Ach ja....Sylvester Stallone und sein ewiger Kampf mit dem Rocky / Rambo- Fluch. Da versucht er doch tatsächlich in Filmen wie "Flucht oder Sieg" und "F.I.S.T." sich als ernstzunehmender Schauspieler zu behaupten. Nachdem er mit dem Boxermärchen "Rocky" endgültig seinen Durchbruch als Hauptdarsteller und Drehbuchautor im Filmbusiness verbuchen kann, wird er schon mit Schauspielgrössen wie Marlon Brando und Al Pacino verglichen. Aber sein beschränktes Mimenspiel zeigt deutlich, dass er der Vielseitigkeit eines Methodactors nicht gewachsen ist. Nun gut, mit "Rocky II" liess er wieder einmal kräftig die Werbetrommel rühren, die dann ihm einen ähnlichen Erfolg wie das Original bescherte. Natürlich lässt sich der gute alte Sly von vernichtenden Kritiken nicht unterkriegen und setzt sich in den Kopf beim nächsten Film "Staying Alive" Regie zu führen, ohne die Hauptrolle zu spielen. Die überlässt er John Travolta und ist sich wohl nicht im klaren, was für einen geistigen Dünnpfiff er zu Travolta's Karriere beigetragen hat. Als er seine Weltpremiere in der Rolle des John J. Rambo mit "First Blood" feiert, macht er wieder reichlich Kasse und kann es sich vor Begeisterung nicht nehmen schnell mal zwei weitere Rocky- Filme runterzukurbeln. Aber das reicht natürlich für die Macher auch nicht aus, also muss ein neuer Rambo- Film her. Nach dem Motto: Da drehen wir halt noch einen Super- Duper- Rambo und hauen so richtig auf die Kacke. Wir pfeifen auf den gebrochenen Vietnam Veteran aus Teil 1. Diesmal wird alles Unheil, was Amerika bedroht, niedergemetzelt und umgenietet, was das Zeug hält. Spätestens hier werden Stallone's alter Egos zu Filmlegenden. Hauptsache man hat soviele Muckis, bis man nachher aussieht wie ein gerupftes Huhn. Und weil es hier mit Sly's Karriere positiv vorangeht, lässt man natürlich Rocky und Rambo eine kleine Auszeit und schreibt ihm eine neue Rolle auf den Leib, die wie massgeschneidert für ihn ist. Achtung, Leute, das ist die Geburt von Mario "Cobra" Cobretti! "Die City- Cobra" ist der Dirty Harry unter den Stallone- Cops. Dazu trägt auch die unfreiwillig komische deutsche Synchronfassung bei. Hier eine Kostprobe:
Marco Rodriguez als Geiselnehmer(gesprochen von Thomas Petruo): Komm her, Mann! Ich hab ne Bombe. Die geht gleich hoch. Es macht mir nichts aus den ganzen Laden in die Luft zu jagen.
Stallone als Mario Cobretti(gesprochen von Thomas Danneberg): Nichts dagegen. Ich kaufe hier sowieso nie ein. Und jetzt ruhig, Amigo! Willst du reden? Wir reden. Bin immer für eine kleine Unterhaltung.
Geiselnehmer: WER WILL DENN MIT DIR REDEN??!!
Was nach "City Cobra" folgt, ist Imagewechsel zu Imagewechsel zu Imagewechsel usw.usf. Die Komödie "Stop! Oder meine Mami schiesst! kann man sich noch antun, aber warum "Oscar" nie oft im deutschen Free- Tv ausgestrahlt wurde, erklärt schon alles. Zufällig lief letztens "Tango & Cash" in der Glotze, was einer der Beweggründe ist diese Review zu verfassen. Und auf sowas bin ich als Jugendlicher abgefahren. Schon die Anfangsszene kupfert dreist beim Jackie- Chan- Klassiker "Police Story" ab. Stallone im feinen Anzug mit schicker Brille und immer einem lustigen Spruch auf den Lippen. Das soll wohl Selbstironie sein. Die Einzigen, denen ich im Film was abgewinnen kann, sind Jack Palance und Brion James. Mit "Cliffhanger" kann er 1993 wieder ein Comeback landen, womit aber der übliche "Die Hard"- Plot durchgekaut wird. Der Vorzeigeösterreicher Arnold Strong...äähh.....Arnold Schwarzenstruddel..ääh...Schwarzenegger hat mit "Running Man", "Total Recall" und "The Terminator" bewiesen, dass auch Muskelpakete in Science- Fiction- Filmen für hohe Einspielergebnisse an den Kinokassen sorgen können, also lässt sich Stallone von seinen Beratern breitreden und folgt derselben Erfolgsmasche. Ja, ich will absolut kein Geheimnis daraus machen, dass ich in "Demolition Man" drin war und letztendlich enttäuschend die Kinovorstellung verliess, als der Abspann über die Kinoleinwand flimmerte. Sogar die aufwendige Comic- Verfilmung "Judge Dredd" wurde vom Puplikum nicht gerade positiv aufgenommen.
Schliesslich konnte er in den Lichtspielhäusern mit der "Expendables"- Reihe wieder kommerziell durchstarten. Ich kann ja den Erfolg der ersten beiden Teile nachvollziehen, da es eine Generation von Leuten ansprach, die mit Actionfilmen der Marke Stallone / Schwarzenegger / Van Damme / Lundgren aufgewachsen sind. Aber muss man uns heutzutage noch mit sowas vollmüllen? Wenn ich ins Kino gehe, will ich was neues, was innovatives sehen. Es soll einen verletzlichen Protagonisten zeigen, mit all seinen Macken und Schwächen und keinen Muskelmann mit einem Maschinengewehr in der Hand, der bis zum erbrechen alles niedermäht, was sich ihn in den Weg stellt. Etwas, was zum denken anstösst und einem lange im Gedächnis bleibt. Sowas wie die "Ex"- Reihe hat im Kino nichts zu suchen. Und wenn Blockbuster, dann richtig Blockbuster. Der aktuelle Film will auch daran anknüpfen, scheitert aber kläglich, da es sich vergeblich in die Kinolandschaft der jetztigen Zeit anpassen möchte. Der 3. Teil geht mir auch mit seinem "Wir können 1000 Hollywoodstars in einen Action- Blockbuster unterbringen"- Gehabe tierisch auf die Nerven. Ich nehme es Harrison Ford und Mel Gibson überhaupt nicht übel, dass sie sich für sowas hergegeben haben, da sie ihre besten Zeiten schon hinter sich haben. Und dann noch für ein jüngeres Publikum zu werben, wurde hier der Gewaltpegel etwas runtergesetzt und eine neue Generation der Expendables, die unsympathischer nicht sein können, in die Handlung eingeführt. Kein Wunder also, warum der Film so lang ist und auch einer der Hauptgründe, warum er an allen Ecken und Kanten nicht funktioniert. Fakt ist, dass nach Teil 2. eine Steigerung nicht mehr möglich ist. Das erklärt auch, warum es zwischen Bruce Willis und Stallone Differenzen gegeben hat und der danach abgesprungen ist. Selbst ein Jackie Chan war sich für eine Zusage zu schade und lehnte immer dankend ab. Wahrscheinlich deshalb, weil er seinen Legendenstatus dadurch nicht vermiesen wollte.
Die ganze Gewalt und das ganze Blut sollte natürlich nicht zum Selbstzweck dienen, also trifft sich unsere Gruppe der Entbehrlichen in einer Kneipe wieder und übt aus Jux und Dollerei Messerwerfen oder erzählen Biertrinkend irgendwelche Witzgeschichten, um sich bei guter Laune zu halten. Das war ja alles nicht sooo ernst gemeint und wir können über die ganze Sache doch nur schmunzeln. Dieses gegenseitige rumgeschleime ist ja kaum noch zu ertragen, dass man am liebsten die DVD aus dem Fenster schmeissen möchte. Unter den Saufkumpanen ist auch ein Wesley Snipes aufzufinden. Mann, der hat in den 90ern noch in "richtigen" Filmen mitgespielt. Diese Friede- Freude- Eierkuchen- Revue lässt leider erahnen, dass ein vierter Teil nicht lange auf sich warten lässt. Gerüchten zufolge soll ja, ob es stimmt oder nicht, Van Damme als sein eigener Zwillingsbruder aus Teil 2. wieder mit von der Partie sein. Na, wenn das nicht ein genialer Einfall ist. Derzeit werkelt Stallone an einem Rocky- Spin- Off und schämt sich wohl zuzugeben, dass es sich offiziell um eine 6. Fortsetzung handelt. Er soll als alternder Trainer Apollo Creeds Sprössling in seine Fittiche nehmen. Erinnert mich irgendwie an die letzten beiden Teile. Was kommt als nächstes?? Nach "Rocky- Das Musical", vielleicht "John Rambo- Die Liveshow"?
Also gut, es gibt jeweils einen Punkt für Harrison Ford und Mel Gibson. Dann einen für Dolphi und einen für seinen unfreiwillig wirkenden Trashgehalt. 4 / 10