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Während seines einzigen Ausflugs in den Italowestern durfte Horror-Regisseur Massimo Pupillo („Five Graves for a Medium”, „Scarletto - Schloß des Blutes“) mit dem damals noch ganz jungen und am Anfang seiner Karriere stehenden George Eastman („Ben und Charlie“, „Antropophagus“), der nach seinen ersten Gehversuchen in staubigen Cowboystiefeln zu einer der bekanntesten Darsteller des italienischen Kinos der Siebziger und Achtziger wurde und oft in berüchtigten Produktionen mitwirkte, zusammenarbeiten.

In „Django tötet leise“ gibt er sich als treffsicherer Fremder zu erkennen, der in Santa Ana eigentlich nur seinen Freund Sanders besuchen will, den allerdings tot vorfindet und sich alsbald die beiden terrorisierenden Banden der Kleinstadt frei nach dem Prinzip von „A Fistful of Dollars“ zurechtlegt und sich einen alten Mann als Unterstützung an seine Seite nimmt.
Die deutsche Synchronisation ist derweil darum bemüht das Geschehen mit ein paar lockeren Sprüchen aufzuwerten, die in der Originalfassung sicher so nicht vorgesehen sind, aber hier zumindest nicht so aufgesetzt und überzogen wie in artverwandten Produktionen wirken.

Denn eigentlich meint Massimo Pupillo diesen Film ziemlich ernst. Gleich anfangs lässt er eine rastende Siedlerfamilie inklusive Frau und Kind von einer Gruppe Mexikaner ermorden, bevor Django (Glaube im Original heißt er Bill..) einschreiten kann. Doch der kann das Massaker nicht mehr verhindern, dafür aber wenig später die Vergewaltigung der hübschen Linda (Liana Orfei), die eine Art Besitztum des lokalen Obergangsters Thompson (Luciano Rossi) darstellt, weil sie den Ort einer lukrativen Goldmine nicht verraten will. Denn für dieses Geheimnis musste schon ihr Mann durch die Hände von Thompsons Männern sterben.

Bereits früh wird deutlich, dass es in „Django tötet leise“ nahezu durchgängig von üblen Individuen wimmelt, denen Django erst einmal die Flötentöne beibringen muss. Gleich nach seiner Ankunft in Santa Ana, das leider viel zu leblos wirkt und optisch wie eine windschiefe Geisterstadt aussieht, zeigt er einem Halben Dutzend Handlangern, die ihn neckisch begrüßen, wie er mit dem Colt umgehen kann, nur um sie wenig später auf dem Friedhof für Sanders und dessen toter Familie Gräber buddeln zu lassen.

Die harte, schmutzige Inszenierung von Pupillo relativiert George Eastman immer wieder positiv, in denen er sich nicht gänzlich den typischen Gebärden des wortkargen Fremdling verschreibt und neben lockeren Kommentaren hin und wieder auch ein strahlendes Lächeln hervorzaubert. Überhaupt fällt Eastman durch sein ausstrahlungsstarkes Charisma auf, das alle Nebendarsteller neben ihm verblassen lässt und ihn damit zum wichtigsten Bestandteil des Films macht. Sein Django ist nicht direkt bedrohlich, sondern amüsiert sich eher über seine Feinde und spielt mit ihnen (die Kerben im Gürtel sind ein sehr lässiger Einfall), nur um dann umso entschlossener zuzuschlagen. Er lässt zwar Trauer und Rache in Bezug auf den Tod seines Freundes vermissen, weswegen ihm auch nie die Coolness abgeht, aus der Riege zweitklassiger Django-Verschnitte ragt er aber definitiv heraus.

Denn Pupillos Regie ist schön dreckig und rau, womit er dann auch eindeutig den Spuren Sergio Corbuccis folgt, doch meist mangelt es ihr an Individualität. Eine der seltenen, wirklich erstklassig gelungenen Sequenzen ist die, als in einer Blitz & Donner – Gewitternacht ein paar Männer versuchen Django in seinem Bett überraschen, wobei der das natürlich längst vorhergesehen hat und mit zwei akrobatischen Aktionen sich der Widersacher entledigt. Hier kam Pupillo wohl auch seinen Erfahrung als Horrorregisseur zugute, denn mit dem effektiven Wetterspiel im Hintergrund gehört dieses leider zu kurze Scharmützel zu den besten des Films.

Die weitere Geschichte selbst hält größtenteils nur an Bewährtem fest, wobei Djangos Liebe zu Linda einen etwas zu kitschigen, aber bis zum Schluss dankbar kurz gehaltenen Zwischenspurt darstellt.
Die Story hingegen versandet zwischenzeitlich etwas ziellos, als Django, der eigentlich nur auf die Rückkehr von Thompson wartet, sich von einer Gruppe in Santa Ana eintreffender Waffenhändler fürstlich für den Auftrag entlohnen lässt, sie durch einen labyrinthartigen Canyon zu manövrieren, wo El Santo (Der nächste mit `ner schmierigen Gang...) und seine Männer eigentlich Wegezoll verlangen.

Die sich in Grenzen haltende Dankbarkeit dieser Männer ist dann auch gleichzeitig der Initiator zu Djangos riskanten Plan alle drei Parteien gegeneinander auszuspielen, indem er El Santo ein paar Tipps gibt und Wegmarkierungen der Waffenhändler innerhalb des Labyrinths neu anordnet, so dass es zwangsläufig zu einem Aufeinandertreffen der Parteien kommen muss. Der Plan geht zwar nicht ganz auf, stellt aber, auch weil aus dem ausführlichen Shootout ein hoher Bodycount resultiert, eine Abwechslung zur zu oft kopierten Leone-Idee dar.

Djangos Motivwechsel (Wobei die Rache bei ihm ohnehin nie gänzlich im Vordergrund stand.) hin zur Dollargier und das doch reichlich unerwartete Ableben einer sympathischen Nebenfigur halten später noch ein paar Überraschungen innerhalb der konventionellen Geschichte parat. Auch Djangos keinesfalls grenzenlose Selbstsucht und sein heraufbeschworenes Duell mit dem ständig nervös zuckenden, feigen, aber auch leicht reizbaren Henchman bieten willkommene Abwechslung.

Stimmungsbrüche, wie die unvermittelt einsetzende Partie im Saloon mit jeder Menge Frauen des selben Gewerbes mit einer anschließenden, zünftigen, etwas zu witzig gemeinten Barschlägerei innerhalb eines bis dahin menschenleeren und kargen Films verhindern dann letztlich einen Aufstieg in die erste Western-Liga. Auch die zunächst misslungene Flucht Lindas und die Festsetzung Djangos, der sich in seinem riskanten Spiel leider etwas verzettelt, sind schlicht zu bekannte Storykniffe, als das sie zumindest die erfahrenen Semester noch großartig überraschen.

Der finale, feurige und wiederum sehr ausführliche Shootout mit allen Beteiligten und einem wiederum hohen Bodycount entschädigt dann allerdings noch mal für viel Vorhersehbares und führt zu einem versöhnlichen Abschluss, bei dem Django ultracool wie Phoenix aus der Asche aus den Trümmern eines abgebrannten Gebäudes völlig unbeeindruckt emporsteigt, um mit dem übrig gebliebenen Rest aufzuräumen, seine Frau in die Arme zu schließen und zufrieden gen Untergang zu reiten.


Fazit:
„Django tötet leise“ gehört zum gehobenen Durchschnitt seiner Art, was er vor allem seinem gut aufgelegten Hauptdarsteller George Eastman zu verdanken hat, der mit seiner Rolle mehr anstellt, als nur zum x-ten Mal Franco Nero zu kopieren. Die Geschichte des Unbekannten der in eine Stadt reitet, die von Banditenbanden beherrscht wird, die er letztlich geschickt gegeneinander ausspielt, hält nur wenige Überraschungen bereit, kann jedoch zumindest sekundär mit ein paar guten Ideen (z. B. Labyrinth) punkten. Regisseur Massimo Pupillo inszeniert kompetent in rauen, schmutzigen Bildern, glänzt aber leider nur in wenigen Momenten, weswegen Highlights auch rar gesät sind.
Es ist also nicht alles Gold, was glänzt, doch der Genrefan macht mit „Django tötet leise“ eigentlich nichts falsch. Ohne zu sehr auf ausgetretenen Pfaden zu wandeln, vermag der Film über die volle Distanz zu unterhalten, die etwas kitschige Romanze denkbar kurz zu halten und mit ausführlichen Schießereien aufzuwarten. Die Kommentare Djangos sind zumindest in der deutschen Fassung zudem noch eine nette Dreingabe.

Nur der junge Mexikaner, der tat mir am Schluss ein wenig Leid.

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