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Werner Herzogs Interpretation des Klassiker-Stoffes "Nosferatu" hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Auf der Habenseite kann das "Phantom der Nacht" zum einen auf seine guten Darstellerleistungen (insbesondere Klaus Kinski blüht als geradezu psychopathisch dreinschauender und sich dementsprechend eigenartig bewegender Vampirfürst auf - aber auch Bruno Ganz überzeugt), zum anderen gelingt es Regisseur Herzog, durchaus eine stimmige Atmosphäre aufzubauen. Dieses gelingt ihm mit mitunter inflationär eingesetzter, feierlich anmutender Seuselmusik und in optischer Hinsicht mittels recht gelungener Kulissen in ansprechender Weise.

Doch schließt hier auch gleich eine der auffälligsten Schwächen des Filmes unmittelbar an: Herzog zieht seinen Film teilweise enorm in die Länge. Oftmals verweilt die Kamera locker eine halbe Minute in Einstellungen, in denen es überhaupt nichts zu sehen gibt außer beispielsweise einem schlichten Gebirgszug Transilvaniens. Auch fehlt nahezu immer das letzte Gespür in Sachen Spannungserzeugung - ja, eigentlich ist der Film praktisch kaum spannend sondern vielmehr actionarm und eher zäh wie Gummi! Darüber können auch die wenigen, wirklich gruseligen Szenen (Transilvanien) und die groteske Szenerie der pest-geplagten Stadt Wismar nicht komplett hinwegtäuschen. Potential wurde unter anderem auf der Schiffsreise leichtfertig verschenkt, das Original lässt herzlich grüssen...

Es bleibt schlussendlich dank schaurig-beklemmender Atmosphäre und freilich Ikone Klaus Kinski ein sehenswerter aber insgesamt viel zu langer Vampir-Gruseler. Herzog-Fans werden natürlich dessen Stil lieben, für den Otto-Normal-Seher dürfte es aber einmal mehr eher heissen: Vielleicht hätte ein anderer Regisseur hier noch mehr rausgeholt...

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