„Aller guten Dinge sind drei? Check!"
Knochentrockene Oneliner? Check. Fieser Bad Guy mit Hang zum Zynismus? Check. Ballerei aus allen Rohren und Kalibern? Check. Action auf Schienen? Check. Coole Antihelden? Check. Action auf vier Rädern? Check. Gesichtsloses Kanonenfutter en Masse? Check. Action auf zwei Rädern? Check. Stallone? Check. Action auf Ketten? Check. Statham? Check. Action in der Luft? Check. Faustkämpfe? Check. Schwarzenegger? Check. Messerkämpfe? Check. Dreistelliger Bodycount? Check. Komischer Sidekick? Check. 08/15-Reißbrettstory? Check. Mürrischer Sidekick? Check. Buddy-Frotzeleien? Check. Action, Action, Action? Check. Noch Fragen?
Ob Stallone die obige Checkliste für das zweite Sequel seiner rüstigen Bad Ass-Truppe „The Expendables" systematisch abgehandelt hat, ist reine Spekulation. Sicher ist dagegen, dass seine vermeintlich großspurige und von vielen Fans als Marketinggedöns abgetane Behauptung aus den Fehlern der ersten beiden Teile lernen zu wollen, durchaus ernst gemeint war. Denn trotz aller Unkenrufe vor allem um die niedrigere Altersfreigabe und eines zumindest in den USA enttäuschenden Box-office-Ergebnisses ist „Expendables 3" in vielerlei Hinsicht der beste Teil der Reihe.
Während der Auftakt seinerzeit enorm von der knalligen Grundidee profitierte ein Stelldichein ehemaliger Actionstars als Ballerparty zu inszenieren, ist mit etwas Abstand die völlige Abstinenz von coolen Sprüchen und einem Mindestmaß an Selbstironie doch arg enttäuschend. Dazu wirken Regie und Erzählrhythmus reichlich holprig und angestrengt. Die Action ist wenig einfalls- bzw. abwechslungsreich, so dass beinahe jedes Problem mit der Schusswaffe gelöst wird und Eric Roberts ist ein zwar solider, aber alles andere als kultiger Villain.
In der Fortsetzung versuchte man dann in erster Linie das Humor-Fiasko des ersten Films zu beheben und schoss dabei ein ums andere Mal über das Ziel hinaus. Vor allem Schwarzeneggers Mantra-artige Penetranz und damit Redundanz der ewig gleichen Terminator-Sprüche steht dafür symbolisch. Aber auch ansonsten übertrieb man es deutlich mit den unzähligen selbstreferentiellen und selbstironischen Anspielungen. Dank des Genre-Profis Simon West auf dem Regiestuhl und der Genre-Legende Jean-Claude Van Damme verzeichneten zumindest Erzählfluss und Bad-Guy-Auftritt einen Qualitätsschub.
In der dritten Runde nun scheint Stallone endgültig die richtige Mischung gefunden zu haben. So stehen endlich Humor und Ernsthaftigkeit in einem ausgewogenen Verhältnis. Man leistet sich hier und da ein paar selbstironische Seitenhiebe, setzt aber ansonsten auf trockenen Humor. Und das mit Erfolg. Während insbesondere im Originalfilm so gut wie jeder coole Spruch daneben ging, gibt es diesmal eine ganze Reihe verbaler Volltreffer. Bestens funktioniert dabei auch Neuzugang Antonio Banderas, der als nervige Killer-Quasselstrippe die meisten Lacher verbuchen kann. Im Verbund mit Stallones wortkargen Expendables-Rudelführer liefert er zudem eine launige Parodie auf ihren gemeinsamen Hit „Assassins".
Ähnliches gelingt auch Mel Gibson, der seinen durch und durch skrupellosen Waffenhändler Conrad Stonebanks als augenzwinkernde Hommage an den Kult-Cop Martin Riggs („Lethal Weapon 1-4") anlegt. Natürlich konzentriert er sich da vor allem auf dessen durchaus ausgeprägte wahnsinnige Seite. Das macht er so gut, dass man es regelrecht bedauert nicht auch Danny Glover als seine rechte Hand zu sehen. Die beiden ikonischen Buddy-Cops als Bad-Guy-Duo wären definitiv noch das i-Tüpfelchen auf einer für Fanboys ohnehin schon festtäglichen Besetzungsliste gewesen.
Denn neben dem etablierten Cast Stallone, Jason Statham, Schwarzenegger, Dolph Lundgren, Terry Crews und Randy Couture sowie den erwähnten Gibson und Banderas durften diesmal auch noch Wesley Snipes und Harrison Ford mitballern. Beiden gönnt Stallone dann auch einen bio- bzw. filmographisch adäquaten Auftritt. Während Knastbruder Snipes alias Dr. Death (wegen Steuerhinterziehung!) von seinem ehemaligen Expendables-Kumpel Barny Ross in einer spektakulären Action aus einem Gefängniszug befreit wird, darf Ford als CIA-Verbindungsmann Max Drummer im großen Finale in bewährter Han Solo-Manier die Gegner in halsbrecherischen Manövern vom Himmel putzen. Die zwei prominenten Neuzugänge hatten jedefalls ganz offensichtlich mächtig Spaß an der bleihaltigen Jungs-Sause und dürfen zumindest aus Fan-Sicht gerne wieder kommen.
Bleiben noch die Frischlinge. Nach einer missglückten Mission beschließt Ross sein Team in Rente zu schicken und für das kommende Himmelfahrtskommando junges Blut zu rekrutieren. Man hat Stallone hier vehement vorgeworfen eine ebenso unnötige wie durchsichtige Anbiederung an ein jugendliches Publikum zu betreiben. Oberflächlich betrachtet mag das so aussehen, auf den zweiten Blick erscheint die Entscheidung für die Integration deutlich jüngerer Action-Kumpels aber schlüssig und konsequent im Sinne des Gesamtkonzepts.
Von Beginn an war das Expendables-Ensemble kein exklusives Stelldichein der Actionstars des Genre-Jahrzehnts schlechthin, der 1980er Jahre. Dafür standen lediglich Stallone und Schwarzenegger. Schon Bruce Willis, Jet Li und auch Van Damme sind bereits eine neue Generation, gleiches gilt für die (ehemaligen) Kampfsportler Crews, Couture und Austin. Mit Jason Statham engagierte Stallone schließlich den aktuell bekanntesten und erfolgreichsten (reinrassigen) Actionstar als zweiten Hauptdarsteller. Und Statham ist gute 20 Jahre jünger als sein Chef. Im Sinne eines von Beginn an generationübergreifenden Konzepts, sind die Mittt- und Endzwanziger Kellan Lutz, Victor Oritz, Glenn Powell und Ronda Rousey also durchaus stimmig. Zumal MMA-Beauty Rousey vor allem in den Kampfszenen eine ausgezeichnete Figur macht.
Ob diese Rechnung letztlich aufgeht, wird der bereits beschlossene vierte Teil zeigen. Die sich abzeichnende finanzielle Enttäuschung von „Expendables 3" wird bei Stallone womöglich erneut zu einem Umdenken führen. Mehr Härte und ein beherztes Pfeiffen auf die Altersfreigabe wäre wünschenswert aber nicht obligatorisch. Denn blutarm bedeutet keineswegs actionslos oder familientauglich. Auch in seiner Kernkompetenz ist der dritte Teil sowohl qualitativ wie auch quantitativ der gelungendste. Ganz ohne Hektoliter an CGI-Blut.
Vielleicht sind die „Expendables" nach drei Auftritten in vier Jahren aber auch entbehrlich oder zumindest Gewohnheit geworden. Für Actionfans ist das definitiv eine schlechte Nachricht. Denn gerade mit dem dritten Anlauf hat Stallone endlich Ton und Richtung seiner Franchise gefunden und einen in jeder Hinsicht überzeugenden Actionfilm abgeliefert. Mit viel Liebe zum und Wissen über „sein" Genre. Laut, schnell, witzig, temporeich, unterhaltsam. Empfehlung? Check.