, denn in keiner einzelnen Szene kommt die Frage auf, wer in der Gruppe das Sagen hat und die Zügel in der Hand hält.
Gerade dieser Aspekt wird von Regisseur Sergio Grieco absolut grandios herausgearbeitet, denn die von Berger dargestellte Figur Nanni Vitale ist absolut unberechenbar. Dies kommt schon durch die erstklassige Mimik zum Ausdruck und so manches Mal meint man den puren Wahnsinn im Gesicht des Mörders ablesen zu können. Davon sichtlich eingeschüchtert befolgen seine Gefolgsleute auch sämtliche Anweisungen, um nicht selbst Opfer des unbeherrschten Psychophaten zu werden. Wenn man also auch im Gesamtbild der Geschichte einige offensichtliche Defizite erkennen kann, so ist die Kern-Thematik des Ganzen doch umso besser in Szene gesetzt worden. Auch der deutsche Film-Titel ist passend gewählt, erscheint einem die Hauptfigur doch größtenteils wie ein tollwütiger Hund, der ohne jegliche Skrupel etliche Leben auslöscht, ohne dabei auch nur mit der Wimper zu zucken. Dabei ist das gesamte Geschehen auf einen finalen Showdown ausgelegt, in dem Vitale und der ermittelnde Kommissar Santini aufeinander treffen. Inszeniert wurde das Finale schon fast wie in einem Western, in dem sich zwei Desperados bei einem Duell gegenüberstehen. Diesen Schlusspunkt kann man dann auch als durchaus gelungen ansehen, so das der Zuschauer letztendlich mit einem befriedigendem Gefühl aus einem Film entlassen wird, der sich trotz einiger Schwächen oberhalb des normalen Durchschnitts ansiedelt und jederzeit eine Sichtung wert ist.
"Der Tollwütige" ist also im Endeffekt kein Film ohne Fehler, doch das überragende Schauspiel von Helmut Berger lässt einen über manche Defizite generös hinwegsehen. Dazu zählt auch die immer wieder kehrende musikalische Untermalung der einzelnen Passagen, die einen manchmal schon recht monotonen Eindruck hinterlässt. Und auch wenn hier keine wirkliche Hochspannung aufkommen will, erliegt man letztendlich doch der Faszination des Geschehens, die ganz eindeutig von der charismatischen Hauptfigur ausgeht. Es gibt auf jeden Fall bessere Vertreter des Genres, aber dennoch zählt das Werk von Sergio Grieco zu den absolut sehenswerten Beiträgen, die man sich auch in der heutigen Zeit immer wieder gerne anschaut.
Fazit:
Ohne den brillanten Hauptdarsteller würde sich dieser Film gerade einmal im Durchschnitts-Bereich ansiedeln, doch allein für die mehr als gelungene Performance von Helmut Berger muss man seine Bewertung um mindestens 2 Punkte erhöhen. Diverse kleinere Schwächen sind dadurch zu verschmerzen und fallen nicht so stark ins Gewicht, wie es ansonsten wohl der Fall gewesen wäre. Eine Sichtung des Filmes erscheint also allemal lohnenswert, so das man ohne Weiteres eine Empfehlung aussprechen kann.
7,5/10<!-- google_ad_section_end -->