Und *rums* ist die scheinbar abgehalfterte Truppe um Action-Ikone Sylvester Stallone wieder zurück. Nur zwei Jahre nach dem letzten Altherren-Schlagabtausch balgen sich Jason Statham, Dolph Lundgren, Arnold Schwarzenegger und der vorübergehend umbenannte Rocky Balboa mit ihren Kumpels erneut durch einen schier unübersehbaren Wust an Gegnern, der quasi ameisenstraßengleich daherkommt und für die sich abrackernden Hauptfiguren zwar überaus lästig, aber entsprechend ungefährlich zu sein scheint. Passend dazu regt sich der an der Spitze einer osteuropäischen Armee daher marschierende Oberspitzbube mit einem wahren Schenkelklopfer-Spruch über seine subalternen Kommandeure auf, die sich als unfähig erweisen, die Söldnertruppe zur Strecke zu bringen. Er macht ihnen nämlich zur Auflage, einen der Expendables wenigstens zu verletzen, wenn das Töten schon nicht klappt. Doch zäumen wir den Gaul nicht von hinten auf.
Es lohnt sich für jeden echten Krawallfilm-Freund, hier nicht nur einen oder zwei Blicke zu riskieren, sondern frohen Mutes aufzusatteln, um ab in den Spaß zu galoppieren. Sofern man denn bereit ist einen Tropfen Wermut zu schlucken.
Etwas wider Erwarten trifft die zweite Fortsetzung des netten Action-Allstar-Ensembles dort ins Schwarze, wo die beiden Vorgänger durchaus auffallend schwächelten - beim Humor. Mit den ersten Minuten Film wird unverhofft deutlich, dass diesmal die Sprüche sitzen, dass endlich das Drehbuch passt. Neben den neuen Autoren um Creighton Rothenberger und Katrin Benedikt, tragen die aktuell mit ins (Torpedo-)Boot geholten Actionveteranen Wesley Snipes und Antonio Banderas nicht unwesentlich dazu bei, dass ein - für die bislang nicht voll ihr Potential ausschöpfende Reihe - neues Niveau an Unterhaltung und zündenden Späßen erreicht wird. Ob Snipes, sich selbst persiflierend, mit seiner Rhetorik kämpft oder Banderas mit seinem humoristischen Talent jongliert, man genießt das ungewohnt ulkige urmaskuline Treiben aller Beteiligten. Der bisher nicht selten gehörte Vorwurf, ein solches Dauergeballer müsse angesichts der Menge der bei den „Expendables" ins Bild geschobenen Actionstars doch eigentlich ein Selbstläufer sein, war durchaus berechtigt. Es blieb tatsächlich stets (viel) Luft nach oben. Jetzt wird die Messlatte höher gehängt. Man mag es kaum glauben.
Dabei ist die Geschichte selbst natürlich ein weiteres Mal nicht gerade der Feder Shakespeares entsprungen. Jeder, der es schafft, unter fünf Sekunden bis drei zu zählen, weiß von Anfang an wie die Sache endet. Macht aber nichts, denn gemessen am mit Vernunft justierten Erwartungshorizont schneidet „The Expendables 3" ziemlich gut ab. Die Truppe um Söldnerboss Barney Ross (Sylvester Stallone) muss den international gesuchten Kriegsverbrecher Stonebanks (Mel Gibson) zur Strecke bringen, der obendrein natürlich unter der Hand nukleare Waffen verhökert. Zwar soll der Schurke eigentlich laut Auftraggeber Max Drummer (Harrison Ford, der hier Bruce Willis ersetzt) beim Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag abgeliefert werden, doch verkraftet man als geneigter Actionroutinier ohne Weiteres, dass die Jungs um Ross eine etwas amerikanischere Sicht der Dinge haben und der gute Stonebanks vermutlich nie die Niederlande zu sehen bekommen wird. Wenigstens versucht man zunächst, den Knaben lebendig zu fassen, während hingegen die extrem hohe Anzahl seiner im weiteren Verlauf umgenieteten Schergen irgendwie an die Schlacht von Verdun erinnert. Hier wird allerdings nicht ganz so blutig gestorben wie einst im großen Krieg. Und da sind wir schon bei der einzigen notwendigen Kritik am Film.
Sylvester Stallone dreht einen Film für Erwachsene. Und inszeniert ihn für Jugendliche. Nicht nur, dass da programmatisch etwas falsch läuft, auch der monetäre Bezug straft Lügen. Die Teens interessieren sich nicht für die Actionhelden ihrer Eltern. Sie haben ihre eigenen. Die heutigen Eltern allein haben Interesse an ihren liebgewonnenen, in die Jahre gekommenen Stars. Nur müssen die sich unbedingt selbst treu bleiben, um überzeugend das zu machen, was sie immer getan haben: Konflikte familienunfreundlich zu lösen. Jugendfreier Klamauk schlägt hier den falschen Weg ein und wird sich an der Kinokasse nicht rechnen. Zumal der Film aufgrund seines erwachsenen Humors und seiner unzähligen Bezüge auf Meilensteine des Actionkinos die Mehrzahl der heutigen Jugendlichen ohnehin überfordern dürfte. Zugegeben, eine Gewaltorgie waren die „Expendables" nie, doch hätte Stallone auf etwas mehr Blut gesetzt und damit eine wichtige Konstante der bisherigen Reihe nicht über Bord geworfen, wäre sein ansonsten gelungener Film stilecht abgerundet worden. Man wird sehen, was die Blu-ray nachreicht, nur sollte man seine Hoffnung diesbezüglich im Zaum halten.
Blutig oder nicht - Stallones Idee, so viele ehemalige (und aktuelle) Actionstars wie möglich noch einmal ins Feuer zu schicken, nähert sich mit dem dritten Teil dem, was wohl von Beginn an angedacht war. Einem kultigen Spaß, der nicht allein davon lebt, einen Lobgesang auf das Genre anzustimmen, sondern der auch nur für sich und ohne zuträgliche Referenzen überzeugen kann. Hält Stallone beim wohl zu erwartenden vierten Teil der Reihe dieses Niveau, sind die Expendables alles andere als entbehrlich und können gern so weiter machen, bis die Geriatrie endgültig ein Machtwort spricht.