Die dritte Runde für die Entbehrlichen, allerdings mit neuer Ausrichtung gen jugendliches Zielpublikum, nachdem in „The Expendables 2“ „The Hunger Games“-Star Liam Hemsworth eine Nebenrolle hatte.
Dabei geht es anfangs eher um eine Generation von Expendables, die noch vor der aktuellen Truppe, bestehend aus Lee Christmas (Jason Statham), Gunnar Jensen (Dolph Lundgren), Hale Caesar (Terry Crews) und Toll Road (Randy Couture), am Ruder war. Als einziges von fünf Gründungsmitgliedern ist Barney Ross (Sylvester Stallone) noch aktiv, der Rest tot. Auch Dr. Death (Wesley Snipes), kurz Doc genannt, war noch nicht von Anfang an dabei, aber vor der derzeitigen Besetzung, und wird in der Auftaktsequenz während eines Gefangenentransports befreit. Wegen eines Attentatsversuchs saß dieser acht Jahre im Knast, scherzhaft behauptet er allerdings es sei wegen Steuerhinterziehung gewesen – einer der üblichen Verweise auf die Vita eines Darstellers innerhalb der „The Expendables“-Franchise.
Über den Mittelsmann Max Drummer (Harrison Ford) bietet man Barney einen neuen Auftrag an: Er soll einen Waffenhändler festnehmen. Bei dem Einsatz stellt sich nicht nur heraus, dass es sich bei dem Mann um das totgeglaubte Expendables-Gründungsmitglied Conrad Stonebanks (Mel Gibson) handelt, sondern die Mission missglückt und einer der Söldner wird lebensgefährlich verletzt. Weiter verweist „The Expendables 3“ auf Gründungsmythen des Söldnerteams und den traditionellen Actionfilm, denn natürlich gehörte auch Trench Mauser (Arnold Schwarzenegger) einst zu der Truppe, wie man in einem Dialog zwischen Barney und Doc erfährt. Der in den Vorgängern von Bruce Willis gespielte Mr. Church ist dagegen „out of the picture“, wie Drummer anmerkt – ein Verweis auf Willis‘ Ausscheiden nach zu hohen Gagenforderungen.
Barney will den Auftrag vollenden, seine alten Kameraden aber nicht gefährden, weshalb er ein jüngeres Team, bestehend aus Thorn (Glen Powell), Mars (Victor Ortiz), Luna (Ronda Rousey) und Smilee (Kellan Lutz), anheuert. Das führt natürlich zu Spannungen...
Fast schon exemplarisch könnte die Verärgerung der alteingesessenen Expendables über ihr (natürlich nur temporäres) Ausscheiden für entsprechende Fanproteste angesichts der Verjüngungskur stehen, die dem Film leider nur bedingt gut zu Gesicht steht. Da die Neulinge keine entsprechende Vorgeschichte über ihre Rollen- oder Starvita zu erzählen haben, bekommt jeder eine überlange Rekrutierungsszene spendiert, wobei sich diese Parts dann auch meist noch mit nervigen Wummerbeats anscheinend aufdringlich an die Zielgruppe jugendlicher Discogänger anbiedern wollen. Als wären diese Szenen nicht schon allein zu lang und zu nutzlos, schiebt „The Expendables 3“ dem Ganzen noch eine Szene vor, in der Barney seinen Rekrutierer Bonaparte (Kelsey Grammer) rekrutiert, und eine Szene nach, in der Barney und Bonaparte noch ein Wegwerfgespräch übers Altern führen. Am Ende lautet die Moral, dass Newbies wie alte Hasen gleichberechtigt sind; die Alteingesessenen überwältigen die Gegner lieber mit brutaler Gewalt (als wäre es 1985, wie die Youngster anmerken), der Nachwuchs setzt lieber auf Strategie und technische Gimmicks.
Ob es an der jugendlichen Ausrichtung im Vorfeld, den weiteren Schnitt für das PG-13-Rating oder der Regieleistung Patrick Hughes‘ liegt, dass vielen Actionszenen die Wucht fehlt, das ist schwerer zu beantworten. Dass der Einsatz von Barney und den Youngstern in der Filmmitte unübersichtliches, schlecht montiertes und unspektakuläres Rumgeballer ist, das mag eine eventuell eine Absage an das neue Actionkino sein; gleichzeitig ist aber auch die Auftaktszene nur biedere Pflichterfüllung. Stattdessen sind es der Verhaftungsversuch im ersten Filmdrittel sowie der ausladende Showdown, welche die Veranstaltung noch teilweise retten: Da werden Unmengen von Schergen (meist unblutig) umgenietet, spektakuläre Vehikelstunts mit Autos, Lastern und Motorrädern hingelegt und diverse Schergen in Nahkämpfen erledigt. Letztere sind nicht zuletzt wegen der Fähigkeiten von Fight Choreographer J.J. Perry toll geraten, während die Schießereien und Messerwürfe den letzten Feinschliff vermissen lassen – ob dies eben auf das Rating oder handwerkliche Defizite zurückzuführen lässt, ist nicht so einfach zu erkennen.
Andere Fehlentscheidungen sind dagegen klarer zu benennen. Aufgrund des eher niedrigen Effektbudgets hatte man die CGI-Shots in den Vorgängern auf kurze Szenen beschränkt, die damals schon schwach aussahen, bei „The Expendables 3“ stammen nicht nur einige Explosionen offensichtlich aus dem Rechenknecht, sondern im Finale wird noch ein ganzer Helikopterkampf schlecht animiert. Dass Yin Yang (Jet Li) bei seiner Wiederkehr kein einziges Mal seine Martial-Arts-Fähigkeiten zeigen darf, sondern mit einem Maschinengewehr statisch rumholzt, bekommt dem Film ebenso wenig wie der nervige Dauerquasseler Galgo, dargestellt von Antonio Banderas, bei dem man angesichts seiner Figur denkt, er sei nicht wegen „Assassins“, „Desperado“ und „Der 13te Krieger“ engagiert worden, sondern wegen seiner Vergangenheit als Sprecher von Puss in Boots. Damit bleiben auch die Versprechungen des dritten Teils als ernsteren Sequels bloße Illusion.
Dabei hat Hughes‘ Film, abgesehen vom durchhängenden Mittelteil, durchaus Tempo und die Verweise auf die Ursprünge der Expendables schmieden nicht unwirksam am Mythos der Reihe. Leider kann Stonebanks in gerade mal einer Szene so wirklich sein Charisma spielen lässt, wenn er noch selbst gefangen und gefesselt weder Angst noch Respekt vor seinen Kontrahenten zeigt – da waren die von Eric Roberts und Jean-Claude van Damme gespielten Schurken der Vorgängern dankbarere Rollen. Ebenfalls verschenkt ist die Rolle seines wichtigsten Handlangers: Wo in den ersten beiden Teilen noch Steve Austin und Scott Adkins Akzente setzen konnten, da ist es hier ein bulliger, charismafreier Schlägertyp, der erst zum Showdown wirklich in Erscheinung tritt um dort dann die Hucke von Christmas versohlt zu bekommen. Gerade hier hätte man sicherlich noch einen Actionveteranen unterbringen können, zumal der Film immer wieder mit kleinen Verweisen in Richtung des Genres im Allgemeinen und der Bio- und Filmographien seiner Darsteller im Speziellen arbeitet. Etwa wenn Barney das Freeclimbing Thorns mit einem „I could do that” in Anlehnung an „Cliffhanger“ kommentiert.
Sylvester Stallone als vom Leben gezeichneter Söldner hat sich mal wieder markigste Rolle auf den Leib geschrieben und kann dementsprechend punkten, während Jason Statham von den Alt-Expendables mit ein paar markanten Momenten noch am besten bedient ist. Dolph Lundgren, Terry Crews und Randy Couture dagegen sind total verschenkt, da sie zwar in einigen Actionszenen mitmischen dürfen, sonst aber kaum etwas zu tun haben, während Neuzugang Wesley Snipes noch einige dankbare Szenen erhält. Kelsey Grammer ist routiniert, absolviert aber ähnlich wie Arnold Schwarzenegger und Jet Li nur einen besseren Cameo-Auftritt. Ähnlich sieht es mit dem knurrigen Harrison Ford aus, der so vom Alter gezeichnet ist, dass man ihm den harten Typen nur bedingt abkauft. Wenn man ihn mal lässt, dann sorgt mit Mel Gibson mit seiner launigen Bad-Guy-Performance für Stimmung, während Antonio Banderas an seiner grauenhaft geschriebenen Figur scheitert. Bei den Jungspunden kann Kellan Lutz noch ganz gut punkten, am überzeugendsten ist wohl Ronda Rousey, da man ihr Szenen spendiert, in denen sie ihre MMA-Fähigkeiten zeigen. Blass und unscheinbar bleibt dagegen Glenn Powell, am schlimmsten hat es Victor Ortiz erwischt: Da heuert man einen schauspielerisch unbegabten Boxer an, der im Film nicht boxen darf, und in seiner Rekrutierungsszene eine Superwumme vorführt, die er später nie einsetzt.
„The Expendables 3“ ist kein komplett schlechter Actionfilm, aber ein von Fehlentscheidungen gekennzeichneter: Der dröge Mittelteil, die schlecht eingesetzten, weil offensichtlichen CGI-Spielereien und die eigenwillige, aber nie so recht funktionierende Anbiederung in Richtung jüngerer Generationen sind keine Glanzlichter. Wenn der Film in einigen Actionszenen dann so richtig aufdreht und im Finale der Bodycount noch einmal richtig nach oben schnellt, dann sieht man, was hätte sein können, hätte man das Ganze besser durchdacht, knalliger inszeniert und besser montiert.