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Dan O’Bannon war in erster Linie an Horror- und Science-Fiction-Filmen beteiligt, doch er schrieb auch am Drehbuch für das nur marginal futuristische 1983er Actionvehikel „Blue Thunder“ mit.
Bevor es den blauen Donner allerdings zu sehen gibt verbringt man erst einmal viel Zeit mit dem erfahrenen Piloten Frank Murphy (Roy Scheider), der für die Polizei ins Los Angeles fliegt. Er darf den Rookie Richard Lymangood (Daniel Stern) einarbeiten, was der Film für ausgiebige Darstellungen des (alles andere als realistisch dargestellten) Cop-Alltags benutzen: Straßen absuchen, bei der Jagd auf Räuber Luftunterstützung geben und nackte Frauen beim Turnen bespannen, so macht das Harter-Mann-Sein doch Spaß, vor allem den Hauptfiguren, dem Zuschauer vielleicht weniger.
Allenfalls interessant ist der Tod einer Beamtin bei einem vermeintlichen Überfall, der jedoch die eine oder andere Ungereimtheit aufweist. Doch bevor sich Murphy (oder der Zuschauer) zu sehr darüber wundern kann, wird Blue Thunder eingeführt, ein moderner Überwachungs- und Kampfhubschrauber für den Einsatz in Großstädten. Geflogen wird er von Colonel F.E. Cochrane (Malcolm McDowell), der schon bei der Übung auch Zivilisten-Zielscheiben kaputtballert und nachher nur motzt, dass die Kanone eine Fehlfunktion hatte. Ein böser Pilot (natürlich bevorzugt in Schwarz gekleidet), gefährliche Technologie und dann noch die dem Film vorangestellte Feststellung, dass es alle dargestellten Technologien des Film auch tatsächlich gibt – man ahnt, wohin das Ganze führen wird.

Murphy riecht den Braten, folgt Cochrane bei einem Testflug mit Blue Thunder und nutzt die moderne Observationstechnik um ein Treffen abzuhören, bei dem Cochrane und weitere Verschwörer planen Aufstände in L.A. zu provozieren und Blue Thunder gegen diese einzusetzen. Murphy und Lymangood werden allerdings bemerkt und stehen nun auf der Abschussliste…
Wenn es eines gibt, dass einen für „Blue Thunder“ einnimmt, dann ist das die Action. Anfangs hält sich der Film damit noch bedeckt, legt dann allerdings im letzten Drittel richtig los: Eine Autoverfolgungsjagd zu Boden sorgt für ein wenig Blechschaden, parallel dazu ist aber vor am Himmel etwas los, wenn verschiedene Instanzen Jagd auf den fälschlicherweise beschuldigten Murphy machen, der sich mit Hilfe von Blue Thunder anderer Hubschrauber und zweier F16 erwehren muss. Dabei spielen nicht nur der Aufwand, der hier zur Schaffung spektakulärer Luftkämpfe betrieben wurde, und die Stunts dem Film in die Hände, sondern auch John Badhams gewohnt routinierte Regie, die man von dem verlässlichen Handwerker kennt.
Abseits des famosen Finales ist „Blue Thunder“ dann allerdings ein Routineprodukt durch und durch, schon zu sehen an der eher funktionalen denn wirklich raffinierten Geschichte, die aber immerhin mit Tempo abgespult wird, sobald der titelgebende Hubschrauber ins Spiel kommt. Zuvor muss man sich allerdings mit der überlangen Exposition zufriedengeben, welche die Figuren trotzdem nur rudimentär charakterisiert: Murphy ist das Flieger-As mit traumatischer Vietnamvergangenheit, deren genauere Umstände man sich schnell zusammengereimt hat, er hat eine Freundin, deren einzige Eigenschaften es anscheinend sind ein Kind zu haben und ihn trotz seiner Macken zu lieben, Lymangood ist der Rookie und Cochrane halt der Arsch vom Dienst.

Auch die Überwachungskritik ist etwas zwiespältig: Der Film betont, dass es diese Technologie gibt, zeigt Missstände auf, gerade im Klassenverhältnis der USA, bleibt dann aber vage: Der Heli soll also zum Kampf gegen provozierte Aufstände genutzt werden, das wann und wie der Taktik der Verschwörer wird aber nicht weiter erklärt. Auch der Handlungsstrang um die ermordete Beamtin wird kaum richtig ausgespielt. Noch dazu ist „Blue Thunder“ stellenweise übertrieben auf Familienfreundlichkeit getrimmt, das lächerlichste Beispiel ist wohl dieses: Da lenkt Murphy eine wärmegesteuerte Rakete ab, indem er nah an eine Hähnchenbraterei fliegt. Anscheinend besitzt das geschlossene Gebäude ein Raketenfrühwarnsystem, denn die Köche rennen alle panisch raus, sodass bei der Explosion keiner zu Schaden kommt.
Roy Scheider rattert die Rolle des harten Hundes dann routiniert herunter, ist zwar nicht groß gefordert, aber das ist hier kaum jemand. Malcolm McDowell gibt einen eindimensionalen, aber markigen Schurken ab, während Daniel Stern als verschmitztes Greenhorn mit Herz am rechten Fleck noch die beste Leistung abliefert. Die restlichen Darsteller, darunter Warren Oates, Candy Clark und Joe Santos dagegen bleiben bessere Stichwortgeber.

Das Finale von „Blue Thunder“ macht wirklich Spaß und liefert famose Fliegeraction, ansonsten ist Badhams Film ein ziemliches Routineprodukt mit einer einfachen, aber funktionierenden Geschichte, schablonenhaften Charakteren und einer leider überlangen Exposition. Nette Sache, aber letztlich nichts Besonderes.

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