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Zuviel ist zuviel...28.02.2017

Es gibt Filme, die den Betrachter wirklich überraschen. Leider sieht man nicht viele Filme aus dieser Kategorie, aber um so größer ist die Freude, wenn man man etwas genießt, was es so noch nicht gegeben hat, einen Film, der sich nicht an den Mainstream Hollywoods hält, sondern seinen ganz eigenen Weg geht. Dieser hier ist ein solcher Film, ein ganz eigenes Produkt, das davon handelt, was man tut, wenn es einfach genug ist...und was das für Folgen haben kann. Der einzige vergleichbare Film hierzu ist der nun schon recht betagte Falling Down mit Michael Douglas, mit dem Unterschied, daß dort eine einzelne Geschichte erzählt und zu Ende gebracht wird, samt Motivbeschreibung der Figuren, während man hier eine Handvoll Kurzgeschichten erleben darf, die nicht miteinander verzahnt, sondern in sich abgeschlossen sind.

Alle Geschichten haben das gleiche zentrale Thema: was macht man, wenn man den Depp neben sich / die Obrigkeit / den lügenden Lebenspartner / den gehässigen Lehrer usw. nicht mehr ertragen kann? Genau, man schluckt es normalerweise runter und macht einfach weiter, mit der Folge des Magengeschwürs und seelischen Unwohlseins. Hier aber sieht die Sache anders aus, denn die Figuren des Films, Menschen wie Du und ich, nehmen etwaige Demütigungen nicht hin, sondern wehren sich, rasten aus...ohne Rücksicht auf die Folgen. Das ist toll, denn es zeigt, daß in unserer angepaßten Gesellschaft auch andere Wege als der schon im Kindergarten gelehrte Kuschelkurs existieren.

Da der Film aus Argenitinien kommt, sind die Gesichter für den Europäer unverbraucht. Die Darsteller machen allesamt einen guten Job, filmisch ist hier alles im Soll, handwerklich gelungen, doch das Highlight sind die Stories, die den Gedanken des "jetzt ist es aber wirklich mal genug" in feiner Weise transportieren. Einen Hänger, klitzeklein, gibt es bei der Geschichte um den Mann und seine Strafzettel, daher auch nicht die Höchstnote, aber diesen Film lege ich wirklich jedem ans Herz. Bitte nicht gucken, wenn der Arbeitstag mal wieder den launenhaften, miesepetrigen Chef oder Kollegen bereit hatte, weil dann die Gefahr der Eskalation am nächsten Tag groß ist...obwohl, vielleicht sollte man doch einfach mal...so schlimm kann es ja nicht sein...eben. Ist es auch nicht. Wer immer brav nickt und duckt, bleibt klein und schwach...9/10.

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