„Giant“, ein Film dessen Titel Wort hält, denn neben dem titelgebenden Öl-Giganten ist auch die Laufzeit von 193min wirklich gigantisch.
Eine sicherlich nicht einfach verdauliche Laufzeit, doch der Stoff dem sich George Stevensons wunderschön bebildertes Mammutwerk annimmt, ist umfangreich und wird sinnvoll ausgearbeitet.
Grob abstrahiert handelt es sich um ein groß angelegtes Familiendrama, das zum einen mit dem Einbezug von Latino-amerikanischen Volk den Rassismus thematisiert, zum anderen mit dem biographisch angehauchten Werdegang des Jett Rink „vom Tellerwäscher zum Millionär“, quasi als Alter Ego für den damaligen Öl-Riesen Glenn McCarthy fungierend, Kapitalismus in seinem sozial unerfüllten Leidwesen aufgrund rein materialistischer Orientierung kritisch ankreidet.
Das Resultat ist einer der bedeutendsten Filmklassiker, der Nationalfilm Texas und rückblickend auch der letzte Film von James Dean. Dieser verkörpert besagten Jett Rink, und darf im Jungstadium seiner Rolle einmal mehr den rebellischen „Lone Wolf“ mimen, ehe er als titelgebender Öl-Gigant seinem kapitalistisch angelegten Charakter durch Machtgewinnung neuen Ausdruck verleiht.
Doch trotz der Titelrolle und dem sicherlich bekanntesten Namen kann Deans Figur nur einen Minor-Anteil der Screentime verbuchen, und weicht den eigentlichen Protagonissten im Film, nämlich dem Ehepaar Jordan Benedict (Rock Hudson) und Leslie (Elizabetz Taylor).
„Bick“ Benedict ist ein texanischer Großgrundbesitzer, der schon zu Beginn des Filmes Leslie kennenlernt und heiratet. Das Eheleben findet dabei in fast schon kitschiger Harmonie statt, doch schon bald machen sich die ersten Uneinigkeiten breit, wenn Bicks rassistisch geprägter Charakter zum Vorschein kommt, und den hauseigenen Arzt für die eigene Familie beansprucht, nicht jedoch wie auf Wunsch der Frau für benachbarte, sterbenskranke Mexikaner.
Der Schicksalsschlag, den die Familie schließlich mit der tödlich verunglückten Schwester Luz erleidet, ist aber dann die eigentliche Schlüsselszene, die die Handlung erst richtig in die Gänge kommen lässt. Hier kommt Jett Rink ins Spiel, der Gegen die Erwartung von Benedict und dessen Geschäftskollegen das von Schwester Luz vererbte kleine Grundstück annimmt, anstelle den doppelten Wert dafür von Bick zu kassieren.
Bis zu jenem Zeitpunkt war Dean der eigentliche Sympathiebolzen im Film, und kann mit seinem zurückgezogenen Leben im Stile eines einsamen Wolfes und der zuvorkommenden Art Benedict's Frau gegenüber noch beim Publikum punkten, während Bick durch sein selbstsüchtiges und macht-orientiertes Verhalten eher Antipathien auf sich zieht; erst recht dadurch, weil er sogar eine kriminelle Ader erkennen lässt, und erwägt Rink gar aus dem Verkehr ziehen zu wollen.
Rinks entscheidende Szene, in der er das Öl findet, bewirkt daher auch ein inneres Jubeln beim Zuschauer, doch hier wendet sich auch sogleich das Blatt, da Jett mit seiner neu entdeckten Goldquelle im Nu seinen bisher verborgenen widerlichen Charakter präsentiert, womit sich der Zuschauer an dieser Stelle von beiden Kontrahenten distanziert.
Der nun immer zwischen dem stetig weiter expandierenden Öl-Imperium „Jetexas“ und den sich anhäufenden Familienproblemen im Hause der Benedicts wechselnde Erzählstil, verdeutlicht die Kontraste zwischen den Kontrahenten und deren jeweiliger Vergangenheit.
Herz zerreißen wird es, wenn Mutter samt Kinder Thanksgiving in Maryland verbringen und einen einsamen Jordan Benedict allein am reichlich gedeckten Esstisch zurück lassen.
Hier können durchaus Gefühle transportiert werden, und mit Bicks Hinterherreisen findet diese kurzfristige Familienschwierigkeit auch ein kleines Happy End.
Hier macht Bick eine positive Entwicklung durch, und kann sämtliche Zuschauerinteressen auf sich ziehen, nicht zuletzt dadurch, weil er die Rechtschaffenheit aufweist einem rassistischen Restaurantbesitzer Paroli zu bieten, während Jett Rink immer mehr zum Aas wird, und in seiner letzten Szene verdient würdelos versinkt.
Rundum glaubhaft entwickeln sich die Charaktere zu dem, was sie am Ende sind, denn die etwa 25 Jahre umrahmende Handlung wirkt mit den über 3 Stunden Laufzeit entsprechend gedehnt, und gestalten den Wandel überaus flüssig und natürlich.
Selbstverständlich ließe sich die unverändert junge Haut der zu grauhaarigen Eltern gealterten Bick und Leslie kritisieren, und gerade gegen Ende wirkt die ein oder andere Szene etwas zu ausführlich erzählt, doch das nagt an der Qualität des Filmerlebnisses nur wenig.
George Stevensons großes Vorzeigewerk begeistert auch heute noch mit authentischen Kulissen, tadellosem Schauspiel und für damalige Verhältnisse aufwendige Inszenierung.
Auch wenn die drei Stunden Film etwas zu trocken erzählt sein mögen, werden dennoch erfolgreich moralische und ethnische Werte vermittelt, die aus dem gesamten Film ein überaus prägendes Werk schaffen. Ganz großes Kino!