Review

Vergessene Perlen gibt es tatsächlich noch immer - Zumindest filmischer Natur!
„Beyond Hypothermia“ ist eine solche. Unbekannte Darsteller/innen, kleines Budget – aber große Wirkung!!

Eine namenlose Killerin ohne Erinnerung an ihre Vergangenheit inkl. Familie, Kindheit usw. ist die Heldin dieses Films.
Ihre Aufträge erhält sie von ihrer Mama-San, die zwar keine sexuellen Kontakte vermittelt, dafür aber etwas mehr endgültige, tödliche. Die Heldin ist des Tötens aber müde, zuwenig Leben hat sie gelebt, zuviele genommen. Sie kennt nur die kalte, dunkle Seite des Lebens – ohne eigenen Namen, ohne Vergangenheit – ohne Zukunft?
Instinktiv sehnt sie sich nach Wärme, menschlicher Wärme und landet auf ihrer Suche danach in einer typisch asiatischen Suppenküche irgendwo in Hongkong.
Anfangs ist das einzig warme, was sie dort erhält zwar nur eine Suppe, aber im Laufe der Zeit entwickelt sich zwischen ihr und dem Suppenkoch Sympathie und schliesslich Liebe.
Nebenbei hat sie aber auch noch ihre Jobs zu erledigen und einer davon führt sie nach Korea, wo sie zwar erfolgreich ihre Zielperson und andere eliminiert, aber danach auf der Abschußliste eines örtlichen Kriminellen landet, der fortan nichts anderes mehr im Sinn hat als an ihr Rache für seine erschossene Verlobte zu nehmen.

Was sich in dieser Kurzbeschreibung der Story vielleicht etwas seltsam anhört ist in Wahrheit ein wirklich gelungenes Stück asiatischer Filmkunst.

Lange bevor die Gruselstreifen aus Asien hierzulande für Aufmerksamkeit sorgten galten Filme aus Hongkong als inbegriff für entweder hirnlose Kung-Fu-Action, grenzdebile Martial-Arts-Komödien oder auch schlichtweg für billig produzierten und inhaltsleeren filmischen Müll.
Die Wende kam mit John Woo, der mit seinen Heroic-Bloodshed-Action-Filmen nicht nur die Action auf ein neues Level brachte, sondern vielen seiner Filme auch noch einen melancholischen Touch in Verbindung mit einer nahezu perfekten filmtechnischen Umsetzung verpasste. Im Zuge dieser Erkenntnisse wurde wohl auch „Beyond Hypothermia“ gedreht.

Hier wurde das bereits erwähnte dann aber nahezu perfektioniert und auf Zelluloid gebannt. Tolle, blutige Shoot-Outs wechseln sich hier mit teilweise wundervoll melancholischen Szenen ab und bieten dem dafür empfänglichen Zuschauer ein wirklich gelungenes filmisches Erlebnis!

Man merkt dem Film zwar fast ständig das nicht gerade großzügige Budget an, doch trotzdem verfehlt er seine Wirkung nicht und schaffte es locker mich auf seine Seite zu ziehen und bestens zu unterhalten!

Nachdem ich inzwischen schon mehrfach auch während der Regenzeit in Asien Urlaub machte und ich von dem Gefühl des nächtlichen, warmen Regens auf meiner Haut einfach nicht genug bekommen kann, fällt mir natürlich der Einstieg in das hier gezeigte, regnerische Hongkong nicht allzu schwer. Die Atmosphäre mit den zu fast jeder Tages- und Nachtzeit geöffneten allgegenwärtigen Suppenküchen und Moped-Barbeque-Grills ist absolut realistisch und versetzt mich persönlich geradezu schlagartig in eine Art von Vor-Urlaubs-Ekstase. Würden hier noch die dazugehörigen Düfte transportiert wäre mein Glück grenzenlos...
Man kann leider nicht alles haben, aber die Story, die Action und das Flair sind schon weitaus mehr als die meisten anderen Streifen bieten können!

Darstellerisch kann vor allem die Darstellerin der Killerin punkten. Speziell in den Szenen, als sie mangels Fotos aus ihrer Vergangenheit beginnt sich selbst zu fotografieren. Ohne großes Tam-Tam schafft sie es nur anhand ihrer Mimik das ganze Drama ihrer Lage zu vermitteln.
Die restlichen Darsteller/innen sind zwar nicht ganz so gut, liefern aber einen ordentlichen Job ab.

Kleinere Kritikpunkte liefern noch einige etwas wirr inszenierte Szenen, bzw. die Schnitt-Technik, aber insgesamt ist „Beyond Hypothermia“ wirklich als gelungen und sehenswert zu bezeichnen.

Leider ist die bisher einzige in Deutschland veröffentlichte DVD-Fassung technisch recht dürftig geraten.
Ein in besserer VHS-Qualität vorliegendes Bild, ein alles andere als überzeugender Ton und dazu noch keine filmbezogenen Extras hat der Film wirklich nicht verdient!!

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