Nach der Ermordung ihrer Eltern kennt die bisher so unschuldige Sawa nur eines: Sie will die Mörder zur Strecke bringen. Mit der Hilfe von Karl Aker, dem einstigen Partner ihres Vaters, und eines mysteriösen Freundes aus ihrer Vergangenheit, lässt sich die junge Frau zur Killerin ausbilden, zu einer kompromisslosen Tötungsmaschine, die sich von nichts und niemandem aufhalten lässt. Ohne Rücksicht auf Verluste schlägt sie eine Schneise der Verwüstung durch die Unterwelt der Stadt, um ihr Ziel zu erreichen.
Mit "Kite - Engel der Rache" präsentiert Regisseur Ralph Ziman die Realverfilmung eines berüchtigten Mangas und erzählt dabei eine Geschichte, die von der Geschichte her schon ein wenig an Luc Besson's Meisterwerk "Leon - Der Profi" erinnert. Die Ähnlichkeiten beschränken sich dabei jedoch ausschließlich auf inhaltliche Anlehnungen, denn von der Klasse her kann das vorliegende Werk auf keinen Fall mithalten. Das bedeutet aber keineswegs das es sich hier um einen schlechten Film handelt, den der geneigte Fan des Action-Genres wird streckenweise richtig gut bedient. Da ich die Original-Vorlage nicht kenne fällt es umso leichter an dieser Stelle eine möglichst objektive Meinung zu bilden und die fällt keinesfalls so schlecht aus, wie manche bisher zu lesende Kritiken es vermuten lassen könnten. Ohne den direkten Vergleich ziehen zu müssen offenbart sich nämlich ein Szenario, das allein durch seine dreckige-und düstere Grundstimmung punkten kann. Gleichzeitig beinhaltet der Film eine durchaus an ein Comic erinnernde Visualisierung und die Schauplätze des Ganzen hinterlassen den Eindruck totaler Tristesse und Hoffnungslosigkeit. In der hier dargestellten Welt möchte man keinesfalls leben, denn schöne Dinge sucht man in "Kite" absolut vergeblich. Vielmehr präsentiert sich eine Stadt, in der anscheinend alles zerstört wurde, so das man lediglich mit einer Anzahl von Trümmer-Häusern konfrontiert wird die nicht gerade einen einladenden Eindruck beim Zuschauer wecken.
Hier liegt auch ganz eindeutig eine der Stärken der Geschichte, eine weitere sind sicherlich die vorhandenen Action-Passagen, die gut über die gesamte Laufzeit verteilt wurden. Für eine 16er Freigabe enthält das Geschehen dann auch einige richtig harte-und blutige Momente, die man in dieser Form nun wirklich nicht erwarten konnte. Es macht einfach Spaß die kleine wie eine Lolita wirkende Sawa auf ihrem Rachefeldzug zu begleiten, auf dem sie die Mörder ihrer Eltern zur Strecke bringen will. Hilfreich zur Seite steht ihr dabei der Cop Karl Aker, der im Laufe der Zeit aber noch eine ganz andere Rolle einnehmen soll. Samuel L. Jackson agiert in der Rolle recht souverän, hat aber definitiv schon weitaus bessere Tage gesehen, in denen er insbesonders in schauspielerischer Hinsicht weitaus überzeugender agiert hat. Dennoch wirkt er gewohnt cool und lässig, ohne dem Film aber in irgend einer Weise seinen Stempel aufzudrücken. India Eisley als Sawa lenkt hier vielmehr den Fokus immer wieder auf sich, wobei es allerdings ein wenig unglaubwürdig erscheint, wie sich das junge Mädel scheinbar mühelos durch die Reihen ihrer Feinde mordet und dabei phasenweise zu einer regelrechten Kampf-Amazone mutiert.
Was dem Film ein wenig abgeht ist die inhaltliche Tiefe, denn in dieser Beziehung hat man doch ganz eindeutig mehr auf den reinen Unterhaltungswert des Szenarios gesetzt, als das man die Geschichte an sich ein wenig intensiver beleuchtet. So bekommt man dann auch eher spärliche Informationen darüber wie Sawa's Familie ums Leben gekommen ist. Ein wenig mehr Hintergrund wäre nicht schlecht gewesen, doch auch in vorliegender Form werden am Ende alle Rätsel um die Ermordung der Eltern aufgeklärt. Als eigenständiges Werk funktioniert "Kite - Engel der Rache" also recht gut und bietet ein unterhaltsames Action-Szenario, wie es sich allerdings im Vergleich mit der Original-Vorlage verhält, kann ich aus den schon genannten Gründen erst gar nicht beurteilen. Wenn man noch einmal kurz auf die inhaltlichen Anlehnung zu "Leon - Der Profi" zurückkommt dann muss man zweifelsfrei feststellen, das vorliegender Film im Gesamtergebnis selbstverständlich nicht gegen Besson's grandiosen Film anstinken kann. Dafür ist "Kite" jedoch auch überhaupt nicht ausgelegt, denn hier zählt einzig und allein die Kurzweil die definitiv vorhanden ist.
Freunde actionreicher B-Movies können an dieser Stelle also bedenkenlos zugreifen, sollten die Story aber keinesfalls an ihrer inhaltlichen Substanz messen, sondern sich vielmehr an einer gelungenen Atmosphäre und toll inszenierten Action-Szenen erfreuen. In darstellerischer Hinsicht kann man sich auch nicht unbedingt beschweren, wobei aber auch keinerlei Schauspiel an den Tag gelegt wird, das eine Oscar-Nominierung rechtfertigen würde.
Fazit:
Ich persönlich würde "Kite - Engel der Rache" etwas oberhalb des normalen Durchschnitts ansiedeln, denn das Werk weiß doch größtenteils bestens zu unterhalten. Auf Glaubwürdigkeit und Logik sollte man allerdings keinen allzu großen Wert legen, was ganz besonders in der Darstellung der jungen Sawa immer wieder stark zum Ausdruck kommt. Also am besten Gehirn ausschalten und wohlig berieseln lassen, dann macht man hier auf keinen Fall etwas falsch.
6,5/10